10 Must Sees in Paris

Beim Kunst-Rundgang mit unserem Pariser Autor J. Emil Sennewald entdecken wir eine Stadt im Werden: das Paris des 21. Jahrhunderts. Mehr Tipps aus Paris in unserer PARNASS Ausgabe 01/2022.


Musée de la Chasse et de la Nature

62 Rue des Archives, 75003 Paris

Der Spaziergang beginnt im 1967 vom Ehepaar François und Jacqueline Sommer gegründeten Museum, das sich – in Frankreich seinerzeit höchst ungewöhnlich – mit ökologischer Perspektive dem Verhältnis von Mensch und Tier widmet. Die Sammlung umfasst heute neben einer großen Zahl von Jagddarstellungen, Waffen und Tierpräparaten exzellente Werke moderner und zeitgenössischer Kunst – von Rebecca Horn bis Georg Baselitz, von Mark Dion bis Joan Fontcuberta. In den zwei frisch renovierten Stadtpalais aus dem 17. Jahrhundert taucht das Publikum auf 250 Quadratmetern in die historische Atmosphäre des Marais ein – um oft eigens für den Ort entwickelte aktuelle Kunst zu entdecken.

MUSÉE DE LA CHASSE ET DE LA NATURE | © Sophie Lloyd – Musée de la Chasse et de la Nature


Galerie MAGNIN-A

118 Boulevard Richard-Lenoir

Paris ist seit dem 19. Jahrhundert Zentrum für Kunstobjekte aus afrikanischen Ländern. Die jüngste Afro-Welle, seit 2015 von großen Luxus-Stiftungen wie Louis Vuitton, Galeries Lafayette oder Cartier angeschoben, bringt Händlern Schwung. André Magnin ist ein Urgestein der Afro-Szene, war Ko-Kurator der legendären Ausstellung „Les Magiciens de la Terre“ und arbeitete für die mächtige Sammlung Pigozzi.

Ausstellungsansicht, Photo: Gregory Copitet, Courtesy Galerie Magnin-A, Paris


Bourse de commerce – Pinault collection

 2 Rue de Viarmes, 75001 Paris

Für eine Handvoll Euro hat Bürgermeisterin Anne Hidalgo den 2005 beleidigt nach Venedig abgezogenen François Pinault in die ehemalige Pariser Warenbörse im Herzen von Paris zurückgeholt. Angeblich nur 170 Millionen Euro hat den 85-Jährigen der Umbau durch seinen Hausarchitekten Tadao Andō gekostet. 30 Prozent des Budgets flossen in den Erhalt der 1767 errichteten denkmalgeschützten Rotunde, darunter das 1.400 Quadratmeter große, restaurierte Rundum-Gemälde unter der Kuppel des Gebäudes. Weil er nicht an die Substanz durfte, stellte Andō in die Mitte einen Beton-Zylinder. Entstanden sind drei Etagen Ausstellungsfläche mit allem, was zeitgenössisch und teuer ist.

BOURSE DE COMMERCE — PINAULT COLLECTION | © Tadao Ando Architect & Associates, Niney et Marca Architectes, Agence Pierre-Antoine Gatier, Foto: Vladimir Partalo


Beaux Arts de Paris

14 Rue Bonaparte, 75006 Paris

Was gibt es Schöneres, als Kunst im Entstehen inmitten historischer Spuren zu entdecken, die sich als Fresken und Skulpturen über Wände, Decken und Flure dieser Kunsthochschule erstrecken. Delikate Kabinettausstellungen geben Einblick in die reiche Sammlung der Schule, Diplomausstellungen zeigen jeden Herbst die neuesten Talente. Lange schlingerte der Ozeanriese unter den Kunsthochschulen. Viel Ärger um Direktoren, um Fundraising durch Vermietung während der Fashion-Week und zu viel politisches Gezerre um die Leitung, als einzige in Frankreich durch den Präsidenten direkt besetzt, lähmten die Kreativen. Dann kam Jean de Loisy. Der ehemalige Direktor des Palais de Tokyo brachte den Dampfer auf Kurs, besetzte Stellen neu.

BEAUX ARTS DE PARIS | Foto: Adrien Thibault


Institut Giacometti

5 Rue Victor Schœlcher, 75014 Paris

Die private Stiftung öffentlichen Rechts bewahrt und erforscht seit 2003 das Werk des Schweizer Künstlers bewahrt und macht es dem Publikum zugänglich. Neben einer eigenen Fortbildungsstätte hat sie mit dem Institut Giacometti einen Ort in dem Viertel eröffnet, in dem der Künstler lebte und arbeitete. Gleich am Eingang kann man hinter Glas sein Atelier bestaunen, originalgetreu wiederaufgebaut. Solch fast ethnografische Darbietung gibt den Ton an: Hier kann das Publikum sich auf eine Zeitreise in die 1920er- und 30er-Jahre begeben. Dank ausgezeichneter kunsthistorischer Arbeit entgehen die informativen Ausstellungen der Gefahr allzu verherrlichender Künstlerverehrung.

