Wieder im Trend: Keramik & Textil

Die Ausstellung Hard/Soft im Museum für angewandte Kunst versucht einen Dialog zwischen Textil und Keramik herzustellen.
Die auf den ersten Blick gegensätzliche Materialien Keramik und Textil haben, so die Kuratoren der Ausstellung Bärbel Vischer und Antje Prisker vieles gemeinsam: Sie verbindet eine haptische Formensprache, die zwischen hart, sperrig, weich und fließend changiert.
Insgesamt wirft die Schau einen neuen Blick auf die Keramik Skulptur der Gegenwart.
Materialien, Formen und Bedeutungen der ausgewählten Arbeiten eröffnen ein breites Spektrum von Ambivalenzen, Unschärfen und Gleichzeitigkeiten, die auch Gender-Zuschreibungen auflösen und damit auch eine neue Brisanz erhalten.
Jahrhundertelang blieb die künstlerische Nutzung textiler Materialien im Wesentlichen auf die Verwendung von Stoffen als Bildträger in der Malerei oder aber auf den Bereich der Tapisserien und Bildteppiche beschränkt. Wenngleich bereits im russischen Suprematismus sowie durch den Futurismus und Kubismus, textiles Material Eingang in die Kunst fand, so erfolgte die Etablierung von Textil und als autonome künstlerischer Werkstoff sowie die Verwendung textiler Techniken nachhaltig erst ab den 1950er-Jahren. Es wurde im Kontext eines erweiterten Skulpturbegriffs sowie auch durch das Interesse an flexiblen, amorphen Materialien, die auch an den Körper angepasst werden konnten, und mit denen auch interagiert werden konnte, entdeckt bis hin zu Franz Erhard Walther, der durch das Arbeiten mit Stoffen einen neuen Werkbegriff einführte, in dem er seine Objekte erst durch die Interaktion der Betrachter als vollendet ansah. Sie konnten seine Objekte auffalten, ausrollen, in sie hineinsteigen, sich überstülpen und damit selbst Teil des Kunstwerks werden.

MAK Ausstellungsansicht, 2023, HARD/SOFT. Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst, MAK Ausstellungshalle EG © MAK/Georg Mayer
weiblicher Kunstproduktion ad absurdum
Textile Materialien sind und waren stets auch ein adäquates Medium in der Auseinandersetzung mit den Themen wie Umhüllung, Haut, Oberfläche, Kleidung und Identität. Künstlerinnen wie Annette Messager, Magdalena Abakanowicz, Rosemarie Trockel, Sheila Hicks führten dabei virtuos den Gemeinplatz weiblicher Kunstproduktion ad absurdum und setzten diesem mit ihren Objekten anschaulich überzeugende künstlerische Entwürfe entgegen. Sowohl die Messen als auch die Ausstellungen der jüngsten Zeit, zeigen verstärkt Positionen, die wie unter anderem Bristhy Alam, die in der ZONE1 auf der viennacontemporary bei Wonnert Dejaco präsentiert wurde, mit textilen Materialien arbeiten. Auch die Objekte von Liesl Raff, die in diesem Jahr mit einer Einzelausstellung „Liason“ im fjk3 – Raum für zeitgenössische Kunst präsent, bestehen aus einem prägnanten Materialmix unter Verwendung von Leder, Textil und Garn.

MAK Ausstellungsansicht, 2023, HARD/SOFT. Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst MAK Ausstellungshalle EG, im Vordergrund: Magdalena Abakanowicz
© MAK/Kristina Wissik
Zusammenspiel mit junger Generation
Prägende künstlerische Positionen werden in der Ausstellung mit Arbeiten einer jungen Künstlergeneration zusammengebracht. So spannen diese beispielsweise einen Bogen zur ikonischen Rauminstallation Hôtel du Pavot, Chambre 202 (1970/73) der amerikanischen Künstlerin Dorothea Tanning (1910–2012). Bemerkenswert sind auch jene Werke, die von einer anderen als der europäischen Kultur geprägt sind, wie die Objekte der brasilianischen Künstlerin Sonia Gomes (*1948), der Israelin Noa Eshkol (1924–2007) oder der kanadischen Künstlerin Kapwani Kiwanga (*1978). Letztere rückte durch ihre Biennale-Teilnahme und ihre Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg verstärkt in den Mittelpunkt.
MAK
Stubenring 5, 1010 Wien
Österreich
Hard/Soft Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst
bis 20. Mai 2024