(Con)temporary Fashion Showcase 2023

Flora Miranda im MAK Geymüllerschlössel

Die junge Designerin Flora Miranda präsentiert im MAK Geymüllerschlössel ausgesuchte Exemplare ihrer Haute Couture. Im perfekten Biedermeier-Ambiente schillert der pointierte Auftritt der visionären Kleidungsstücke umso mehr.


Der Weg in die Mode der 1990 in Salzburg geborenen Designerin startete als Teenager mit der Teilnahme an dem 1994 von Leo Oswald ins Leben gerufenen Wettbewerb „Kids in Fashion“, an dem Kinder und Schüler:innen als Designer:innen, Schneider:innen und als Models bei der abschließenden Show mitwirken. Später studierte Flora Miranda in Antwerpen und gründete dort 2016 ihr eigenes Label.

Ihre Roben sind aus unterschiedlichsten Textilien, neben Baumwolle, Wolle und Seide auch aus Kunstleder oder Silikon gefertigt. Mit großem Interesse für die Entwicklung neuer Materialien, die zukünftig wohl auf spezialisierter Technologie basieren wird, experimentiert Flora Miranda selbst mit Machine Learning, Artificial Intelligence und arbeitet mit digital generierten Geweben und Mustern. Auch viele ihrer Anregungen und Ideen zur Formfindung sind aus der vertieften Beschäftigung mit digitalen Technologien geschöpft.

Die einzelnen Kollektionen sind jeweils einer Thematik verpflichtet, worin sich ihr kritisches Engagement für gesellschaftsrelevante Themen, wie Feminismus und Körperkult im digitalen Zeitalter zeigt und was den utopischen Entwürfen aktuelle Brisanz verleiht.

Das älteste Exponat der Ausstellung entstand 2013 noch während ihrer Studienzeit und ist ihr erstes Exempel für den Einsatz von Silikon. Die Silhouette des Kleids geht auf die Venus von Willendorf zurück. Das „Venus Dress“ ist aus der Kollektion „www.sex.call“, in welcher Flora Miranda den Einfluss des Internets auf unserer Sexualität thematisierte. In der Kollektion „LaLaLand“ werden Stereotypen von Weiblichkeit aufgedeckt und mit Humor, Charme und Phantasie vorgeführt, wie in den lustvollen Kreationen „Kim Kardashian Dress“ oder „Cicciolina Dress“.

In Zusammenarbeit mit der Künstlerin Esther Stocker entstanden die Kollektionen „Free Computing“ und „Cyber Crack“, wofür sie einen speziellen Stoff entwickelten, der sich ähnlich Esther Stockers Skulpturen zu amorphen Knäuelstrukturen knittern lässt. Das auch für Esther Stocker so charakteristische strenge Gitter in Schwarz-Weiß, das den Stoff kennzeichnet, symbolisiert für Flora Miranda die Metastruktur des Internets. Vor einem solchen Exempel, dem „Crinkle #5 Dress“ ruht eine Puppe im „Avatar Dress“, das Flora Miranda als Kostüm für Tänzer:innen konzipierte. Das jüngste Exponat entstand im Juli 2023 und gleicht einer prachtvollen Form- und Farbstudie für organisches Wachstum.

Flora Mirandas Werke sind durchaus tragbar, kommen aber vor allem in Bühnenmomenten zum Einsatz, bei Performances oder großen Auftritten. Ihre intensive Auseinandersetzung mit einer möglichen Ästhetik der Zukunft prägt die phantastischen Kreationen, die in einen wundersamen Dialog mit dem historischen Ambiente des Geymüllerschlössel treten.

MAK Ausstellungsansicht, 2023 (CON)TEMPORARY FASHION SHOWCASE: Flora Miranda Hug aus der Kollektion Hyperreal, 2021 MAK Geymüllerschlössel © MAK/Georg Mayer

MAK-Expositur Geymüllerschlössel

Pötzleinsdorfer Straße 102, 1180 Wien
Österreich

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