INSTITUT GIACOMETTI | Ausstellungsansicht »Alberto Giacometti – André Breton« | Foto: Fondation Giacometti


Fondation Cartier

261 Boulevard Raspail, 75014 Paris

Gegründet 1984 vom damaligen Vorstandsvorsitzenden des Juweliers Cartier, Alain Dominique Perrin, der eine Idee des Künstlers César aufnahm, erhielt die Stiftung zehn Jahre später ein von Jean Nouvel auffällig gestaltetes Gebäude. Damit gab diese Unternehmensstiftung einen Trend vor, der später von Louis Vuitton, Hermès und Pinault aufgenommen werden sollte: nicht mehr nur Kunst und deren Produktion durch Sponsoring fördern, sondern sie auch aktiv mitgestalten. Dazu gehören Ausstellungen ebenso wie Forschung- und Vermittlung.

FONDATION CARTIER POUR L’ART CONTEMPORAIN | © Jean Nouvel, Foto: Luc Boegly


Kadist Foundation

19–21 Rue des Trois Frères, 75018 Paris

2001 eröffnete in einer der typischen steilen Straßen im Montmartre ein neuer kleiner Kunstraum, der sofort von der Kunstszene eifrig besucht wurde: Kadist. Was da hinter spiegelnden Schaufenstern im Hinterzimmer vor sich ging, war geheimnisvoll, man spürte nur: Es war wichtig, es war ernsthaft, es war gut. Sandra Terdjman hatte den Ort als Non-Profit-Organisation mit ihrem Onkel, dem Unternehmer Vincent Worms, gegründet. Geld kommt aus wohlhabender Familie, Engagement aus Kunstliebe: „Wir glauben, KünstlerInnen leisten einen wichtigen Beitrag für eine fortschrittliche Gesellschaft, ihre Arbeit richtet sich oft an Schlüsselthemen unserer Zeit.“ 

KADIST FOUNDATION | Ausstellungsansicht »Corner of the Eye. Moshekwa Langa and Nora Schultz«, 2016/2017 | Foto: Aurélien Mole


Palais de Tokyo

13 Avenue du Président Wilson, 75116 Paris

„Sprudelnd, verwegen, bahnbrechend“ – so präsentiert sich das Kunstzentrum am Trocadéro. An sonnigen Tagen nippt man draußen am teuren Bier aus dem Plastikbecher an der Pop-up-Bar, schaut Skateboard-Akrobaten zu, blickt über die Seine zum prächtigen Eiffelturm. Die 22.000 Quadratmeter Schaufläche hat Anne Imhof zum 20-jährigen Bestehen in einen Parcours aus Performances, Installationen und Ausstellungen eingeladener KünstlerInnen verwandelt, von Sigmar Polke bis Joan Mitchell. 

PALAIS DE TOKYO | Foto: Florent Michel / 11h45


Musée d’Art Moderne

11 Avenue du Président Wilson, 75116 Paris

Im Ostflügel des 1937 erbauten neoklassizistischen Gebäudes empfängt das Museum für Moderne Kunst der Stadt Paris mit hochkarätigem Programm. Allein das seit 1964 fest installierte halbrunde, saalhohe Wandgemälde „La Fée Électricité“ von Raoul Dufy lohnt den Besuch, ganz zu schweigen von der über 15.000 Werke umfassenden Sammlung. Seit 2007 vom germanophilen Fabrice Hergott mit sicherer Hand geführt, bietet sie wichtige Werke deutscher und österreichischer Künstler wie Hannah Höch, Georg Baselitz, Herbert Brandl oder, in der Fotografie-Sammlung, die zu Unrecht weniger bekannten Abzüge der 1901 in Wien als Elise Stern geborenen Lisette Model.

Musée d'Art Moderne © Paris Tourist Office, Foto: Amélie Dupont


Fondation Louis Vuitton

8 Avenue du Mahatma Gandhi, 75116 Paris

Exzentrisch ist nicht nur die Lage am Rande des Jardin d'Acclimatation im Bois de Boulogne, sondern auch das von Frank Gehry als wolkige Bauskulptur entworfene Gebäude, in der Kunstsammler und Milliardär Bernard Arnault seit 2006 neben der eigenen einige der bedeutendsten Sammlungen der Welt ausstellt. Das Publikum freut sich an Kunstschätzen und Veranstaltungen, junge Forscher an der umfangreichen Bibliothek und der Tourist am tollen Blick von der Dachterrasse.

FONDATION LOUIS VUITTON | © Iwan Baan Fondation Louis Vuitton, 2014

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