ANGELA DE LA CRUZ
Noch bis 28. Oktober 2023 ist die sehenswerte Einzelausstellung der spanischen heute in London lebenden Künstlerin Angela de la Cruz in der Galerie Krinzinger, Seilerstätte zu sehen. Es ist bereits die fünfte Soloshow der Künstlerin in der Galerie. Die Kuratorin Carolina Grau, die 2019 die Retrospektive Angela de la Cruz: Homeless in der Azkuna Zentroa, Bilbao und im Centro de Arte Contemporánea (CGAC) Santiago de Compostela kuratierte, hielt die Eröffnungsrede.
Seit dreißig Jahren experimentiert Angela de la Cruz mit der Sprache der Malerei und ihrer Geschichte. Mit ihren minimalistischen monochromen Gemälden sucht de la Cruz immer nach der dritten Dimension in der Malerei. Sie sieht ihre Malereien als räumliche Objekte und verwendet für ihre Bildinstallationen die Sprache der Skulptur und die Sprache gefundender Objekte.
Der Ausstellungstitel „Barricade" thematisiert die polarisierte und defensive Welt, in der wir leben. Das Wort "Barricade" steht für eine, oft aus Gebrauchsgegenständen, eilig errichtete Befestigung, um sich abzublocken oder zu verteidigen. Seine Etymologie stammt vom französischen Wort barrique, spanisch barrica, was wörtlich übersetzt "aus Fässern gemacht" bedeutet. In der Geschichte der europäischen Revolutionen steht die Barrikade als Symbol des Aufstands und als Waffe der Schwachen, die es den am stärksten ausgegrenzten Mitgliedern der Gesellschaft - den Armen in den Städten und häufig den Frauen - ermöglicht, vorübergehend die Macht zu übernehmen.De la Cruz' "Barricade" zeigt uns verschiedene Strukturen aus Möbeln und Gemälden, die zerlegt und wieder zusammengesetzt wurden, um Schutzschilde zu bilden. Diese Werke vermitteln die Verletzlichkeit, die dem Akt des Zerlegens innewohnt und die Zerbrechlichkeit einer neuen ungewohnten Konstruktion. Die Werke der Serie Barricade bilden sinnbildlich eine Barrikade und hindern uns demzufolge, uns frei im Raum zu bewegen.
Leinwände wurden akribisch in Streifen geschnitten und auf Rahmenfragmenten neu aufgespannt. Sie stellen sich uns gewaltsam in den Weg, sind entblößt, und wir finden uns um sie herum wieder. Ihr trotziger und defensiver Charakter ist beunruhigend - wenn eine Barriere gezogen wird, entstehen zwei Seiten - wir, die Betrachter, könnten die Angreifer sein.
Die Arbeiten der Serie Barricade Hurdle ähneln Körpern, die seziert und wieder zusammengesetzt wurden. Sie zeigen einen minimalen Spalt zwischen den beiden Fugen, an denen die Ränder der Leinwand aneinanderstoßen. Dieser wirkt wie ein Stück Haut. Ihre Nacktheit wird durch die Wahl neutraler Farben offengelegt: gebrochenes Weiß, Schwarz und erdige Rottöne; dennoch sind sie aggressiv.
Barricade (Chairs), Barricade (Sofa) und Barricade (Foam) sind Kunstwerke, die aus zerlegten Möbeln bestehen und deren Struktur zeigen. Sie machen einen Transformationsprozess sichtbar, als ob der Künstler sie gehäutet hätte, um ihr Skelett, ihr Inneres freizulegen - eine Metapher für unsere verfallende Gesellschaft.
Die Zusammenstellung dieser Werke konfrontiert uns mit der Zunahme möglicher Veränderungen in unserer Welt. Ein Aufschrei aus dem Inneren unserer Gesellschaft in einer politischen Landschaft, in der es fast unmöglich geworden ist, Raum für Proteste zu verhandeln und Veränderungen zu bewirken.
Galerie Krinzinger
Seilerstätte 16, 1010 Wien
Österreich