Ein Gespräch mit Peter Pakesch

Die Rolle der Malerei in den 1980er - Jahren

Die 1980er-Jahre brachten einen radikalen Umbruch in der Gesellschaft und auch ein neues Verhältnis zur Kunst. Diese Jahre brachten eine Künstlergeneration hervor, die heute die Kunstszene prägt. Der junge Grazer Peter Pakesch eröffnete seine Galerie 1981 in der Ballgasse 6 und wenige Jahre später eine Dependance in der Ungargasse. Die Galerie wurde bald zum Hotspot der Szene, in der eine junge Künstlergeneration erstmals ihre Arbeiten präsentierte – Herbert Brandl, Otto Zitko oder Josef Danner, damals alle Anfang 20, hatten bei Pakesch ihre ersten Ausstellungen.


 Wir trafen Peter Pakesch zum Gespräch und wollten von ihm wissen, was die Malerei der 1980er-Jahre damals so bedeutend machte und ob und welchen Einfluss sie auf die aktuelle Gegenwartskunst hat.

PARNASS: Auch wenn die Kunstszene sehr heterogen war, steht in der Kunstrezeption der 1980er-Jahre die Malerei im Fokus und man bezeichnet diese Dekade auch als „Jahrzehnt der Malerei“. Ist das gerechtfertigt?

PETER PAKESCH: Durchaus, denn die Malerei war ein wichtiger Teil dieses Umbruchs, wenngleich die Positionen der Kunst natürlich weit differenzierter waren. In den 1980er-Jahren hat Wien Anschluss an die internationale Kunstszene gefunden. Galerien wie Grita Insam, Ariadne oder auch meine Galerie machten damals diese internationale Öffnung mit. Die Wiener Szene wurde plötzlich interessant für Westeuropa und für die USA. In den 1960er- und 1970er-Jahren war die Malerei bis auf wenige Ausnahmen marginalisiert. Sie galt nicht als State of the Art. Doch Ende der 1970er-Jahre war die große Erzählung der Moderne, die Konzeptkunst und Minimal Art, zu einem Endpunkt gekommen – und die Malerei wurde plötzlich zu einer radikalen Geste. Die Künstler malten gegen die strengen Regeln des Minimalismus und der Konzeptkunst an. Dabei haben sich im Wesentlichen zwei Positionen entwickelt: Eine eher retrospektive Auseinandersetzung mit der Moderne und eine weit offenere und in sich widersprüchlichere Position, die ich interessanter fand.

HERBERT BRANDL | Ohne Titel, 1986, Öl auf Holz und Leinwand, 170 × 170 cm Foto: def image, Courtesy Galerie Max Hetzler Berlin | Paris | London

Dies vertrat in Österreich vor allem die Klasse von Herbert Tasquil an der Angewandten mit Herbert Brandl, Gerwald Rockenschaub, Otto Zitko, Gilbert Bretterbauer. Sie waren von Lehrenden wie Helga Philipp, Loys Egg, Peter Weibel und eben Herbert Tasquil geprägt und haben Malerei und auch die historischen Referenzen sowie die Tradition des Mediums komplexer gesehen. Aber auch sie haben sich mit der Moderne und der Nachkriegskunst auseinandergesetzt, so waren Positionen wie Gerhard Richter oder Robert Ryman wichtig und auch der Wiener Aktionismus. Im deutschen Kontext vertraten diese Herangehensweise an die Malerei etwa Martin Kippenberger oder Albert Oehlen, die eine sehr singuläre und eigenwillige Rezeption der Moderne betrieben. Sie unterschieden sich in vielem von den Berliner Malern, die wie Salomé oder Rainer Fetting stärker auf die Tradition referierten, so wie auch von der Gruppe der Mülheimer Freiheit um Georg Dokoupil, Walter Dahn und Peter Bömmels.

P: Düsseldorf war mit Gerhard Richter, Sigmar Polke, Blinky Palermo und Franz Erhard Walther sowie der Gruppe ZERO in den Nachkriegsjahren prägend. In den 1980er-Jahren verlagerte sich dieses Zentrum nach Köln, auch Polke lebte seit 1978 in Köln und seit Anfang der 1980er-Jahre auch Gerhard Richter. Es war jedoch vor allem eine junge Generation an Malern, die auf sich aufmerksam machten und bald auch in Wien präsent waren.

PP: Düsseldorf blieb auch in den 1980er-Jahren wichtig, aber in Köln saß der Handel stärker mit Topgalerien wie Rudolf Zwirner, Michael Werner, Daniel Buchholz, Esther Schipper, Rafael Jablonka, viele davon sind heute in Berlin. Aber damals war Köln auf Augenhöhe mit New York und bedeutete einen wichtigen Schritt hinaus in die internationale Szene. Auch für die österreichischen jungen Künstler, die ich damals vertreten habe. Aber es ist wichtig zu erwähnen, dass viele von ihnen zunächst in Italien reüssierten und dort präsenter waren als damals die deutschen Künstler.

MARTIN KIPPENBERGER | Café Alt Wien, 1991, Offset Druck auf Papier, 8-teilig, 240 × 340 cm © Estate of Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln, Foto: def image, Courtesy Galerie Max Hetzler Berlin | Paris | London

Italienische Galerien und Sammler waren damals an Wien um 1900 sehr interessiert, an der Architektur, am Design. Doch haben sie auch erkannt, was sich aktuell in den jungen Galerien entwickelte. Zum Teil war dies auch durch die Trigon-Ausstellungen in Graz begründet, in die auch der Hauptprotagonist der Transavanguardia, Achille Bonito Oliva, eine Zeitlang eingebunden war. Sie schufen, wie auch Ausstellungen in der Neuen Galerie und im Forum Stadtpark, ein Bewusstsein für die aktuelle österreichische Kunstszene.


Das ganze Interview lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe PARNASS 4/20.

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