Michael Horsky. In höheren Sphären
„Wie Schachtelhalme stecken Motivketten ineinander, wie Pilzkulturen verbinden sie sich im Wald unter der Erde. (...) Brustwarzen erscheinen wie Augenpaare als Stoppschilder, das weibliche Geschlecht als Wunde und herabhängende Penisse fungieren als Baldachine“, beschreibt Malerkollege Siegfried Anzinger die intensive Dichte Michael Horskys kalaidoskopischer Formen-, Farben- und Figurenwelten.
Nach einer kurzen anfänglichen Überforderung beruhigt sich das Auge, eine Ebene nach der andern tut sich auf und lässt die Tiefe und Komplexität seiner Arbeiten erkennen. „Man muss als Betrachter genauso mutig sein wie der Künstler“, so Galeristin Christa Armann.
Der Prozess ist immer der gleiche: Horsky übernimmt ein Motiv aus seinen Zeichnungen, die ihm als Gerüst und Inspirationsquelle dienen, und beginnt ausgehend davon die Leinwand zu bearbeiten. Dann wird alles wieder weggewischt und von neuem mit hochwertigster Ölfarbe übermalt – ein Vorgang, den er bis zu 25 Mal wiederholt.
Durch diese systematische, regelrechte Katharsis baut sich eine derartige Energie auf, die den Künstler schließlich zur Endversion führt. Durchschnittlich drei Monate ist Horsky mit einem Bild beschäftigt. Und es ist immer der gleiche, nerventreibende Ablauf, bis seine Malerei ihren „Flow“ erreicht – jene „Sphaera superiora“ (so auch der Titel von Michael Horskys aktueller Einzelausstellung in der Wiener Galerie Ruberl), bei der auf einmal alles fließt und Sinn ergibt.
Ungewohnt offen, erfrischend leicht durch eine ironische Komponente und paradoxerweise nicht überladen wirken seine Leinwände dann und enthalten im fertigen Produkt alles Vorangegangene. Die sich rhythmisch wiederholenden, zum Teil aus der Kunstgeschichte gewachsenen Formen, Menschen- und Tierfragmente in poppig leuchtenden Farben und starken Kontrasten, setzt Michael Horsky nicht erzählend, sondern zur Raumbildung ein.
Der 1973 in Prag geborene und seit seinem Studium in Wien lebende Künstler beherrscht nicht nur Farbe und Form geradezu meisterlich – seine Art und Weise, Figuren zu zerlegen und völlig unabhängig von der ursprünglichen Form wieder zusammenzusetzen, ergeben eine ganz eigene Bildsprache, an der man sich nur schwer satt sehen kann
Armann führt dies unter anderem auf Horskys „ewiges Schwingen zwischen Figur und Abstrakt“ zurück: „Daher bleibt für den Betrachter so viel offen, aber nicht Zuviel.“
Galerie Ruberl
Himmelpfortgasse 11, 1010 Wien
Österreich
MICHAEL HORSKY – SPHAERA SUPERIORA
27. September bis 3. November 2018