Ein Rundgang

Various Others 2023

Die Veranstalter haben es sich zum Ziel gemacht, die Wahrnehmung Münchens als zentralen Kunststandort sowie den Dialog mit internationalen Partnern zu stärken. In diesem Jahr nehmen 27 Galerien, Institutionen und Artist-Run Spaces an dem zweiwöchigen Kunstfestival teil.


Various Others zeichnet sich besonders durch sein kollaboratives Konzept aus, dass Galerien internationale Kollegen einladen. In diesem Jahr scheint das Prinzip des Hostings jedoch von vielen Teilnehmenden freier interpretiert worden zu sein. Einige Galerien luden Gastkünstler:innen direkt zu sich ein, andere setzten gleich auf mehrere Partner und neue Formate.


beacon

Im Kunstraum beacon beschäftigen sich Carolina Aguirre, Helin Alas, Krystel Cárdenas, Jeanne Gaigher, Jens Kothe und Berenice Olmedo mit Fragen der An- und Abwesenheit von menschlicher Existenz. Die südafrikanische Künstlerin Jeanne Gaigher schichtet unterschiedliche Texturen aus Stoffen und Erdfarben zu archaisch anmutenden Wandobjekten. Die kopflosen Körperzeichnungen gewähren partielle Einblicke in ihr Körperinneres und fordern damit traditionelle Aktdarstellungen heraus. Die prothetischen Skulpturen der mexikanischen Bildhauerin Berenice Olmedo folgen hingegen einer ability-zentrismuskritischen Perspektive auf den menschlichen Körper. Medizintechnische und organische Fragmente befragen insbesondere die Sichtweise versehrter Körper.

Krystel Cárdenas, Reliquary box, 2022, pendant, candles, Beeswax, coJon wick, found antique coJon net, Piece for group show “Ashes denote that fire was” at Fortnight Insitute, New York. Photo: courtesy of Fortnight Insitute


max goelitz

Die Galerie max goelitz hat Jeremy Shaw sowie Nicolás Lamas mit seiner Galerie Meessen de Clerqc aus Brüssel zu Besuch. Ihre Werke stehen in einem von Science-Fiction Autor Tom McCarthy inspirierten Dialog über Transzendenz und das Erlangen höherer Bewusstseinszustände mit Niko Abramidis &NE, Haroon Mirza und Helga Dóróthea Fannon. Von letzteren beiden erstreckt sich eine beeindruckende Video- und Soundinstallation über die beiden Etagen der Galerie, in der sich spirituelle Praktiken, giftige Pilze, Solarenergie und Clubkultur verbinden. Nicolás Lamas erschafft fossile Hybride aus beschädigten Alltagsgegenständen und tierischen Relikten, die er in einem Kühlschrank zu konservieren scheint und dabei Fragen über Vergänglichkeit und Zugehörigkeit stellt.

Installaton view failed transcendence, 2023, Courtesy of max goelitz Copyright of the artsts. Photo: Dirk Tacke


Jo van de Loo

Jo van de Loo zeigt zusammen mit der Galerie DREI aus Köln Skulpturen, Zeichnungen und Video von Julia Scher mit Malereien von Sandra Slim. Oberflächlich und spielerisch tauchen in den Werken beider Künstlerinnen zunächst Hundefiguren und Fahrzeuge auf. Während in Slims humorvollen Leinwänden Hunde wie Menschen tanzen oder motorradfahren, werden in Schers Arbeiten über den Windhund als Wachhund und die Verbindung zum größten US-Fernbusunternehmen Greyhound Kontrollsysteme, Überwachung und Migration zum Thema.

Julia Scher, „Greta", 2022 Marble / Marmor 40 × 76 × 30 cm Photo: © Rolf K. Wegst Courtesy die Künstlerin und Drei, Köln / Courtesy the artist and Drei, Cologne


Sammlung Goetz

In diesem Jahr gibt es außerdem zwei sehenswerte Ausstellungen an außergewöhnlichen Orten: Ein leerstehendes Kaufhaus in der Innenstadt und eine unbewohnte Villa dienen der kulturellen Zwischennutzung. Die Sammlung Goetz präsentiert in dem ehemaligen Kaufhof am Stachus, nun LOVECRAFT, das Künstler:innenduo Nathalie Djurberg & Hans Berg mit einer raumgreifenden Multimediainstallation. Im Untergeschoss kann man durch den grotesk-humorvollen „Horrorgarten“ der Künstler:innen aus monströsen Blumengewächsen schreiten, während drei Stop-Motion-Filme wundersame Geschichten von surrealen Plastilin-Puppen erzählen.

Nathalie Djurberg & Hans Berg: The Experiment. Cave (FilmsVll), 2009, © the arVsts/VG BILD-KUNST Bonn, 2023, Courtesy Sammlung Goetz, München


"Es ist Herbst, wir fallen"

In der Luisenstraße 22, schräg gegenüber vom Lenbachhaus, ist die Gruppenausstellung „Es ist Herbst, wir fallen“ in einer ehemals bewohnten Stadtvilla zu sehen. Der Künstler Gregor Hildebrandt kuratierte die Ausstellung mit einer persönlichen Auswahl von hochkarätigen Werken aus Münchner Privatsammlungen. Die einst herrschaftlichen Räume funktionieren sowohl für ein Wandgrafitti von Monica Bonvicini wie für Hochglanzskulpturen von Heimo Zobernig oder Anna Uddenberg.


Kunstraum München

Der Kunstraum hat anlässlich seines 50. Jubiläums zusammen mit En plein air eine Performance-Reihe mit Franz Erhard Walther und Santiago Sierra ins Leben gerufen, die noch in den Oktober läuft. Beide verbindet ein Lehrer-Schüler Verhältnis, Sierra studierte in den frühen 1990er-Jahren bei Walther an der Hamburger Kunsthochschule, sowie das Anliegen, über ihre partizipative Kunst die Gesellschaft mitzugestalten. Ihre Performances und Aktivierungen finden an wechselnden Orten statt, u.a. im Haus der Kunst, wo gerade auch die Ausstellungen von WangShui sowie „In anderen Räumen. Environments von Künstlerinnen 1956–1976“ eröffneten.

Franz Erhard Walther/Santiago Sierra © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Various Others

Verschiedene Standorte, 80000 München
Deutschland

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