Was es aktuell in München zu entdecken gibt

In München geht es rund im Herbst. Zwischen Galerienfestival und hochkarätigen Ausstellungen ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Besuch. Wir verraten warum.


Kunstareal München

Mitten in München, im quirrligen Stadtbezirk Maxvorstadt, liegt eines der bedeutsamsten Kunstcluster Europas. Auf dichtem Raum ist hier in den letzten zwei Jahrhunderten eine einzigartige Verbindung von Kunst-, Wissenschafts- und Kulturinstitutionen entstanden. Was bis vor wenigen Jahrzehnten noch wie ein zufälliges Nebeneinander wirkte, ist unter dem gemeinsamen Dach des Kunstareal München mittlerweile zu einer Kooperationsgemeinschaft geworden, in der gemeinsame Projekte und Inspirationen entstehen und umgesetzt werden.  

Museum Brandhorst

In München empfiehlt sich im Herbst ein Rundgang zwischen Haus der Kunst, Museum Brandhorst und dem Kunstverein, und damit eine Tour zwischen Heidi Bucher, Alexandra Bircken und Bea Schlingelhoff. Ihre Werke gehen in vielerlei Hinsicht unter die Haut, wie die großen Einzelausstellungen zeigen, die den drei bemerkenswerten Künstlerinnen gewidmet sind.

Alexandra Bircken interessieren Verbindungen zwischen innen und außen, genauer gesagt die des menschlichen Körpers mit seiner Umgebung. Eine wichtige Rolle spielt folglich die Haut: das Organ, das den Körper von der Außenwelt abgrenzt und schützt, und dem mit einer Schicht aus Bekleidung auch eine weitere Schutzhülle vor der Umwelt hinzugefügt werden kann. Seit Ende Juli zeigt das Museum Brandhorst eine Schau, die versucht, das vielgestaltige skulpturale Repertoire der in München lehrenden Professorin für Bildhauerei zu erfassen.

Ausstellungsansicht „Alexandra Bircken: A–Z“ im Museum Brandhorst Gezeigte Werke (v.l.n.r.): „T(raum) 1“ (2019), „B.U.F.F. (Big, Fat, Ugly, Yellow)“(2014), „RSV 4” (2020), „Skiliesl“ (2010) und „Ohne Titel“ (2011), „Demolition Ball /Cassius” (2011), „Eva (2013)”, „Trolley” II (2016) © Alexandra Bircken. Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München


LENBACHHAUS

Das Lenbachhaus zeigt noch die Ausstellung "Joseph Beuys - 100 Jahre". Im ehemaligen Atelierflügel Franz von Lenbachs können alle Etappen von Joseph Beuys' plastisch-bildhauerischem Schaffen exemplarisch erfahren werden. "Ofen", "Badewanne" und "Hasengrab" und viele weitere Werke zeigen die bildhauerischen Gestaltungsmöglichkeiten, die Beuys in der Zeit von 1948 bis 1968 entfaltete. Ab 1970 wandte er sich ausgedehnten, großformatigen Rauminstallationen zu. Die beiden ikonischen Environments "zeige deine Wunde" (1974/75) und "vor dem Aufbruch aus Lager I" (1970/80) geben Einblick in diese Schaffensphase.

Joseph Beuys, vor dem Aufbruch aus Lager I, 1970-80 © Joseph Beuys Estate/VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Lenbachhaus, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München unter Miteigentum der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Landesstelle nichtstaatlicher Museen in Bayern, sowie mit finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Fördervereins Lenbachhaus e.V. und Privatspenden


GALERIE HELDENREIZER CONTEMPORARY MÜNCHEN

Die relevanten Diskurse der Gegenwart mitzuprägen, Neues zu entdecken und in seinen Ausstellungen den Zeitgeist einzufangen und zu reflektieren – das waren die Beweggründe des Kunsthistorikers Marcus Trautner, es zu wagen eine Galerie zu eröffnen. Nachdem er sie zunächst zwei Jahre als Pop-up geführt hatte, hat er 2020 – mitten im Lockdown des Frühjahres – die Galerie Heldenreizer Contemporary in der Münchner Türkenstraße. Mit seinem diskursiven Programm hat er es in Windeseile auf die Landkarte  der Münchner Kunstszene geschafft.

Marcus Trautner, Foto: Bernhard Rohnke Photography


Sammlung Goetz

Ingvild Goetz engagiert sich seit über 50 Jahren mit Leidenschaft und Expertise für die aktuelle Kunst der Gegenwart. Die Sammlung Goetz zählt heute zu den bedeutendsten privaten Kunstsammlungen der Arte Povera, Young British Artists und Medienkunst. Im Mai wurde die Kunstsammlerin 80 Jahre alt. PARNASS besuchte die Sammlerin in München. Mehr in unserer PARNASS Ausgabe 03/21!

Ingvild Goetz, Foto: Gerald von Faris, München, Courtesy Sammlung Goetz, München


NIR ALTMAN

Nir Altman ist mit seiner Galerie jährlicher Fixstarter der Various Others. Der aus Tel Aviv kommende Galerist hat sich bewusst für eine Galerie in München entschieden – warum? Darüber hat er mit uns gesprochen. Mehr in unserer PARNASS Ausgabe 03/21!
 

