Studio Diary - Richard Kaplenig
Trotz Shut Down – Kunst wird produziert, ob in den städtischen Ateliers oder auf dem Land, wohin einige der Künstlerinnen und Künstler sich zurückgezogen haben. Wir haben sie um Einblicke aus den Ateliers und Notizen zu dieser Zeit gebeten.
Richard Kaplenig, arbeitet abwechselnd in Wien und Kärnten. Aktuell allerdings hat er sich für mehrere Wochen in sein Atelier in Faak am See zurückgezogen. Die aktuelle Beruhigung dieser Zeit, ist eigentlich so, wie er sich ein Atelierleben vorstellt.
Normalerweise wäre er nächste Woche in Nürnberg bei einem Sammleressen und bei der Finissage der Ausstellung „Tu Felix Austria“ im Kunstkontor, wo er gemeinsam mit Hellmut Bruch, Gerhard Frömel sowie Michael Kos vertreten ist. „Das alles fällt weg! Wären da nicht die Gefährlichkeit des Virus und die wirtschaftlichen Folgen, könnte man die Zeit einer allgemeinen Beruhigung der Eventkultur durchaus als ideal bezeichnen. Ich genieße ehrlich gesagt die Möglichkeit mich zu 100 Prozent auf meine Arbeit konzentrieren zu können. Ich muss nirgendwo hin und Besuche im Atelier gibt es auch nicht. Natürlich habe ich das Glück ein wunderschönes Atelier zu haben mit Blick in die Berge und mit genug Platz zum Arbeiten – und ich kann gut über eine längere Zeit mit mir und meiner Arbeit alleine sein. Das war schon so, als ich noch in Venedig gelebt habe und oft wochenlang im Atelier am Lido alleine gearbeitet habe.“
Dass sich nach dem Shut Down einiges verändern wird, davon ist er überzeugt. „Ich hoffe, dass man es schafft auch danach, diese Beruhigung des Lebens mitzunehmen. Abzuwägen, ob man wirklich zu jeder Vernissage gehen muss und es gelingt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.“ Ebenso ist er überzeugt, dass die derzeitige digitale Präsenz vieler Galerien auch danach wichtig bleiben wird. „Viele Galerien sind mit ihren Online Aktivitäten erfolgreich. Damit meine ich nicht, dass wir jetzt alle Ausstellungen digital erleben sollen, natürlich ist das nicht das gleiche. Aber ich glaube, dass viele Sammler jetzt verstärkt Zeit haben, Kunst anzuschauen, zu recherchieren und auch zu kaufen. Anfang der Woche konnte Lukas Feichtner durch die Präsenz meiner Arbeiten auf artsy zum Beispiel ein Bild an eine wichtige deutsche Sammlung verkaufen. Die Galerien und auch Künstler pflegen in dieser Zeit auch ihre Kontakte und sind im Austausch mit den Käufern, hier hilft es natürlich, wenn man bereits ein gutes Netzwerk aufgebaut hat – von dem man jetzt profitiert. Darüber hinaus gibt es auch Interessenten, die bislang noch keine Sammler waren, aufgrund der aktuellen Finanzlage jedoch die Kunst als neue Wertanlage entdecken.“
Seine aktuellen Arbeiten schließen an die – zuletzt unter anderem in seiner Einzelausstellung in der Galerie Lukas Feichtner präsentierten – Werke der letzten Jahren an. Im Fokus stehen Gegenstände des Alltags, vom Salzstreuer über das Wasserglas, vom Nimbusschlüssel bis hin zu alten medizinischen Instrumenten. Es sind zumeist kleine, im Alltagsleben wenig beachtete Teile, die in den Bildern groß im Mittelpunkt stehen und sich unmissverständlich in den Vordergrund spielen. Auch wenn die Gegenstände scheint´s sehr präzise gemalt sind, und ihre Plastizität sowie Stofflichkeit, sprich Materialdarstellung beeindruckend ist, so steht doch die Malerei per se im Mittelpunkt. Kaplenig arbeitet mit der Technik der klassischen Ölmalerei, der Gestus des Pinselstriches bleibt sichtbar und mehr noch, das Bild erschließt sich bei näherer Betrachtung als interessantes Wechselspiel der verschiedenen malerischen Schichten. Probiert man jetzt auch Neues aus, wollte ich von Richard noch wissen: „Grundsätzlich arbeite ich weiter an diesem Werkkomplex. Über die Jahre haben sich so viele Gegenstände angesammelt, die ich alle noch malen möchte, ein echter Fundus, den ich aufarbeite. Aber es geht immer darum die Qualität seiner Malerei zu verbessern, das ist Teil des Arbeitsprozesses. Den Gegenstand zu malen, ist nicht wirklich schwierig, das Entscheidende ist, dass es nicht dabei bleibt.“
Doch was gibt es außerhalb des Arbeitens. Die Berge vor der Haustür, allen voran der Mittagskogel? „Ich habe mein Mountainbike derzeit im Haus – indoor – und radle mit Blick auf die Berge. Man muss ja die Regeln einhalten. Aber ich gehe in den Wald – der ist ja auch vor meiner Haustür und so tue ich etwas für mein Immunsystem. Das Kochen habe ich auch wiederentdeckt. Ich habe ja immer schon sehr gerne gekocht, das aber in den letzten Jahren vernachlässigt. Jetzt macht es mir wieder sehr viel Spaß und gestern ist mir echt ein perfektes Gulasch gelungen.“