Studio Diary - Nives Widauer
Trotz Shut Down – Kunst wird produziert. Im heutigen Studio Diary schreibt Clarissa Mayer-Heinisch über ihren virtuellen Atelierbesuch bei Nives Widauer.
Die aus der Schweiz stammende Künstlerin Nives Widauer ist in ihrem Wiener Atelier trotz Corona beschäftigt. "I’d rather stay home", so der, für die momentane Zeit sehr passende Titel einer 2015 begonnenen Serie, die Widauer vervollständigen will. Herzstück der neuen Arbeit ist nun ein Rimowa-Kofferset, das die Künstlerin ihre ganzes Reiseleben lang begleitet hat.
Außerdem entstehen Installationen, die mit Performances verbunden sind, Aquarelle, die Ideen und Schriften von Paracelsus zum Inhalt haben, aber auch ein großes Mosaik, sowie einige Skulpturen für ein Kunst-am-Bau Projekt und eine Glasarbeit. Mehrere ihrer internationalen Ausstellungen mussten verschoben werden, manche Kunstwerke, so wie beispielsweise "The Special Case of Steffy Goldner", eine Videoinstallation aus dem Harfenkoffer des ersten weiblichen Mitglieds des New York Philharmonic Orchestra, der aus Wien stammenden Jüdin Steffy Goldner, vor 100 Jahren, befinden sich in gesperrten Ausstellungsräumen. In diesem Fall ist es das Österreichische Kulturforum in Washington D.C.
"Das Interessante an dieser slow motion Krise ist, dass ich zuallererst, so wie wir alle, die Gewohnheit des (scheinbar) 'Allesselbstbestimmens' aufgeben musste. Ich kam am 6.März gerade aus den USA an, wo ich 5 Wochen lang eine sehr interessante, dichte Zeit und drei Ausstellungseröffnungen hatte. Wie ich in Dulles Airport nach Wien eingecheckt habe, war mir klar, dass irgendetwas nicht stimmt, denn der Flieger war quasi leer. Danach dann die Ruhe, die Stille."
"Ich wohne und arbeite am Naschmarkt und nachts ist es etwa so still, wie auf der Alm. Nun bin ich also in meiner zweiten Hülle, meiner Atelierhaut teilweise gefangen. Ich genieße das,weitestgehend, wenn ich ehrlich bin, und fühle mich wohl in dieser Situation. Es ist nur diese unheimliche Ruhe und die Frage, was danach kommt, die mich manchmal sehr erschreckt. Die Sorge um Demokratie, aufkeimendem Nationalismus ... aber ich versuche, im Moment zu bleiben. Ich habe das Glück, Künstlerin zu sein und bin es gewohnt, mein Innenleben mit dem Außen zu verbinden. Ich schöpfe ja sowohl aus meinen Archiven, meinen Träumen und den Schnittmengen, die unterschiedliche Welten miteinander teilen. Es gibt ja nicht einfach Musik oder Malerei oder Natur oder Licht. Nein. Das ist alles verwoben, insofern werden sich die Sedimente dieser Erfahrung auch in mir ablagern. Die Werke sind nicht unbedingt anders jetzt. Ich arbeite weiter an meinen Themen, mit allen Einflüssen."
EDITION NIVES WIDAUER | Possibilities, 2017
In Kooperation mit der Künstlerin Nives Widauer freuen wir uns die Editionsmappe "Possiblities", 2017 exklusiv für PARNASS Leser anbieten zu dürfen. Die Editionsmappe besteht aus jeweils drei Motiven, die einzeln signiert und nummeriert sind. Die Mappe wird nur als Ganzes verkauft. Der Gesamtpreis beträgt 1.200 Euro. Für Rückfragen: anja.goeschl@medecco.at