Margit Palme - Der Blick im Lentos Kunstmuseum Linz

Spät aber doch: Kennen Sie Margit Palme?

Ausstellungsansicht, Margit Palme. Der Blick, 2024, Lentos Kunstmuseum Linz. Foto: Violetta Wakolbinger

Ihre Frauenbilder sind voller Witz, Elan und Kraft. Doch bisher blieb die große Aufmerksamkeit aus. Das Lentos Linz nimmt die 85-jährige Margit Palme nun – spät aber doch – in den Fokus. Warum dies lohnt, haben wir uns genauer angesehen.


 

Spät aber sehenswert

Mit 130 Werken aus sechs Jahrzehnten und interessanten Blicken von Künstlerkolleginnen führt die aktuelle Ausstellung des Lentos in die Bildwelt von Margit Palme. Es ist die erste große museale Einzelausstellung der 85-jährigen in Linz lebenden Künstlerin. Kuratiert wurde die Schau von der Lentos-Grafikexpertin Brigitte Reutner-Doneus. Die Zeichnungen und Aquatinta-Radierungen stammen zum Großteil aus der hauseigenen Sammlung. Wie bei vielen Künstlerinnen ihrer Generation kommt die öffentliche Aufmerksamkeit und Würdigung – mit internationalen Ausstellungsbeteiligungen und Personalen – erst sehr spät.

Beim Presserundgang führt Margit Palme mit Esprit und Elan durch die Bilderwelt ihrer Ausstellung. Die Künstlerin schafft biografische Zusammenhänge zu Motiven und erzählt von Erlebnissen ihrer Kindheit als lägen die Erlebnisse gerade erst zurück.

Margit Palme, Doppel-Grätsche, 2000, Leihgabe der Künstlerin

Margit Palme, Doppel-Grätsche, 2000, Leihgabe der Künstlerin

In detailreichen Geschichten und Anekdoten reflektiert sie ihren eigenen Werdegang: das Aufwachsen in Amstetten, die karge Nachkriegszeit und die Begeisterung für das Schwimmen. Einen wichtigen Platz in der Entwicklung ihrer Arbeit nimmt die Ausbildungszeit an der Modeschule Wien-Hetzendorf ein. Nur ein Fünftel der Schülerinnen, die mit ihr zur Aufnahmeprüfung antraten, wurden aufgenommen. Dort übte sie das Zeichnen von Frauenakten bis zur Perfektion. Ab 1956 besuchte sie die Kunstschule der Stadt Linz und studierte Grafik bei deren Leiter Alfons Ortner. Die früheste Arbeit der Ausstellung stammt aus dem Jahr 1957, ihrem ersten Jahr als Kunststudentin.

Besondere Aquatinta-Radierung

Charakteristisch für das Werk von Margit Palme sind die Darstellung von Frauen und die Technik der Aquatinta-Radierung, einer alten Tiefdrucktechnik, die insbesondere durch die Verwendung von Farbe sehr material- und zeitaufwendig ist und heute nur noch selten angewendet wird.
Die Figuren in den Radierungen von Margit Palme erinnern zunächst an Modezeichnungen. Die Künstlerin belässt es jedoch nicht bei den gefälligen Posen von Frauen als Werbeträgerinnen für aktuelle Kollektionen oder als Objekte der Lust und Begierde. Selbstbewusst setzt sie die Körper in Szene. Bedrohliche Utensilien wie Pistolen, scharfe Messer oder gefährliche Tiere wie Krokodile gesellen sich als Attribute dazu.

Sprachbilder, Mehrdeutigkeiten, Formen der Bändigung und Domestizierung tauchen in unterschiedlichen Facetten immer wieder in ihrem Werk auf. Die Farbigkeit der Radierungen übt eine besondere Anziehungskraft aus: Die Farbschichten erinnern an Transparentpapier, das sich über die Kompositionen legt.

Margit Palme, Double Guns, 2023, Leihgabe der Künstlerin

Margit Palme, Double Guns, 2023, Leihgabe der Künstlerin

Pop-Art made in Austria

Ihr Werk weckt Assoziationen an die Pop-Art, die Mitte der 1950er-Jahre in Großbritannien und den USA entstand, so prägen Motive aus dem Alltag in Verbindung mit Farbigkeit die Radierungen der Künstlerin. Margit Palme arbeitet in Serien, immer sind es Themen am Puls der Zeit, wie Migrantinnen in Linz, Corona-Masken, Süchte und Zwänge.
Palme lehrte bis 1999 an der Linzer Kunsthochschule. Sie war mit dem 2014 verstorbenen Zeichner Peter Kubovsky verheiratet. 

Ausschlaggebend für die Neubewertung ihres Werkes war vor allem der Blick von Künstlerinnen einer jüngeren Generation, wie jener von Ulrike Müller. Zentrale Stationen der letzten Jahre waren Ausstellungsbeteiligungen am Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, am Ludwig Forum Aachen und der Zürich Biennale.

Der Ausstellungskatalog ist die erste umfassende Publikation zu Margit Palme. Unterschiedliche Perspektiven von Manuela Ammer, Verena Dengler, Ulrike Müller, Teresa Präauer und Brigitte Reutner-Doneus eröffnen einen facettenreichen Blick auf sechs Jahrzehnte Leben und Werk der Künstlerin.

Margit Palme, Krebs im Griff, 1999, Lentos Kunstmuseum Linz

Margit Palme, Krebs im Griff, 1999, Lentos Kunstmuseum Linz

Ausstellungsansicht, Margit Palme. Der Blick, 2024, Lentos Kunstmuseum Linz. Foto: Violetta Wakolbinger

Ausstellungsansicht, Margit Palme. Der Blick, 2024, Lentos Kunstmuseum Linz. Foto: Violetta Wakolbinger

Ausstellungsansicht, Margit Palme. Der Blick, 2024, Lentos Kunstmuseum Linz, Foto: Violetta Wakolbinger

Ausstellungsansicht, Margit Palme. Der Blick, 2024, Lentos Kunstmuseum Linz, Foto: Violetta Wakolbinger

Margit Palme, Perücke, 2008, Leihgabe der Künstlerin

Margit Palme, Perücke, 2008, Leihgabe der Künstlerin

Ausstellungsansicht, Margit Palme. Der Blick, 2024, Lentos Kunstmuseum Linz, Foto: Violetta Wakolbinger

Ausstellungsansicht, Margit Palme. Der Blick, 2024, Lentos Kunstmuseum Linz, Foto: Violetta Wakolbinger

Lentos Kunstmuseum

Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz
Österreich

Margit Palme
Der Blick

bis 18. August 2024

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