Studio Diary - Barbara Höller

Barbara Höller, Atelier © by the artist

Trotz Shut Down – Kunst wird produziert, ob in den städtischen Ateliers oder auf dem Land, wohin einige der Künstlerinnen und Künstler sich zurückgezogen haben. Wir haben sie um Einblicke aus den Ateliers und Notizen zu dieser Zeit gebeten.


... die Gefühlslagen verändern sich, glaube ich,
sehr sehr dynamisch die nächsten Wochen ...

Barbara Höller

Barbara Höllers Atelier liegt im in einem dreistöckigen Innenhofhaus in Wien Margareten. Einerseits, so Barbara Höller, ist die derzeitige Situation natürlich stets präsent auf der anderen Seite ermöglicht diese Ausnahmesituation, auch eine Auszeit von Ausstellungsevents und der eigenen Tätigkeit im sehsaal, dem von Barbara Höller gemeinsam mit Melanie Dorfer, Cornelia Voglmayr, Peter Kollreider und Konrad Rautter kuratierten und betriebenen Artist-Run-Space im Erdgeschoß ihres Atelierhauses in der Zentagasse.

Barbara Höller, Atelier © by the artist

Barbara Höller, Atelier © by the artist

Der Fokus des sehsaals liegt auf raumbezogenen Arbeiten an der Schnittstelle zwischen bildender Kunst und Architektur, mit hohem Anteil an Künstlerinnen in den Ausstellungen, wie wir im Zuge von PARNASS 01/2019 näher beluchteten, „wir zeigen zwei Drittel Kunst von Frauen und ein Drittel Kunst von Männern, bezugnehmend darauf, dass Frauen noch immer zwei Drittel weniger verdienen als Männer“, erklärte Barbara Höller im Interview. Aktuell setzt der sehsaal seine Ausstellungen aus und man hofft auf Möglichkeiten die geplanten Projekte nachzuholen, doch Höller ist beschäftigt, wie sie uns schreibt: „Arbeiten, Sichten, Schlichten und Ausprobieren ohne Stress.... ein wundervoller Zustand ... lerne viel draus und hoffe ein bisschen was in das Nachher mitnehmen zu können ...“ Konkret arbeitet sie an der Weiterentwicklung von „Overlay“. Unter dem Titel versammelt Barbara Höller Arbeiten unterschiedlicher Werkserien von 2016–2020, die sich mit der konsequenten Weiterentwicklung von Moiréstrukturen beschäftigen. Die letzten Arbeiten isolieren die sogenannten Zwischenräume der Linienraster zu rautenförmigen Formen und der distanzierten Doubles. Soeben ist dazu auch ein wunderschönes Buch im SteinVerlag erschienen.


Was die aktuellen Arbeiten im Atelier auszeichnet hat uns Barbara Höller kurz skizziert:

"Beim Übereinanderlagern von Formen ist der physische Abstand eigentlich fast null. Farbe liegt auf Farbe oder im Zwischenraum. Dennoch kann Distanz spürbar werden. Es ist auch der Horizont der mich beschäftigt, die Leere, die Vereinzelung. Wer sieht noch unsere Schatten, wenn wir uns nur selber sehen?

Es entstehen auch Sogenannte „Ein Meter Bilder“, die sich mit den Rinnspuren von Farbe beschäftigen, jetzt dürfen sie sich  aber nur kreuzen – niemals länger miteinander eine Linie bilden.

Die kleine „Diodramen" überraschen mich selber sehr, es sind Kommentare zu einzelnen Coronabegriffen, wie Liebe, Distanz, Angst, ... aber die mach ich nur für mich ...

Das ist der derzeitige Stand, aber die Gefühlslagen verändern sich, glaube ich, sehr sehr dynamisch die nächsten Wochen, rundherum und auch in uns und unserem Output. Ich bin gespannt. Es ist eine extreme Residency derzeit hier am eigenen Ort."

Barbara Höller, Atelier © by the artist

Barbara Höller, Atelier © by the artist


IMPRESSIONEN

Das könnte Sie auch interessieren