Tillman Kaiser

Tillman Kaiser, Untitled, 2018, Courtesy the artist und Galerie Emanuel Layr Wien/Rom

Secession

Friedrichstraße 12, 1010 Wien
Österreich

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Dienstag – Sonntag: 10.00 – 18.00

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Eröffnung: Donnerstag, 12. September 2019, 19 Uhr

Alexandra Bircken Korakrit Arunanondchai


Kaleidoskope sind simple, altmodische und doch überaus faszinierende Spielzeuge: Blickt man durch die kleinen, an Fernrohre erinnernden Zylinder, die meist mit bunten Glassteinchen oder ähnlichem befüllt sind, auf eine Lichtquelle, entstehen durch Spiegelung und Drehen des Zylinders wechselnde geometrische Muster, die facettenreiche und geheimnisvolle Bilder (der Welt) zeichnen.

Ähnlich verhält es sich mit Tillman Kaisers Bildwerken und Raumobjekten, in denen auf Wiederholung aufbauende kristalline und geometrische Formen Muster erzeugen. Die Komplexität der Erscheinungsformen wird durch seine Arbeitsweise noch verstärkt, da er in seinen Bildern Medien wie Malerei, Fotografie (auch als Fotogramme oder Cyanotypien) und Siebdruck verschmilzt. Somit verbindet er Techniken, die auf Vorarbeiten und Planung basieren und weniger mit spontanem Ausdruck in Verbindung gebracht werden mit dem Medium der Malerei, das über den Gestus und die unmittelbare Bearbeitung der Leinwand durch den Künstler Unmittelbarkeit, Spontaneität und Ausdruck verspricht. Mit dieser Ambiguität spielt Kaiser auf mehreren Ebenen, wenn er Zufall und Plan, Konzeption und Improvisation in seinen Arbeiten aufeinandertreffen lässt. Der Blick auf die Welt durch ein Kaleidoskop verzerrt diese gleichzeitig und betont dafür ihre Komplexität. Das Misstrauen gegenüber einfachen Erklärungen und das Vergnügen an der Vielgestaltigkeit der sichtbaren Welt ist als Grundhaltung hinter den Werken des Künstlers ablesbar.

Faltungen und geometrische Formen sowie die Verwendung einfacher „armer“ Materialien zeichnen Kaisers Skulpturen, Raumobjekte und dreidimensionale Wandobjekte aus. Die teils futuristischen Formen sind zugleich Reminiszenzen der Avantgarde und der frühen Moderne. Die Referenz auf avantgardistische Strömungen des 20. Jahrhunderts wird vor allem durch die Wahl der Materialien verstärkt: Aus Karton und Papier gefaltete Formen, manchmal in Verbindung mit vorgefundenen und zweckentfremdeten Alltagsgegenständen, verleihen den Objekten den ephemeren Charakter von Modellen oder Prototypen. Wie die Grundstruktur der Gemälde häufig aus kristallinen und prismatisch vervielfachten Mustern zusammengesetzt ist, so sind auch die Skulpturen aus einfachen geometrischen Formen und durch Wiederholung aufgebaut. Neben dem Bild des Kaleidoskops als Form eines Interfaces zwischen dem Künstler und der Welt spielt die Camera obscura – die einfache Lochkamera – eine große Rolle. Die aktuellen Bilder des Künstlers entstehen, indem er abstrakte geometrische Formen, zum Teil aus Papier gefaltet, mit einer großformatigen Lochkamera belichtet und das so entstandene „Foto“ nach dem Entwicklungsprozess weiter bearbeitet und bemalt. Fehler wie beispielsweise ungeplanten Lichteinfall in der Lochkamera greift Kaiser als Spiel des Zufalls und als Zeugnisse des Arbeitsprozesses auf. Witz und Humor nennt der Künstler, der gern ein gewisses Maß an Distanz zwischen sich und sein Tun stellt, als wichtige Elemente seiner Arbeit.

Für seine Ausstellung im Hauptraum der Secession entwickelt Kaiser neue Arbeiten mit der Camera obscura und plant auch, eine ortsbezogene Wandinstallation als Fotogramm oder Cyanotypie auszuführen.

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