UNBLOCK Berlin | Fair Art Fair

Wie wird das Konzept „Kunstmesse“ zukunftsfit? Eine neue, unkonventionelle Messe erprobt, wie man von klassischen, profitorientierten Galerieformaten die Brücke hin zum Ort der Kunstproduktion schlagen kann. Eine Messe direkt im Atelierhaus mit kurzen Wegen – nicht nur hinsichtlich des Transportes – sondern auch nah dran, an den Künstlerinnen und Künstlern.


Inmitten der historischen Architektur des ehemaligen „Operativ-Technischen Sektors“ der DDR Spionagezentrale in Berlin-Lichtenberg gelegen will UNBLOCK die Idee der Kunstmesse als ganzheitliche Erfahrung neu denken. Das Atelierhaus Studios ID öffnet seine Türen – rund 100 Künstlerinnen und Künstler laden dabei auf rund 24.000 Quadratmetern und über 11 Stockwerke in ihre Ateliers ein, die für sechs Tage zum Messeparcours werden. Zusätzlich zu den individuell bespielten Atelierräumen gibt es ein kuratiertes Programm in den Gängen sowie eine große Freiluft Ausstellung im Kunstgarten, ein vielschichtiges Rahmenprogramm mit Talks und Panels rundet die beiden Messewochenenden ab.

Eine Kunstmesse von einem bereits aktiven Kunst Ort aus bottom up gestalterisch zu denken hat mehrere Vorteile: Oft komplexe und sperrige Kunsttransportwege werden eingespart, was den CO2 Abdruck verringert. Während oft die gleichen Kunstwerke von Messe zu Messe und damit von Stadt zu Stadt reisen, wird hier das Konzept umgedreht und die Interessierten kommen ins offene Atelier. „Fair“ will die UNBLOCK aber nicht nur in diesem Sinne sein, sondern auch in der Hilfestellung gegenüber den Künstlerinnen und Künstler – ohne komplexe Infrastruktur sollen sie im barrierefreien und direkten Verkauf an Kunstinteressierte unterstützt werden – aus „Art Fair“ wird also „Fair Art Fair“. „Mit der UNBLUCK Art Fair lassen wir eine Messe organisch dort entstehen, wo die Kunst geschaffen wird. wir ersetzen Messe-Cubicles mit Ateliers“, erklären die beiden Kuratoren Denis Leo Hegic und Jan Gustav Fiedler.

Hegic und Fiedler haben in den vergangenen Jahren mit Formaten wie der “Monumenta” (Leipzig 2018) oder der Gründung des “Museum of Now” (Berlin 2019) aufgezeigt. Immer wieder boten “Orte, die keiner haben wollte” eine wesentliche Grundlage für die Projekte, diesen Plätzen eine neue Aufmerksamkeit entgegenzubringen reizt Fidler und Hegic und hat sich in der Vergangenheit mit erfolgreichen Neupositionierungen bewährt. Im Falle der Location der UNBLOCK geht es auch um die Erschließung eines Stadtteils, der – noch nicht – hinlänglich Beachtung erfährt. „Schwerpunkte, die wir grundsätzlich in unserer Arbeit verfolgen, liegen in der Integration von Kunst und Kultur in eine nachhaltige Stadtentwicklung des 21. Jahrhunderts. Dies machen wir, indem wir Orte in den Fokus der Öffentlichkeit bringen, die bis dato nicht in der kulturellen Landschaft der jeweiligen Städte als solche erschienen sind. Zum Beispiel: die größte Atelierdichte in der Stadt Berlin findet sich im Bezirk Lichtenberg. Berliner Kunst, so wie wir sie kennen, entsteht buchstäblich jeden Tag in Lichtenberg und doch kennt den Bezirk kein Mensch. Für uns jedoch ist die Schaffung eines Kunst- und Kulturstandortes in einer, auf den ersten Blick Off-Location, der natürliche Gang eines jeden (Kunst)Entdeckers.“ 

Denis Leo Hegic vor einer Arbeit von Tijana Titin,  Foto: Neven Hillebrand

Berlin soll im Rahmen der UNBLOCK erfahren werden, mit neuen Facetten und der multi-nationalität in der das große Atelierhaus die Kunstszenen der Stadt abbildet. „Vorteile für Sammler und Besucher entstehen auch durch generationenübergreifende, internationale, geschlechtergerechte Repräsentation der Künstlerinnen und Künstler. UNBLOCK lebt nicht in der Markt-Bubble“, erklären Denis Leo Hegic und Jan Gustav Fiedler, all diese Konventionen wollen sie „unblocken“, entriegeln und auflösen.

Die UNBLOCK Fair Art Fair ist ein innovativer Ansatz im Bezug auf die klassische Kunstmesse. Ohne riesigen CO2-Fußabdruck durch Kunstwerke, die um den halben Planeten geflogen werden. Stattdessen bietet sie die seltene Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und Kunst im direkten Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern an ihrem Entstehungsort zu erfahren.

Jan Gustav Fiedler, Kurator

Jan Gustav Fiedler vor einer Arbeit von Tijana Titin,  Foto: Jan Holger Hennies

Unblock Berlin

Genslerstraße 13-13A, 13055 Berlin
Deutschland

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