Stallburggasse, Spiegelgasse und Gluckgasse: Die Wiener Galerien im 1. Bezirk

Gabi Trinkaus, Adult Swim, 2018, Collage, bedrucktes Papier auf Leinwand, 150 x 130 cm |Courtesy und © Galerie Kovacek & Zetter GmbH

Am Donnerstag eröffneten nicht nur in den Galerien in der Eschenbachgasse eine Reihe von Ausstellungen, sondern auch im Viertel zwischen Stallburggasse, Spiegelgasse und Gluckgasse. Auch im ersten Bezirk war der Besucherandrang groß – was einmal mehr für die Qualität der Ausstellungen spricht und für das Interesse an der Wiener Kunstszene.


Die Galerie Kovacek & Zetter zeigte in ihrer Ausstellung „Im Flow“ drei Künstlerinnen, deren Arbeiten auf dem ersten Blick nicht unterschiedlicher sein können. Doch das offensichtlich lustvolle Miteinander von Gabi Trinkhaus, Barbara Szüts und Alexandra Deutsch machte sich auch in der Ausstellung bemerkbar. Die sehr unterschiedlichen Werke sind gut gehängt, jede der Künstlerinnen hat genug Raum bekommen und die Auswahl der Arbeiten bietet einen übersichtlichen Einblick in das jeweilige Œuvre.

So sind nach längere Zeit auch wieder Arbeiten von Gabi Trinkaus in Wien zu sehen. Sie zeigt eine Auswahl ihrer eindrücklichen collagierten Make Overs, deren Ausgangsmaterial Hochglanzmagazine sind – die Welt der Models und der Werbung. Gebräuchliche Posen, Schönheitsideale und Warenangebote werden aufgegriffen und in den großflächigen Arbeiten gesampelt. Wie abblätterndes Make-up scheinen sich die Gesichter und die Körper aufzulösen und enttarnen die Maskenhaftigkeit unserer täglichen Lebensperformances. Ergänzt wird dieser Werkkomplex durch eine Auswahl ihrer Landschafts- und Stadtnachtbilder sowie mit kleinformatigeren, aber überaus interessanten Arbeiten auf Leder.

Barbara Szüts präsentiert Metallskulpturen aus den letzten Jahren sowie Zeichnungen, die auch die Ausgangsbasis der Objekte sind. Wie auch Gabi Trinkaus kommt Barbara Szüts ursprünglich aus der Malerei. Ihre Wandskulpturen und Installationen wirken wie schnell hingesetzte Zeichnungen, die sich in eindrucksvoll in den Raum einschreiben. Vorwiegend arbeitet die Künstlerin dabei mit Edelstahl und Aluminium, „Werkstoffe“, so Barbara Szüts, „die das Licht und die Farben der Umgebung aufnehmen. Die Skulpturen reflektieren das Licht des Raumes, wodurch sich eine Wechselwirkung von Licht und Schatten ergibt, die als Raumzeichnung an der Wand sichtbar wird.“

Alexandra Deutsch arbeitet derzeit als Artist-in-Residence in Paris wo auch wieder aktuelle Tanzperformances und Objekte entstehen werden. Für die Ausstellungen haben sich die beiden Galeristen für Papierarbeiten der in Wiesbaden beheimateten Künstlerin entschieden. Farbenprächtige Gebilde, die so die Künstlerin die „Elementarformen des Lebens“ wiedergeben.

Gabi Trinkaus, Adult Swim, 2018, Collage, bedrucktes Papier auf Leinwand, 150 x 130 cm |Courtesy und © Galerie Kovacek & Zetter GmbH

Gabi Trinkaus, Adult Swim, 2018, Collage, bedrucktes Papier auf Leinwand, 150 x 130 cm | Courtesy und © Galerie Kovacek & Zetter GmbH


bechter kastowsky galerie

Erstmals als Gastkünstler präsentieren Eva Bechter und Robert Kastowsky den 1957 in Canakkale, Türkei geborenen Künstler, der sowohl in Istanbul als auch in Wien lebt und arbeitet. Die aktuellen Arbeiten sind alle in seinem Atelier in Wien entstanden – und vor allem die aktuellen Papierarbeiten des Künstlers beeindrucken. Der elementare, sensible Umgang des Künstlers mit Farbe beeindruckt und führt zu Bildern und Papierarbeiten von großer haptischer und materialintensiver Wirkung.

Schicht für Schicht trägt Ahmet Oran die Farbe auf die Leinwand auf und legt dann wieder Teile der Leinwand frei. Farbstege und Flächen mit großer Farbdichte bleiben stehen und geben so den Leinwänden eine reliefartige Struktur. Ebenso spielt die Struktur der Oberfläche in den Papierarbeiten eine große Rolle, die durch den Abdruck und des Wiederabziehens von dick mit Farbe beschichteten Holzplatten entstehen. 

