AUF DEN SPUREN VON JOSEPH BEUYS
Da, wo der Rhein in einem weiten Bogen Richtung Westen fließt, wo Deutschland schon fast an die Niederlande grenzt, inmitten eines großen, altehrwürdigen Parks, steht das neugotische Schloss Moyland. Nach einer jahrhundertelangen, wechselvollen Geschichte beherbergt der beeindruckende Bau – geprägt von seinen Türmen, einer herrschaftlichen Zufahrt und dem großem Wassergraben – heute unter anderem die weltweit größte Beuys-Sammlung.
100 Jahre wäre der große Meister heuer alt geworden und zum Jubiläum kann man auf Schloss Moyland noch bis weit in den August „Joseph Beuys und die Schamanen“ sehen. „Ich bin schon viele, viele Jahre über diesem Thema gesessen“, erzählt Barbara Strieder, die Kommissarische Künstlerische Direktorin der Stiftung Museum Schloss Moyland, die die umfangreiche Kunstsammlung der Brüder van der Grinten sowie auch das Beuys Archiv und die Museumsbibliothek betreut.
Die ursprünglichen Eigentümer des Anwesens, die Familie von Steengracht, gründeten bereits 1990 gemeinsam mit dem kunstsammelnden Brüderpaar Hans und Franz Joseph van der Grinten und dem Land Nordrhein-Westfalen eine Stiftung, die bis heute dafür sorgt, dass Schloss Moyland ein Eldorado für Kunst- und Naturliebhaber ist. Neben Werkkomplexen von Künstlern wie André Thomkins, Rudolf Schoofs, Erwin Heerich oder James Lee Byars ist hier mit 6.000 Werken die weltweit größte Beuys-Sammlung beheimatet. Immerhin war Joseph Beuys mit den Brüdern van der Grinten nicht nur nachbarschaftlich, sondern auch freundschaftlich eng verbunden.
Was hier an Beuys' Arbeiten aufbewahrt wird, bildet dessen künstlerische Entwicklung auf eindrucksvolle Weise ab. Da sind Arbeiten auf Papier, wie Wasserfarbenblätter, zu Hunderten vertreten, kleine Plastiken in Kästen gerahmt, große Reliefs, Bildhauerarbeiten wie Kreuze, außerdem Multiples und zusätzlich zu all dem das Archiv mit einem „unermesslich großen Briefbestand“, wie Strieder erzählt, mit Zeitungsauschnitten, Drucksachen, Projektbeschreibungen und vielem mehr.
Beispielsweise eine große Fotosammlung, darunter der Nachlass von Ute Klophaus, einer Fotografin, die den Künstler jahrelang begleitet hat. Akribisch geordnet und immer wieder abgerufen von Forschern, Wissenschaftlern oder einfach von Interessierten, ist all das die Grundlage der Einblicke in die Welt des Joseph Beuys.
Die Sammlung stammt zur Gänze von den Brüdern van der Grinten, die unweit des Schlosses Moyland auf einem Bauernhof aufgewachsen sind. Nach diversen Studien und neben unterschiedlichen Berufen haben sie jahrzehntelang mit Enthusiasmus und profunder Kenntnis, aber auch auf durchaus unkonventionelle Weise, wie auf Trödelmärkten oder in Antiquariaten, Kunstwerke zusammengetragen. Für die mit ihnen befreundeten Künstler haben sie unter anderem auf dem elterlichen Hof Ausstellungen organisiert, Kataloge veröffentlicht und dazu beigetragen, dass Künstler bekannt wurden. Einer von ihnen war Joseph Beuys. In der Jubiläumsausstellung werden seine Arbeiten einer ganzen Anzahl von Objekten aus dem indigenen Schamanismus Eurasiens gegenübergestellt.
„Es ist eine interdisziplinäre Ausstellung“, sagt Barbara Strieder. Die Objekte treten auf Augenhöhe mit dem so charakteristischen und bekannten Filzanzug, dem Hut des Künstlers, den vielen Zeichnungen und anderen Werken in einen inspirierenden Dialog. „Dem Künstler Joseph Beuys war immer der Ausgleich von Materiellem und Spirituellem wichtig“, erklärt die Expertin die Hintergründe der aktuellen Ausstellung.
Im Park des Schlosses Moyland ist zeitgleich der deutsche Bildhauer Robert Schad mit 16 tonnenschweren Skulpturen vertreten, die wegen ihrer tänzerischen Form und optischen Leichtigkeit das Moylander Publikum schon während des Lockdowns erfreuten.
Schloss Moyland
Am Schloß 4, 47551 Bedburg-Hau
Deutschland