ERES-Stiftung

ALGA: Tue Greenfort entführt in die Welt der Algen

Seit Milliarden Jahren besiedeln Algen die Erde. Sie gehören wohl zu den ersten Organismen, dank deren Sauerstoffproduktion weiteres Leben entstehen konnte. Ihre vielfältigen Eigenschaften sind zukunftsträchtig, ihre Erscheinungsformen mannigfaltig und dennoch dringen sie kaum in unser Bewusstsein. Tue Greenfort widmet den Algen in der ERES-Stiftung in München eine inspirierende Schau.


Geschäftiges Treiben herrscht zwischen den Verästelungen der Grünalge unter dem Mikroskop. Ein Rädertierchen ist zu sehen, eine Amöbe bewegt sich in eiligem Tempo fort und verschwindet bald aus dem Bildrand, während ganz in der Nähe ein Wimpern- und ein Schildkrötentierchen herumwuseln. Und all das innerhalb einiger weniger Millimeter auf einem kleinen Objektträger. Es ist schon absurd, mit welchem Selbstverständnis der Mensch seine Position unter den Lebewesen der Welt nur allzu gerne betrachtet, obwohl er letztlich nur eines von vielen ist.

Tue Greenfort hinterfragt dieses anthropozentrische Weltverständnis. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit Fragen rund um Ökologie, Artenvielfalt, Phänomene der Klimakrise und das Verständnis von Mensch und Umwelt. Viele seiner Werke entstehen in enger Verbindung zu Natur und Wissenschaft – eine Verbindung, die in seinen Augen durch den sinnlich-emotionalen Raum der Kunst eine Brücke schaffen kann zwischen den wissenschaftlichen Fakten auf der einen und der Erkenntnis dieser Inhalte auf der anderen Seite, auf die dann potenziell auch Veränderung folgen kann.

In der aktuellen Ausstellung in der ERES-Stiftung rückt der dänische Konzeptkünstler die Alge in den Mittelpunkt. Die meisten der gezeigten Werke wurden eigens konzipiert, viele davon mit direktem Bezug zu München und Umgebung, einige aber auch zur Küste Dänemarks.

Tue Greenfort, im Hintergrund:, Meereseiche, 2021, Cyanotypie, 119 x 83,5 cm, Foto: ERES-Stiftung, Thomas Dashuber, Courtesy the Courtesy the artist und KÖNIG GALERIE Berlin, London, Seoul

Während die Abdrücke von Muscheln oder Sandrippen an der Wand und die majestätisch von der Decke hängenden Glasskulpturen an die Algen erinnern, die vom Meerwasser um- und gelegentlich auch an Land gespült werden, muten die von Sedimenten und Algen fleckigen, kreisrunden Papierfilter deutlich abstrakter an: Muster, die die lokalen Gewässer – von der Isar bis zum Chiemsee – gezeichnet haben. Makro-Algen aus dem Ozean treffen auf regionale Süßwasseralgen (im letzten Raum sogar in Form eines „objet trouvé“, mit Blick auf den algenbewachsenen Lichtschacht). Aber auch eine Hommage an eine frühe Verbindung dieser Lebewesen mit Kunst und Wissenschaft findet sich in der Ausstellung: Eine monumentale Cyanotypie eines Blasentangs erinnert an das Werk der Botanikerin und Illustratorin Anna Atkins, die 1843 das erste Buch mit rein fotografisch erstellten Abbildungen veröffentlichte: „British Algae: Cyanotype Impressions“ prägte die Technik des Eisenblaudrucks nachhaltig.

Weiter lesen Sie in unserer PARNASS Ausgabe 04/21.

Tue Greenfort, Periphylla Periphylla (Detail), 2014, Glas, 20 x 80 x 20 cm, Foto: ERES-Stiftung, Thomas Dashuber, Courtesy the Courtesy the artist und KÖNIG GALERIE Berlin, London, Seoul

 

ERES-Stiftung

Römerstraße 15, 80801 München
Deutschland

Tue Greenfort ALGA

bis 29. Jänner 2022

Das könnte Sie auch interessieren