»They fucked up!« Lawrence Weiner über den Streit mit dem Haus des Meeres

„Niemand hat mit mir gesprochen!“ Lawrence Weiner ist empört über den Umgang mit seinem Kunstwerk am Haus des Meeres


“Zerschmettert in Stücke (im Frieden der Nacht) / Smashed to pieces (in the still of the night)". 28 Jahre lang prägte Lawrence Weiners Schriftzug am Flakturm den 6. Bezirk. Es war eines der sensibelsten Mahnmäler der Stadt, das in Ausdruck und Größe für sich stand und auf die Novemberpogrome von 1938 referenzierte. Gegen das Vergessen wurde es 1991 im Auftrag der Wiener Festwochen gestaltet und nun, just zur Zeit der Festwochen, verschwand die Arbeit in der Großbaustelle der Erweiterung des Haus des Meeres, das seit den 1950ern im ehemaligen Abwehrturm untergebracht ist.

„Das war von Anfang an immer nur temporär angedacht und wir haben lange mit dem Künstler darüber gesprochen und er hat dann auf eigenen Wunsch gesagt, dass der Schriftzug komplett auf allen Seiten übermalt werden soll“, betont Hans Köppen, Geschäftsführer des „Haus des Meeres“ gegenüber wien.ORF.at. Doch Weiner ist aktuell in Wien, um seine Ausstellung in der Galerie Hubert Winter zu eröffnen und zeichnet ein anderes Bild.

Im Gespräch mit PARNASS zeigt er sich empört und enttäuscht über den unachtsamen Umgang mit seiner Arbeit. Gefragt wurde er jedenfalls nicht, ehe seine Arbeit zerstört wurde, betont der Künstler. Nur halbe Lösungen als es schon zu spät war, wollte er auch nicht. Nun prangen die Letter „Haus des Meeres. Aqua Terra Zoo“ und „Haus des Meeres. Erinnern im Innern“ am Haupt des Aqua Zoos und Weiners Arbeit wurde vollständig verdrängt.

Es hat was von unappetitlicher Ironie, wenn ein Werk gegen das Vergessen ins Vergessen gerät. Mitten im Treiben der Stadt koexistierten das tägliche Treiben und das stille Erinnern bisher nahtlos. Weiners Arbeit war eine der pointiertesten die der öffentliche Wiener Raum zu bieten hatte.

Haus des Meeres, Mai 2019

Haus des Meeres, Mai 2019

Der ehemalige Abwehrturm im Esterházypark ist ein Ort, der trefflicher für das Erinnern nicht sein hätte können. Nun wird das Erinnern von der Fassade nach innen verschoben, der Zugang dazu also limitiert und die Kunst bleibt außenvor.


Das vollständige Interview mit Lawrence Weiner erscheint am kommenden Montag, den 20. Mai 2019.

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