Gallery Diary - Galerie Krinzinger | Christian Eisenberger

SEHN SIE TIEF 9975–15432–32718 ist Christian Eisenbergers bislang umfangreichste Einzelausstellung in der Galerie Krinzinger. Eisenberger bespielt erstmalig alle Räume der Galerie Krinzinger und setzt seine Malerei in Zusammenhang mit LandArt Fotografien, Skulpturen und situativen Installationen.


sehn sie tief- sensitiv, laut Duden; leicht reizbar, überempfindlich, feinnervig. Das trifft wohl auf einige, wenn nicht gar auf die meisten Menschen (Tiere,Pflanzen, Organismen,...) zu und nicht nur auf KünstlerInnen oder der Beschreibung ihrer Kunstwerke. Jedenfalls ist das Gefühl bei der Suche nach einer künstlerischen Ausdrucksweise sehr wichtig, es beginnt mit einem kleinen Trieb und wächst sich allmählich zu einem reifen Stamm aus. Doch weiß man am Anfang nie, wie stark eine jeweils begonnene Sache am Ende wird. Das Einladungskarten-Motiv ist der Paradoxie geschuldet, der Jäger wird zum Gejagten, das Schnitzel schießt zurück, etc... auch ist das Schwarze der Zielscheibe vergleichbar mit der „erweiterten“ Kunst-„Kritik“-Pupille. Es sieht so aus als ob, also es ist was es ist...

CHRISTIAN EISENBERGER, Sehn Sie Tief 9975 - 15432 - 32718, Ausstellungsansicht, Galerie Krinzinger, 2020, photo Anna Lott Donadel

9975-15432-32718 Die Menschen werden vermehrt mit Zahlen in jeglichen Gebieten vermessen. Insofern wäre es vermessen, es nicht auch im Titel zu zeigen. Die erste Zahl bemisst die Anzahl der Pappfiguren. Die zweite ist die Anzahl der Lebenstage des Künstlers zu Beginn der Ausstellung am 5. November. Die dritte sind Skizzen und Zeichnungen jeglicher Art in der Größe von A4, die in Stahlgerüsten eingeschweißt sind. Und dadurch nur am Rand als Sediment ersichtlich.

Zu sehen ist erstmals die Gegenüberstellung zweier komplett unterschiedlicher Bildgestaltungsmethoden. Die eine ist eine zeitlich sehr aufwändige Technik bei der die unzähligen Farbschichten immer Trocknungspausen benötigen und so die Bilder oft monatelang, wenn nicht gar längere Pausen dazwischen kommen, auch Jahre benötigen bis zur Vollendung.

Diese piktographisch erscheinenden Malereien setzten sich aus Fragmenten zusammen, die bei anderen Bildprozessen entstanden oder übriggeblieben sind. Seit ca. 2014 entstehen diese „flachen“ Bilder wo sich kein Pinselstrich zeigt. Das mag wohl auch einer Verweigerungshaltung der Typologien der Traditionen sein.

Die figurativen Silikonbilder hatten eine Pause von über 10 Jahren, durch einen Atelierwechsel versickerte diese Serie. Doch heuer im Sommer kam ich wieder auf diese abrupt beendete Silikon-Bildnisse, quasi ein Return. Und auch nach Jahren der Konzentration auf eine Sache war es wieder ein Bruch und Neubeginn oder eine Fortsetzung einer unvollendeten Bilderentstehung. Bei diesen Bildern fungiert das Sanitärsilikon als Damm, der die Farbfelder in Richtungen und Räumen begrenzen sowie lenken soll. Doch meist scheitert dieses Vorhaben und es kommt zur Farbüberschwemmung, meist im Mittelfeld des Bildes. Kolorierung vs. Linie.

Der Mensch schläft meist auf Matratzen, und die Farbe auf Leinwänden. Bei den Federkernbildern ist es umgekehrt, dort ist die Farbe gebunden am Schlafgerät. Gute Nacht. Die Leinwand entfällt, die Matratze hängt, die Farbe auch.

Christian Eisenberger, Untitled, 2020, Acryl auf Leinwand, 160 x 200

Die Collagen entstanden aus Fotografien alter mitteleuropäischer Kirchen und Kathedralen, die vervielfältigt wurden. Mit diesen Aneinanderfügungen verschiedenster Macht und Glaubensarchitekturen wird ein absolutes außerirdisches Gebilde geformt. Diese Gebilde wachsen vom Zentrum nach außen, neben ihnen gibt es die gegenteiligen Collagen, die vom Zentrum ins Innere wachsen und dort die Silhouette eines Menschen bilden. Quasi die Architektur, die den Menschen formt, dieser ist aber nicht da. Sieh Quarantäne (...)

Die Fotoserie aus der Natur mit noch nie gezeigten Kopfspiegelungen und das Zapfenschachbrett mit tausenden Zapfen im Wald. Der hell-dunkel Effekt entsteht einfach nur mit der Legerichtung der einzelnen Zapfen. Der Zauber fällt aus. Der nächste Zug kommt bestimmt, kann aber die Lebensdauer vom Schachbrett übertrumpfen. Die Objekte und Installationen werden bis zur letzten Minute spontan und überraschend gehalten, weil sonst wär’s ja Konzept-Kunst.

Christian Eisenberger, Untitled (Max und Moritz), 2020, Acryl auf Leinwand, 150 x 200 cm

Christian Eisenberger, Untitled, 2020

Galerie Krinzinger

Seilerstätte 16, 1010 Wien
Österreich

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