Stefan Sandner
Die Rede ist vom Werk Stefan Sandners, dessen Ausstellung “Farben“ noch bis zum 19. Juni 2016 in der Kunsthalle Krems zu sehen ist. Parnass hat den Künstler zu einem Gespräch eingeladen.
Parnass: 2006 gab es eine große Ausstellung mit Deinen Arbeiten in der Wiener Secession. Im Jahr 2007 hast Du den Georg Eisler Preis erhalten. Was hat sich seither für Dich verändert?
Stefan Sandner: Auf den ersten Blick hat sich vielleicht wenig verändert, dennoch denke ich, dass die Malerei sich wieder mit größerem Selbstverständnis konfrontiert. Ich habe seither vermehrt international ausgestellt und arbeite seit 2012 mit der Galerie Meyer Kainer hier in Wien. In meiner Arbeit sind nun häufiger auch eigene Notizen zu Motiven geworden, nachdem ich lange vorwiegend mit gefundenen, das heißt mit Notizen oder Kritzeleien anderer gearbeitet habe.
Deine Werke bestehen großteils aus Schrift, Kritzeleien oder flüchtigen Zeichnungen. Unbedeutende, undurchsichtige Elemente...Wie kam es dazu?
Nach einer Party in meinem Atelier war ein Zettel liegengeblieben, eine Zeichnung wie man sie während einer Unterhaltung macht, um etwas zu veranschaulichen, was die Sprache allein im Moment nicht darstellen kann. Ich dachte es wäre interessant, diese Zeichnung zu malen, also etwas von dem ich nicht weiß, was es eigentlich ist oder bedeutet hat. Etwas auch, das nicht schon Kunst ist und das man normalerweise wieder wegwirft.
Der Titel Deiner aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle Krems lautet „Farben“. Spielen Farben für Dich eine wichtige Rolle?
Farben spielen insofern eine Rolle, als es sich bei meiner Arbeit um Malerei handelt. „Farben“ als Ausstellungstitel ist aber zuallererst ein Wort, keine Thematik, nichts was die Arbeiten illustrieren müssten. Ein zusätzliches Element, das dem Ganzen buchstäblich eine bestimmte Färbung gibt.
Im Katalogtext wird das Blau einer Deiner Arbeiten mit der farblichen Neutralität von Schwarz verglichen...
Das Blau einiger Arbeiten entspricht der Idee eines gebräuchlichen Stiftes, eines Kugel- oder Filzschreibers. Dessen Farbe ist nicht grundsätzlich bedeutend, also im Wesentlichen neutral.
Auf einer Deiner Arbeiten steht aufgesprayt „Das Problem der Farbe“.
Das Bild ist eine Art Porträt eines Buchtitels, besser gesagt der Gestaltung des Titels oder des Buch-Covers, unter Weglassen des Namens des Autors Walter Hess, des Verlags Mäander und des Subtitels „in den Selbstzeugnissen der Maler von Cézanne bis Mondrian“. Der Titel funktioniert allerdings ähnlich wie Mont Sainte-Victoire, der Broadway oder der Boogie-Woogie, das eigentliche Motiv ist die Malerei selbst.
Du porträtierst also Sprache: banal, beiläufig und ohne jeden Zusammenhang?
Nein, es geht um Malerei unter Verwendung von Geschriebenem, Gekritzeltem, Notiertem, Angemaltem, also ihrer alltäglichen Basis, wenn man so will. Diese ist im positiven Sinn banal, beiläufig und erscheint vielleicht zusammenhanglos.
In einer anderen Arbeit ist eine lange Liste an Verben zu finden...
Richard Serra hat in den sechziger Jahren eine Liste transitiver Verben erstellt, die seine Arbeitsweise gleichzeitig beschrieben wie bestimmten. Ich habe in assoziativer Anlehnung eine Liste intransitiver Verben notiert bzw. gemalt, also Verben, die kein Objekt benötigen und damit nicht zielgerichtet funktionieren. „Spintisieren“ ist eines dieser Verben, es ist für meine Arbeit einigermaßen produktiv geworden.
Du hast früher nicht gegenständlich gearbeitet. In Deiner aktuellen Ausstellung gibt es die Darstellung eines Kopfes. Ein Trend, der sich fortsetzen wird?
Sogenannte gegenständliche Motive begleiten meine Arbeit schon seit längerem. Der Gegenstand, um den es mir aber geht, existiert immer schon auf einer Fläche. So auch dieser Kopf oder dieses Gesicht, das auf einem Tagebucheintrag Kurt Cobains basiert, einer Skizze für ein Band-T-Shirt, die darüberhinaus unkommentiert und wohl auch unrealisiert geblieben ist.
Wie würdest Du Deine Kunst bezeichnen?
Als Malerei. Eine Aktion auf Leinwand, die sich selbst reflektiert.