Korakrit Arunanondchai

Korakrit Arunanondchai, Painting with history in a room filled with people with funny names 3, 2015, Ausstellungsansicht Palais de Tokyo, Courtesy of Korakrit Arunanondchai, Clearing, New York & Carlos/Ishikawa, London, Foto: Aurélien Mole

Secession

Friedrichstraße 12, 1010 Wien
Österreich

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Dienstag – Sonntag: 10.00 – 18.00

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Eröffnung: Donnerstag, 12. September 2019, 19 Uhr


Der Künstler und Filmemacher Korakrit Arunanondchai richtet in einem einzigen umfangreichen Werkkomplex das Augenmerk auf die Idee eines „lebenden Archivs“. Sein Interesse gilt dabei Beziehungen, die lange Zeit fortdauern und sich mit den Menschen und ihren Körpern verändern, und somit eine Parallele zur Entwicklung der Geschichtsschreibung aufweisen, ohne jedoch an deren Linearität und zentralen Erzählperspektive festzuhalten. In letzter Zeit ist der Künstler dazu übergegangen, strukturelle Beziehungen, die animistischen Vorstellungen zugrunde liegen, mit jenen des globalen Informationsnetzwerkes zu überlagern. Animismus, das älteste Glaubenssystem der Welt, das außerhalb des Westens auch heute noch sehr präsent und lebendig ist, hat laut Arunanondchai eine gewisse Ähnlichkeit mit der Art und Weise, wie Netzwerktechnologien Menschen in Geister verwandeln. Die Geschichte der nahen Zukunft wird zu einer Version eines Narrativs aus einer fernen, imaginierten Vergangenheit, wie sich auch die Dichotomie von Spiritualität und Technologie zunehmend in Graustufen aufzulösen scheint, sodass eine multiple „gemeinsame Gegenwart“ hergestellt werden kann.

Arunanondchai arbeitet vor allem mit Video, wobei er das Leben seiner Familienmitglieder dokumentiert und mit dokumentarischem Filmmaterial und Found Footage verbindet, die in Bezug stehen zu seinen laufenden Forschungen auf dem Gebiet der Politik, Naturwissenschaften, Zukunftstechnologie und Spiritualität. Zu den wichtigsten, in seinen Werken immer wieder auftauchenden Figuren gehören seine Großeltern, die bereits ein Alter erreicht haben, in dem das Gedächtnis allmählich schwindet. Was für Arunanondchai auch der Grund war, mit dem Drehen von Videos zu beginnen, lassen sich doch so die Erinnerungen seiner Großeltern bewahren.

Zu Beginn seines Werkkomplexes Painting with history in a room filled with people with funny names (2012) erschuf sich Arunanondchai in performativen Inszenierungen als „denim painter“, indem er mit Jeansstoff ein Gewebe einsetzte, das unterschiedliche Welten und Kontexte verbindet. Denim ist ein Material, das aus dem Westen kommt, als Stoff der Arbeiterklasse populär wurde und schließlich als eine Art Globalisierungsmaschine die Welt eroberte, sodass sich eine Parallele zur rohen Leinwand und deren Bedeutung für die westliche abstrakte Malerei aufdrängt. Denim dient in Arunanondchais Arbeit als Grund(lage), im wörtlichen Sinne für seine Malereien wie auch als narratives Element in den Videos: auf diesem Stoff entstehen Bilder durch Action Painting, während in den Videos die Menschen Denim tragen, dem Gewebe also eine narrative Funktion zukommt. Die im Zuge von Painting with History entstandenen Bilder werden zu Objekten, die auch die Geschichte ihrer Entstehung zeigen (das Foto vom Feuer, dessen Spuren die Bilder bewahren), während die Videoreihe Painting with history in a room filled with people with funny names zu einem Archiv der Gedanken und Gefühle wird, in dem wichtige Ereignisse und Menschen im Leben von Arunanondchai lebendig gehalten werden und das alle zwei Jahre mit einer neuen Episode ergänzt und aktualisiert wird. Betrachtet man die Videos in der Installation, dann nimmt man auch die Textur wahr, die verschiedene emotionale Zustände und verschiedene geographische Kontexte zu einem Ganzen verbindet. Der Geist im Archiv, der nicht mehr verschwindet, gleicht der menschlichen DNA, die sich noch lange nachweisen lässt, nachdem das Fleisch bereits verwest ist.

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