Studio Diary - Titania Seidl
Trotz Shut Down – Kunst wird produziert, ob in den städtischen Ateliers oder auf dem Land, wohin einige der Künstlerinnen und Künstler sich zurückgezogen haben. Wir haben sie um Einblicke aus den Ateliers und Notizen zu dieser Zeit gebeten.
Meine Chefin Judith schickte letzte Woche ein Email mit dem Betreff "The New Normal" an das Team und die Studierenden der Malereiklasse. Damals fühlte sich das, was darin stand überhaupt nicht normal an – kein persönlicher Kontakt mehr, Bildbesprechungen per Videochat, die Gebäude und Ateliers der Angewandten geschlossen. Ich kann das zeitlich kaum mehr zusammendenken, aber noch vor zwei Wochen waren Lukas Thaler und ich noch in Köln, um unsere Ausstellung dort zu eröffnen.
Wir hatten sie als eine Art wiederentdeckte Zeitkapsel angelegt, nun ist sie tatsächlich eine Geisterausstellung, die darauf wartet, irgendwann nochmal besucht zu werden. Nun, fünf Tage nach dem Start der Eindämmungsmaßnahmen, hat die Situation tatsächlich einen gewissen Grad an Normalität erreicht – so lang die Internet Verbindung nicht zu sehr unter den vielen neuen Home-Offices ächzt.
nun ist sie tatsächlich eine Geisterausstellung, die darauf wartet, irgendwann nochmal besucht zu werden.
Im Atelier war ich bisher kaum, dabei gibt es sehr viele angefangene Arbeiten, die Zeit und Aufmerksamkeit bedürften: Die zwei Reliefs von einander unterstützenden Frauenfiguren, die zwei Großformate mit Jeans und brüchiger Monumentalplastik, die kleinen Magneten, die ich zu den Aquarellen modelliert habe, ...
Hauptsächlich habe ich mich bisher auf die Dinge konzentriert, die ich tatsächlich von daheim aus machen kann: Die Arbeit an dem langen Text, den ich vor einem Jahr begonnen habe, und der immer noch nicht fertig ist, und die vielen Bücher lesen, die sich daheim schon länger türmen.
Und, das wichtigste Projekt gerade: Mein Freund hat sich letzte Woche den Fuß gebrochen. Nun male ich ihm Landschaften auf die Gipse, bis es ihm besser geht.
