Eine Rundfahrt durch die Kulturlandschaft Oberösterreichs

Die Diözese Linz ist einer der großen Auftraggeber zeitgenössischer Kunst: von Siegfried Anzinger in Weyr, Werner Feiersinger in Sigharting bis hin zu Heimo Zobernig im Linzer Dom finden sich sowohl junge wie etablierte Künstler und Künstlerinnen die für Gestaltungsprojekte eingeladen wurden. Ein Besuch lohnt und führt quer durch die Kulturlandschaft Oberösterreichs. Zeitgenössische Gestaltungen finden sich in abseits gelegenen kleinen Filialkirchen ebenso wie an kulturgeschichtlich und künstlerisch zentralen Orten und in neu errichteten Pfarrzentren. Unsere Autorin Martina Gelsinger hat die aktuellsten Projekite für Sie besucht:


St. Marienkirchen bei Schärding

Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Gestaltung von Altarraum und Beichtobjekt, Gisela Stiegler, 2019

Die neuen Objekte von Gisela Stiegler in der gotischen Pfarrkirche St. Marienkirchen bei Schärding zeigen eine für die Künstlerin charakteristische Bearbeitung von Oberflächen, die an eine Riffelung erinnert. Die Wahl der Farbigkeit, Weiß für den Altar, Grau für die Sitze und ein strahlendes Blau für Ambo und Beichtobjekt, entfaltet mit dem Lichteinfall eine besondere Plastizität und haptische Wirkung. Gisela Stiegler (*1970), die im Nachbarort Suben aufgewachsen ist und in Wien lebt, modelliert die Objekte in Kunstmarmor und schafft mit der neuen Einrichtung und dem hellen Marmorboden eine neue Zeitschicht in dem über Jahrhunderte gewachsenen Zustand von Bau und Ausstattung der Kirche.


Bad Ischl - Stadtpfarrkirche Hl. Nikolaus 

Künstlerische Gestaltung Liturgische Objekte, Altar, Ambo, Vorstehersitz und Torwand: Inge Dick Architektonische Konzeption: Arch. Christian Neureiter 2017

Die Stadtpfarrkirche Bad Ischl wurde zwischen 1771–80 errichtet. Sie erhielt mit dem Aufschwung des Ortes als Kur- und Badeort der Hocharistokratie seit den 1820er-Jahren eine eindrucksvolle Ausstattung. Charakteristisch sind die um 1877 entstandenen Malereien und Mosaike, die sämtliche Wand- und Gewölbeflächen einnehmen. Inge Dick (*1941 Wien, lebt in Innerschwand am Mondsee) nimmt die vorhandenen Farben als Leitmotiv für die neuen Objekte. Sie grundiert deren Oberflächen in Rot und Grün und überzieht sie mit einer dünnen Schicht Blattgold. Im Zusammenspiel von Farbe und Licht schimmert der Untergrund durch und geht ein eindrucksvolles Wechselspiel mit dem historischen Bestand ein.


Oberneukirchen - Pfarrkirche Hl. Jakobus der Ältere

Sofie Thorsen mit alter Kräutler und Isolde Christandl: Altarraumneugestaltung, Taufort, Schriftenstand, Begegnungszone mit Tafel für Lebensbewegungen und Opferkerzenständer, 2020

Die spätgotische Pfarrkirche von Oberneukirchen (Mühlviertel, OÖ) wurde um 1900 erweitert und erhielt zeitgleich ein neugotisches Ausstattungsensemble. Als Erstgereihte eines geladenen Wettbewerbs zur Neugestaltung des Altarraumes und einer Begegnungszone verfolgt die 1971 in Dänemark geborene und in Wien lebende Künstlerin Sofie Thorsen zusammen mit Architekt Walter Kräutler ein Konzept voll formaler Klarheit und Leichtigkeit. Für die Verortung der einzelnen Aktionsräume im Kirchenraum setzt die Künstlerin farblich abgesetzte Bodenflächen ein. Altar, Ambo und Vorstehersitz bestehen aus einer Vielzahl an tragenden Rundstäben aus Metall, deren Abschluss eine Platte aus Kalkstein beziehungsweise Eichenholz bildet.


Gisela Stiegler, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, Beichtstuhl © Hervé Massard


Weitere Kunstommer tipps: 

Egon Hofmann-Linz. Künstler Industrieller Kosmopolit

Das Nordico Stattmuseum Linz zeigt bis 09. August die Egon Hofmann-Linz Ausstellung.Die Ausstellung zeigt 200 Gemälde, Holzschnitte und Zeichnungen von rund 40 Leihgebern. Sie zeichnet ein lebendiges Bild einer vielseitig engagierten Persönlichkeit, die eng mit dem Kultur- und Gesellschaftsleben ihrer Zeit verbunden war, und gibt einen Einblick in sein Werk. Kuratiert wurde die Ausstellung von Andrea Bina, der es als Leiterin des NORDICO immer wieder gelingt, neue Aspekte der Stadt- und Kulturgeschichte aufzugreifen und für das Museumspublikum zugänglich zu machen, und Michaela Nagl, Kuratorin am Wien Museum, die mit ihrer kunsthistorischen Diplomarbeit an der Universität Wien tief in das Leben und Werk von Egon Hofmann eingetaucht ist.

Zur Ausstellung


Kunst- und Antiquitätenhandel Freller

Mit seinem Galeriehaus in der Linzer Kellergasse 10 hat sich der Kunsthändler Walter Freller eine großzügige Ausstellungsfläche geschaffen. Aktuell zeigt er ebendort eine Sonderschau des oberösterreichischen Malers Emmerich Dichtl sowie eine Auswahl aus seinem Galerieportfolio. So auch zahlreiche Werke von Alfons Walde, für dessen künstlerisches Œuvre Freller mittlerweile bei Sammlern als ausgewiesener Experte gilt. Darüber hinaus etablierte sich der Kunsthändler auch im Bereich der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts bis hin zu Positionen der Gegenwart. Die Ausstellung zeigt daher auch ausgesuchte Werke unter anderem von Gunter Damisch, Hans Staudacher, Maria Lassnig und Hermann Nitsch. Zwei Highlights wollen wir besonders hervorheben.

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