Sehenswert in Kärnten: Roland Goeschl

In der Serie „Alte Freunde“ präsentiert das Museum Liaunig Künstlerpersönlichkeiten, denen Herbert Liaunig als Sammler wie als Freund seit Jahrzehnten verbunden ist. Nun soll Roland Goeschl geehrt sein, dessen Werk Architektur und Skulptur zugleich ist und dessen Formensprache so radikal ist wie seine Farbgebung in prägnantem Rot – Blau – Gelb.


In der von Peter Liaunig kuratierten Ausstellung sind Werke von Roland Goeschl (1932-2016) aus der eigenen Sammlung mit Leihgaben aus dem Nachlass des Künstlers ergänzt. Der Fokus ist auf zentrale Werkphasen gelegt, beginnend mit frühen Bronzefiguren und Skizzen bis zu ausgefeilten skulpturalen Komplexen der späteren Jahre.

Schon früh führt Roland Goeschl die farbige Fassung der Skulptur in Rot – Blau – Gelb als räumliche Erweiterung ein. Als wegweisend für diese markante Eigenwilligkeit gilt Goeschls Aufenthalt in London 1962/63. Damals keimten in England in der Plastik und Malerei neue Tendenzen auf, die radikale Formgebung mit Populärkultur zu vereinen suchten. Es galt die Grenzen zwischen den Kunstgattungen zu hinterfragen und an deren Stelle eine neue Idee von Ganzheitlichkeit zu setzen. Einen besonders bedeutsamen Impuls mag ein Ausstellungsbesuch in der Marlborough Gallery gegeben haben, in der Begegnung mit dem Werk des De-Stijl-Künstlers Georges Vantongerloo und dessen Verwendung von Primärfarben in der Plastik. Die unmittelbare Reflektion zeigt sich in Goeschls frühen farbigen Studien zur Form-Agglomerationen. Auch aufgrund der Erfahrung der in der Londoner Kunstszene vorherrschenden Aufbruchsstimmung erlaubt sich Goeschl später in Wien einen größeren Freiheitsraum im eigenen Werk. Er findet zu einer Radikalisierung seines Begriffs von Bildhauerei, zu einer dezidiert konkreten Formgestaltung und deren kantigen farbigen Fassung in ungebrochenem Rot – Blau – Gelb. 1968 zeigt Goeschl auf der Biennale in Venedig und 1969 in der Ausstellung im ehemaligen Museum des 20. Jahrhunderts Skulpturen mit rein kubischer Formensprache und steigert diese zu architektonischen Gesten.

Diese dynamische Bewegtheit kennzeichnet das Werk Goeschls durchgehend, sodass die Werkschau im Museum Liaunig im Gesamteindruck wie ein großes geschlossenes Programm erscheint.

Die Farben dienen ihm zur Intensivierung der schon plastisch angelegten Bewegung und lenken diese expansiv in den Raum. Diese dynamische Bewegtheit kennzeichnet das Werk Goeschls durchgehend, sodass die Werkschau im Museum Liaunig im Gesamteindruck wie ein großes geschlossenes Programm erscheint.

Ausstellungsansicht, Roland Goeschl, Courtesy Museum Liaunig

Modelle für große architektonische Gestaltungen im öffentlichen Raum haben den Rang eigenständiger plastischer Objekte. Säulen sind vor großformatigen Gemälden platziert, die selbst aufgrund ihrer farbigen stereometrischen Gestaltung räumliche Wirkung entfalten und mit der Plastizität der umgebenden Skulpturen konkurrieren. Flächige wie räumliche Strukturen schichten und überlagern sich, sie verschränken Inneres und Äußeres und involvieren die Betrachter:innen in das Geschehen. Die Ausstellung kulminiert in der Installation „Ohne Titel (Sackgasse)“ von 1966, die im Skulpturengarten ihren permanenten Aufstellungsort hat. In ihr verschmelzen Architektur und Skulptur zum vielschichtigen Werk, das zugleich politische Äußerung ist – 2006 stellt Roland Goeschl dieselbe Arbeit in mutierter Anordnung als „Passage“ aus. Die scheinbar spielerische Haltung im Umgang mit seinem Form- und Farbvokabular, das Spiel mit Fläche und Raum, täuscht nicht darüber hinweg, dass Roland Goeschl mit seinem Werk die Expansion des Begriffs der Plastik anstrebte ohne diesen gänzlich verlassen zu wollen.

Ausstellungsansicht, Roland Goeschl, Courtesy Museum Liaunig

Museum Liaunig

Neuhaus 41, 9155 Neuhaus
Österreich

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