Kunsthaus Graz

Alles nur Fake! Oder?

Das Kunsthaus Graz befragt das Phänomen Fake in Kunst und Medien. Humorvoll und bissig legt die Schau den Finger in die Wunden unserer Gegenwart. Entkommen kann der Fake Reality nur wer sie durchschaut – eine unterhaltsame Ausstellung zur Bewusstseinsbildung.


„Wie haben sich Kunst und Werbung gegenseitig befruchtet?“ und „woher kommt die Unsicherheit, dass man Bildern nicht mehr traut?“, fragt Sabine Kienzer beim gemeinsamen Ausstellungsrundgang. Sie hat die Gruppenschau „Faking the Real – Kunst der Verführung“ gemeinsam mit Katrin Bucher Trantow und Co-Kuratorin Alexandra Trost zusammengestellt. Worin liegt das Authetizität in der Kommunikation wem gehört die Deutungsmacht? Das sind nur zwei der großen Fragen, die die Zusammenschau aus duzenden Positionen der jüngeren Kunstgeschichte in den Raum des Space 02 im Kunsthaus Graz wirft. In mehreren Kapiteln wird die Entwicklung der Kommunikation im öffentlichen Raum, in Print- und Digitalmedien sowie im TV und World Wide Web aufgerollt und kritisch befragt. Rund 80 Arbeiten wurden zusammengetragen und kreisen zwischen Täuschung, Manipulation und Appropriation – bewusst ist der Raum etwas überladen, opulent und übertrieben ausgestaltet, so wie auch unsere Medienwahrnehmung von Gleichzeitigkeit und Überschneidung dominiert wird.

Humor ist ein wesentliches Element der Ausstellung, etwa wenn man an Gottfried Bechtolds Wahlkampagnen Plakaten „Unser Mann“ vorbei spaziert – mit der immer gleichen Visage wirbt der Künstler für ganz andere Politische Ideen, egal, Hauptsache das Zahnpasta Lächeln stimmt. Konkret politisch und weniger zum Schmunzeln ist einem hingegen in den sensiblen Kommentaren zum Ab-Bild der Frau von Šejla Kamerić oder bei Daniele Buetti. Kaum aushaltbar wird es dann bei „Touching Reality“ von Thomas Hirschhorn. Mit Fingerzoom am Touchscreen holt der Künstler Kriegsverstümmelte ganz nah an den:die Ausstellungsbesucher:in und zeigt auf – reality hits. Vielleicht können wir den Fake hier und da besser ertragen als die harte Ebene dahinter, immer nur Schmuseprogramm kann aber auch nicht die Lösung sein, zwischendurch aber eine angenehme Erholung. Ganz in diesem Sinne nicht an den Vorboten der Ausstellung im Foyer des Kunsthauses vorbeilaufen: Hier inszeniert Christiane Peschek einen Brunnen gehüllt in den Duft ihres ersten Kusses – auch als Flacon-Edition zu erwerben.

Ausstellungsansicht „Faking the Real“, Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek

Kunst der Verführung

Die Ausstellung ist Teil der großen Sonderschau „Kunst der Verführung“, die in sechs Häusern „100 Jahre Grafikdesign und Plakatkunst“ aus unterschiedlicher Perspektive reflektiert. Neben „Faking the Real“ im Kunsthaus Graz sind Ausstellung im Designforum Steiermark, KULTUM - Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz Museum, HDA - Haus der Architektur zu sehen. Zudem zeigen Plakate im öffentlichen Raum die Entwicklung des Mediums und lassen 100 Jahre Revue passieren.

Universalmuseum Joanneum - Kunsthaus Graz

Lendkai 1, 8020 Graz
Österreich

Faking the Real – Kunst der Verführung

bis 8. Jänner 2023

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