Museum der Moderne Salzburg

DIE DAMEN

Vor allem in den 1990er-Jahren mischten DIE DAMEN die damals männlich dominierte Wiener Kunstszene mit ihren dezidiert weiblichen Positionen gehörig auf. Ihre Aktionen und Performances waren vieldeutig, belustigend und verwirrend, doch hintergründig zugespitzt. Ihre schillernde Gesellschaftskritik erscheint bis heute brisant.


„Aus gegebenem Anlass“ laden 1988 die jeweils eigenständig agierenden Künstlerinnen ONA B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen und Ingeborg Strobl zu ihrem ersten gemeinsamen Auftritt in das Bahnhofsrestaurant am Wiener Westbahnhof. Dort präsentieren sie sich auf einer Postkarte: Schneidig und souverän in eben denselben lässigen Posen zitieren sie unverwechselbar Christian Skreins legendäres Foto der sogennanten „britischen Flotte“, jener elitären Männertruppe, die sich in der Szene selbst kultivierte – genauso großspurig, nur eben damenhaft, und das als die „vier neuen Mitglieder des Ersten Wiener Männergesangsvereins“. Ab 1989 nennt sich das Kollektiv „DIE DAMEN“.

Mit dem Bild eines schlurfenden Postbeamten laden DIE DAMEN 1989 zu „postmodern“ in die Wiener Secession. Für die erste Performance in diesen ehrwürdigen Hallen transformieren sie den Kunsttempel zum stilisierten futuristischen Postamt. In weißen Hemden, mit Krawatte und Brille sitzen DIE DAMEN kühl-erotisch ästhetisiert in perfekter Inszenierung an vier Tischen. Das Publikum darf sich jeweils anstellen, um am ersten Tisch 100 Schilling in die rote Kassa einzuzahlen, am zweiten die als feinsinniges Multiple kreierte Sonderbriefmarke zu erhalten, die am dritten Tisch mit einem Stempel mit der Aufschrift „Die Damen“ entwertet und am vierten verpackt wird. Unter den Augen der Bundespräsidentin, einer Mehrfachbelichtung von Porträts der vier Künstlerinnen an der Stirnwand, geht in absurder Theatralik die Parodie auf die männliche Domäne der Geschäftswelt wie auf die Bürokratie ordnungsgemäß vonstatten und der hochstilisierte Begriff der Postmoderne wird „entwertet“. Weiter lesen Sie in unserer Sommerausgabe!

DIE DAMEN, Ausstellungsansicht, Museum der Moderne Salzburg, 2022 © Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer Iglar

Museum der Moderne Salzburg - Rupertinum

Wiener Philharmoniker Gasse 9, 5020 Salzburg
Österreich

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