Ahmet Oran, 2019, Ausstellungsansicht, bechter kastowsky galerie © bechter kastowsky galerie

Ahmet Oran, 2019, Ausstellungsansicht, bechter kastowsky galerie © bechter kastowsky galerie


Gruppenausstellung in der Galerie Konzett

Unter dem Titel „Wir treten zurück“ ist Philipp Konzett eine interessante Gruppenausstellung gelungen, die Werke von Matias Bechtold, Frederick Steinmann, Peter Pilz und dem West-Freund und Musiker Freddi Jellinek zu eine dichten Ausstellung vereint. „Ich habe die Welt nicht erfunden, aber die Macht jeden Tag etwas Neues zu gestalten.“ postulierte Frederick Steinmann, anlässlich einer Ausstellung. Die Kunst ist für den 1953 in der Schweiz geborenen Künstler eine „innere Bereicherung“ in der die Poesie aber auch der Humor eine große Rolle spielen.

Aus derselben Generation stammen auch die zwei Jahre jüngeren Künstler Peter Pilz und Matias Bechtold. Bechtold beeindruckt mit seinen aus Wellpappe geformten Stadtlandschaften. Geboren 1955 auf Ibiza, lebt der Künstler heute in Berlin. Bechtold arbeitet mit dem Verpackungsmaterial Wellpappe kreativ und höchst erfinderisch und entwickelt daraus utopische wie dystopische und detailreiche Stadtvisionen. In der Galerie im Erdgeschoß zeigt Philipp Konzett die Ausstellung „Joseph Beuys – Wirtschaftswerte“.


Galerie Messer

Gemäß des Galerieprogramms zeigt Erich Messbauer in seiner Galerie in der Spiegelgasse erneut eine interessant zusammengestellte Gruppenausstellung, in der Zeitgenössisches mit außereuropäischen Skulpturen gemischt wird. Rudi Stanzel punktet im mit einer nahezu installativen Hängung in der er seine materialimmanente Malerei mit einem Objekt aus Kettengliedern kombiniert. Von Eva Wagner sind neue Leinwandbilder zu sehen.

Diese zeigen einmal mehr ihren sensiblen Umgang mit Farbe, die sie in verschiedenen Schichten in und übereinanderlegt und so spielerisch die Parameter figurativer und autonomer, abstrakter Malerei miteinander verwebt. Die Fotografien des in Graz und Wien lebenden Erwin Polanc treten dazu in einen interessanten Dialog. Seine fotografischen Stillleben sind dabei stets von prägnanter Wirkung, in der sich die einzelnen Motiv in ihrer Dinglichkeit jedoch unmissverständlich in den Vordergrund schieben.

Einmal mehr ist es Erich Messbauer gelungen eine thematische Ausstellung mit einer subtilen Auswahl und geschickten Hängung zusammenzustellen.

Silvie Aigner

Theatralisch ist auch die Malerei von Robert Gruber, inszeniert im Schwarz des Bildgrundes, in denen man sich wohl nicht zufällige selbst, wie in einem Spiegel, wiederfinden kann. Einmal mehr ist es Erich Messbauer gelungen eine thematische Ausstellung mit einer subtilen Auswahl und geschickten Hängung zusammenzustellen.

The Deal of all Sapient I, II, 2019, Ausstellungsansicht, Galerie Messer, Wien | Courtesy und © Galerie Messer, Wien

The Deal of all Sapient I, II, 2019, Ausstellungsansicht, Galerie Messer, Wien | Courtesy und © Galerie Messer, Wien


Galerie Frey

Bereits am 15. Jänner eröffnete die Galerie Frey die Einzelausstellung von Harald Gangl. Das Medium des 1959 in Klagenfurt geborene Künstlers ist und bleibt die Malerei. In vielen Schichten trägt er die Farbe auf und generiert damit innerhalb der abstrakten Bildkonzeption einen Raum, der den Betrachter oft tief in das Bild hineinführt. Opake und transparente Farbpartien wechseln einander ab und greifen ineinander. Zuweilen werden gestische Spuren des Malaktes sichtbar.

Auch seine aktuellen Arbeiten zeigen Gangls charakteristische Formensprache, in der sich die Malerei mit all ihren Parametern – von Farbe, Licht, Raum und Oberflächenstruktur selbst in den Vordergrund stellt. Sie beschreibt nicht, sondern ist das eigentlich Thema. Und dennoch ist in den abstrakten Bildraum durch die Setzung von Licht oder Farbe, die Gangl wieder aus den unteren Schichten freilegt und Rinnspuren und der Struktur der Oberfläche stets vermeintlich Landschaftliches zu sehen.


Den ersten Teil unserer Serie "Galerienrundgang Wien" finden sie hier: 

Zum ersten Teil

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