Elektrohalle Rhomberg | Tammy Langhinrichs
Noch bis 21. Jänner 2023 sind Arbeiten von Tammy Langhinrichs in der Elektrohalle Rhomberg zu sehen.
Im Ausstellungsraum finden sich die verschiedenen Arbeiten von Tammy Langhinrichs (*1995) wie alte Bekannte, Freunde, Gleichgesinnte ein. Eingebettet in einen Zirkel von Kommen und Gehen heißen sie sich selbst sowie Erinnerungen, Erfahrungen und nicht zuletzt die Blicke der Besucher:innen willkommen.
Die gebürtige Hamburgerin, die bei Andreas Slominski studiert, stellt in den präsentierten Arbeiten Fragen nach Identitätszuschreibungen in Zusammenhang mit kultureller Verabredung von Bedeutung und Erinnerung. Die sozialen und persönlichen Konnotationen von Kleidung, die hartnäckiger Träger von Körper- und Geschlechterkonzepten sind, werden in den Textilplastiken der Künstlerin raumgreifend erfahrbar gemacht. In liegenden, stehenden und angelehnten Posen begegnen die anthropomorphen Gestalten den Betrachter:innen gerade menschlich genug um nahbar zu sein. Wesentlicher Bestandteil der künstlerischen Auseinandersetzung ist Textil als auch Mode. Mode, die immer aus der sozialen Verwurzelung des Menschen heraus entsteht, ist kultureller Ausdruck und Selbstdarstellung, ist Ein- und Abgrenzung, kann Vokabel eines Sich-Uniformierens oder eines Sich-Abhebens sein. Mode ist Textil in identitätsstiftendem Rahmen: sie verbindet, trennt, definiert und öffnet. Textil seinerseits ist immer bereits Bild und reiht sich als Material folglich in Codierungstendenzen ein.
Diese Codierungen, die persönliche und kulturelle Erfahrungen sowie Erinnerungen verschneiden, weist die Künstlerin als gleichwertig bildendes Material für ihr Werk aus. Durch eine kritische Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Form, Stoff sowie einer vermeintlich genderspezifischen Handwerkspraxis öffnen die gezeigten Arbeiten Fragen nach Sozialisierung, Zugehörigkeit und Identität. Das Einkleiden von Gegenständen (aber auch von Stoff) in Stoff, das Versehen mit Patches sowie vereinzelten, kleinen Sticknadeln hier und dort emanzipieren die Arbeiten selbstreflexiv von klassisch kunstgewerblichen und auch stereotypisch hausfräulichen Kontexten. Die textilen Körper werden infolgedessen zu Persiflagen vorausgesetzter Bedeutungsmanifestationen. Langhinrichs Arbeiten muten konzeptionell wie Skizzen an, die weder im gesellschaftlich konstruierten Geschlecht und schon gar nicht in einem bestimmbaren Individuum festgeschrieben sind. Sie dienen als offene Schablonen möglicher Bezugsgrößen sowie immaterieller Anstöße und werden erst durch die Betrachter:innen zu gedanklich vervollständigten Körpern.
Die menschliche Form als Fragment – hier stets eingefasst in Kleidung, Stoff, versteckt und bedeckt – gilt immer auch als Symbol des Menschen in der Krise. Eine Krise, die in den Arbeiten der Künstlerin humorvoll und fordernd Willkommen geheißen wird. (Niklas Koschel)
Elektrohalle Rhomberg
Samergasse 28b , 5020 Salzburg
Österreich