Belvedere 21

Alois Mosbacher

Palinopsie bezeichnet eine Sinnestäuschung, bei der man Objekte wahrnimmt, die vor wenigen Augenblicken noch gesehen wurden, sich jedoch nicht mehr im Blickfeld befinden. Alois Mosbacher erhebt diese optische Illusion im Belvedere 21 zum sinnlichen Ausstellungskonzept.


„Das Wesentliche passiert eigentlich zwischen den Bildern“, ist der Künstler Alois Mosbacher (*1954) überzeugt. „Denn die Betrachter:innen füllen diese Leerräume mit ihren eigenen Emotionen, mit ihren eigenen Geschichten.“

Und es sind genau solche Momentaufnahmen höchst privater Erlebnisse, die auch in Mosbachers Bildern scheinbar hängen geblieben sind: Seile, Bälle, Kakteen, Zelte, Rucksäcke oder eine Leiter zelebrieren das Gewöhnliche in ungewöhnlichen Konstellationen. „Ich spiele schon länger mit diesen Gedankenskulpturen, bei denen ich Dinge, die scheinbar nicht zusammengehören zusammenbinde. Heraus kommt dann eine paradoxe Interaktion, eine Art Satellit.“ Der zufällig ins Bild rollende Basketball wird etwa mit einem Gummihandschuh und anderen „unpassenden“ Gegenständen zu einem rätselhaften Paket verschnürt. Als dreidimensionale Skulptur werden dieser und andere Satelliten dann ins Weltall der Mosbacher´schen Ideen geschickt, bis die Sphären selbst nur noch Schatten sind. Diese unnatürlichen Formen finden sich dann als flache Erinnerungen in den Gemälden oder als eigenständige Objekte wieder. Es ist eine Palinopsie, die verzaubert, denn die Schattenrisse fesseln das wandernde Auge, wecken die visuelle Wahrnehmung.

Ausstellungsansicht "Alois Mosbacher. Palinops", Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien © Bildrecht, Wien 2023

Das Bild steht für sich im Raum. Die Bewegungsfreiheit zwischen den Werken erzeugt ein Biotop, durch das man seinen Weg selbst konzipieren muss. Der Ausstellungsraum wird zum Erlebnisraum.

Alois Mosbacher

Für die richtige Inszenierung sorgt im Belvedere 21 eine Art begehbare Bühne: „Ich habe alle Bilder so im Raum konzipiert, dass die Bildbreite mit der Wand abschließt. Man sieht also praktisch immer alle Werke gleichzeitig“, erklärt der Künstler die Aufstellung seiner bewusst nicht-chronologischen Werkschau, die auf einen linearen Erzählstrang und Einbauten weitestgehend verzichtet. „Das Bild steht für sich im Raum. Die Bewegungsfreiheit zwischen den Werken erzeugt ein Biotop, durch das man seinen Weg selbst konzipieren muss. Der Ausstellungsraum wird zum Erlebnisraum“, schwärmt Alois Mosbacher. Große Flächen verlieren sich dabei in Detailansichten, flüchtige Objektkombinationen täuschen narrative Prozesse vor, nur um diese im nächsten Moment wieder aufzulösen: „In den Bildern habe ich meine persönlichen Beobachtungen verarbeitet, die Erzählstrukturen überwuchern sich aber gegenseitig, aus einem Strang wächst der nächste hervor, wenn auch einige Bildwelten entfernt.“ Weiter lesen Sie im PARNASS 01/23.

Ausstellungsansicht "Alois Mosbacher. Palinops", Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien © Bildrecht, Wien 2023

Belvedere 21

Quartier Belvedere, Arsenalstraße 1, 1030 Wien
Österreich

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