Künstlerin Renate Bertlmann und Kulturminister Thomas Drozda, Foto: apa/bka/Andy Wenzel

Die Wiener Künstlerin Renate Bertlmann erhält den mit 30.000 Euro dotierten Großen Österreichischen Staatspreis 2017. Die 74-Jährige habe “wesentlich zu einem Paradigmenwechsel in der österreichischen Kunst und Kultur beigetragen” und sei “eine der feministischen Pionierinnen, deren Werk weit über Österreich hinaus wirkt”, so Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) der vor allem die gesellschaftliche Relevanz des Werks Bertlmanns betont. Die Künstlerin habe "in ihrer rund 50-jährigen Schaffenszeit in außerordentlich eindrucksvoller Weise Themen bearbeitet, die zum Widerspruch herausfordern.“

Ich liebe Ambivalenzen, weil sie so menschlich sind

Renate Bertlmann

"Ich liebe Ambivalenzen, weil sie so menschlich sind", meint die Künstlerin selbst. 1943 in Wien geboren, studierte sie an der Akademie der bildenden Künste sowie in Oxford. Mehr als ein Jahrzehnt war sie auch als Lehrbeauftragte tätig. Schon früh widmete sie sich feministischen Themen und beteiligte sich an unterschiedlichen Projekten. In ihrer Arbeit setzt sie sich nicht zuletzt in teils ironischer Weise mit dem Phallus auseinander und übt damit Kritik am Patriarchat. Ihre Werke waren in den vergangenen Jahren unter anderem in New York, London und Südkorea zu sehen. Aktuell ist sie Teil der Gruppenausstellung Woman zur Feminstischen Avantgarde aus der Sammlung Verbund, die im Wiener Mumok gezeigt wird. “Sie war immer unangepasst und genau deswegen passt sie zeitlos in die Avantgarde der österreichischen und europäischen Kunstszene”, würdigte Drozda die Künstlerin.

Künstlerin Renate Bertlmann und Kulturminister Thomas Drozda, Foto: apa/bka/Andy Wenzel

Künstlerin Renate Bertlmann und Kulturminister Thomas Drozda, Foto: apa/bka/Andy Wenzel

Die Entscheidung des Kunstsenats für Bertlmann fiel einstimmig. In seiner Empfehlung begründete das Gremium: “Renate Bertlmann unternimmt eine radikale Analyse der Unmöglichkeit des Lustprinzips. Seit den siebziger Jahren hat sie sich nicht nur in wesentlicher Position in die weibliche Performancegeschichte Österreichs eingeschrieben, sondern darüber hinaus in die erst jüngst in ihrer Bedeutung erkannte internationale feministische Avantgarde.”

Sie war immer unangepasst und genau deswegen passt sie zeitlos in die Avantgarde der österreichischen und europäischen Kunstszene

Kulturminister Thomas Drozda

Der Große Österreichische Staatspreis ist die höchste Auszeichnung, die die Republik Österreich einer Künstlerin oder einem Künstler für besonders hervorragende Leistungen verleiht. Der aus 21 Mitgliedern bestehende Österreichische Kunstsenat nominiert jährlich eine Künstlerpersönlichkeit ohne festgelegtes Rotationsprinzip aus den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur oder Musik für den Staatspreis. Erstmals seit 2009 ging der Preis wieder an eine Bildende Künstlerin. Damals wurde Brigitte Kowanz ausgezeichnet, im Vorjahr erhielt der Autor Gerhard Roth den Preis.

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