Exhibition view: Ndayé Kouagou Tbh if it’s not about me I’m not really interested Courtesy the artist and Nir Altman, Munich Photographer: Dirk Tacke


Leica Galerie München

In der Leica Galerie München werden auf über 100 Quadratmetern Fotokunst und Kameratechnik auf höchstem Niveau präsentiert. Es sind vierteljährlich wechselnde hochkarätige Ausstellungen zu sehen, die Werke deutscher und internationaler Fotografen, renommierter Künstler, klassischer Leica Fotografen sowie aufstrebender Talente zeigen. In der Leica Galerie München präsentiert sich die Faszination der Leica Welt erstmals in einem neuen Design-Konzept, das zum Verweilen einlädt und in der die Fotografie im Mittelpunkt steht. Am 1. Oktober 2021 eröffnet die Leica Galerie München die erste große Einzelausstellung des deutschen Künstlers und Hollywoodstars Thomas Kretschmann.

Thomas Kretschmann, Muse Typ I von III (Detail), Courtesy by the artist


Galerie Bezirk Oberbayern

Die Galerie Bezirk Oberbayern in München, prominent gelegen in der Prinzregentenstraße vis-à-vis dem Haus der Kunst, ist ein Erlebnisort für zeitgenössische Kunst und Inklusion: Mehrmals jährlich treten dort spannende künstlerische Positionen regionaler Künstlerinnen und Künstler gegenüber. Inklusive Kunstvermittlung für alle, wie Tastführungen, Führungen und Erklärvideos in Deutscher Gebärdensprache und Ausstellungstexte in Leichter Sprache begleiten jede Ausstellung.  Der Zugang ist selbstverständlich barrierefrei. Von 14. Oktober 2021 bis 25. Februar 2022 sind die Werke von Ruth Effer und Christoph Lammers in der Ausstellung „Linie Form Schwingung“ zu sehen.

RUTH EFFER | Bewegter Druck in Papier, 2020, ca. 25 × 25 × 8 cm | Foto: Ruth Effer


ERES-Stiftung

Die ERES-Stiftung zeigt die erste große Einzelausstellung des dänischen Konzeptkünstlers und documenta-Teilnehmers Tue Greenfort (*1973) in München. Knackig-grüne Glasarbeiten hängen von der Decke, zarte Papiertondi machen gefilterte Algenspuren aus Tegernsee, Chiemsee oder Loisach sichtbar. Mit Gipsabdrücken von Strandabschnitten, die Muscheln, Seetang und Kiesel enthalten, schlägt der unermüdlich zwischen lebendiger Natur und Kunstraum vermittelnde international gefragte Künstler eine Brücke vom Meer zu den Alpen.

Tue Greenfort, Ulva I (Detail), 2020/21, Glas, Holz, Acrylschnur, 50 x 50 x 300 cm, Courtesy the Courtesy the artist und KÖNIG GALERIE Berlin, London, Seoul

 


Staatliche Münzsammlung München

Noch bis Januar 2022 ist die Ausstellung "Hand Große Kunst" in der Staatlichen Kunstsammlung München zu sehen! Sie zeigt einen breiten Querschnitt durch die Gegenwart der Medaillenkunst in Deutschland mit Arbeiten von 125 Künstler*innen und 30 Kunstschüler*Innen aus den Jahren 2007 bis 2020. Medaillen sind Kunstwerke nicht nur für das Auge, sondern auch für die Hand - und trotz ihres kleinen Formats "große Kunst", oder dem Titel der Ausstellung entsprechend " Hand Große Kunst".

Staatliche Münzsammlung, München, Foto: Nicolai Kastner


Münchner Stadtmuseum

Mit "Grand Tour XXL. Der Reisekünstler Emelˈjan Korneev" präsentiert das Münchner Stadtmuseum erstmals ein seltenes Konvolut von Zeichnungen des russischen Künstlers Emelˈjan M. Korneev (1780 – nach 1839) der Öffentlichkeit. Obwohl viele seiner Arbeiten als zerstört oder verschollen gelten, verfügt die Sammlung Grafik und Gemälde seit 1926 über fünfzig von Korneevs großformatigen Aquarellen, Feder- und Bleistiftzeichnungen, welche seine künstlerische Qualität bezeugen. Das Deutsche Archäologische Institut in Berlin steuert zudem etliche Leihgaben zur Ausstellung bei.

Emel’jan Korneev, Das Erechtheion (Temple d’Erecthée), 1804, Feder, Aquarell über Bleistift, © Deutsches Archäologisches Institut, Berlin, Foto: Dietmar Katz


ARTCURIAL

Das französische Auktionshaus Artcurial ist dem großen spanischen Künstler Pablo Picasso sehr verbunden und versteigert jedes Jahr erfolgreich mehrere Dutzende seiner Arbeiten, egal ob ganze Sammlungen oder einzelne Autografen, Originale, Keramiken oder Editionen. In Zusammenarbeit mit Marco Pesarese Fine Art und Galerie Zink Waldkirchen widmet Artcurial München dem bedeutenden Spanier eine Ausstellung einer Sammlung von 30 Druckgrafi ken aus der Zeit von 1927 bis 1963 und ergänzend fünf Positionen zeitgenössischer Kunst, welche auf angenehm unerwartete Weise Bezug auf einen der wichtigsten Künstler des vergangenen Jahrhunderts nehmen.

Pablo Picasso: Femme Torero. Dernier baiser? 12.6.1934; Matías Sánchez Picasso en mouguins, 2011, Öl auf Leinwand, 97 × 130 cm; Pablo Picasso: Jeune Sculpteur au Travail, aus "Suite Vollard" 25.03.1933; Pablo Picasso: Femme Torero II, aus "Suite Vollard" 20.6.1934 (von links nach rechts). Installationsansicht "Good artists copy, great artists steal.", München, 2021. Photo: Erich Spahn © Galerie Zink Waldkirchen


Mehr erfahren Sie in unserer PARNASS Ausgabe 03/2021!

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