Noch bis 4. November ist in der Galerie Petra Seiser in Schörfling am Attersee die Ausstellung „Smiles & Tonques“ von Roland Kollnitz zu sehen. Nach der Ausstellung STUDIO von Roland Kollnitz 2021 und der nachfolgenden Veränderung des Galerieraumes durch die Lichtinstallation Con Luce zur Ausstellung von Ferdinand Penker, zeigt Kollnitz diesmal in Verschränkung mit Neuem, auch frühe Arbeiten aus den 1990er-Jahren. Mit subtilem Witz und Humor aber auch tiefem Ernst versammeln sich skulpturale Protagonisten im Raum und machen das Hier und Jetzt zum Thema. PARNASS-Autorin Margareta Sandhofer wurde vom Künstler und der Galerie eingeladen zur Ausstellung einen Text zu schreiben. Lesen Sie im Folgenden eine gekürzten Auszug.


Roland Kollnitz Smiles & Tongues © the artist, Courtesy Galerie Petra Seiser Bildrecht Wien, 2023

Roland Kollnitz‘ aktuelle Ausstellung Smiles & Tongues in der Galerie Petra Seiser nimmt Bezug auf die 1972 vom Club of Rome veröffentlichte Studie „Die Grenzen des Wachstums“, die weltweit Aufsehen erregte und in 30 Sprachen verlegt wurde.

Roland Kollnitz fühlt sich heute mehr denn je von der katastrophalen Situation der Verfasstheit der Erde betroffen. Lächeln und Zungen sind Motive in diesem Zusammenhang. Sie spielen sowohl auf den vergeblichen Diskurs der Wissenschaft als auch auf nichtssagende Floskeln und Beschwichtigungen aus der Politik an. Sie tauchen unterschwellig oder explizit in Form einzelner Werke auf. In verschiedenen Details der Ausstellung begegnet einem die Form des lachenden Mundes. Eine Serie kleinerer Wandarbeiten aus verleimten Holzstücken, die, über das Knie gebrochen, sich an den Seiten aufbiegen, lächelt die Besucher:innen zweideutig an. Ehemalige Regaleinlegeböden, die sich im Laufe der Jahre verformt haben, erwidern dieses zweifelhafte Lächeln. Sie sind Fundstücke, wie sie im Atelier des Künstlers anzutreffen sind. Sie ruhen auf einer gelben Betonschalungsplatte, die auf einem Metallgestell als Arbeitsfläche dient. Daneben ist eine blaue Hose abgelegt, mit einer schwarzen, polierten Kunststoffkugel beschwert. Der gesamte Umraum wird in dieser Kugel gleich einem schwarzen Spiegel verzerrt reflektiert

Roland Kollnitz Smiles & Tongues © the artist, Courtesy Galerie Petra Seiser Bildrecht Wien, 2023 (5)

Dahinter lehnt eine violett-opak schwarze Marmorglasplatte an der Wand und wiederholt die Spiegelung des Raums, in düsterer Eleganz. – Auch die Betrachter:innen finden sich darin, involviert in das Szenario. Die unter die Glasplatte geklemmte Wochenzeitung „Die Zeit“ schont deren Kante und gibt ihrerseits einen Verweis. Die unterschiedlich platzierten verschiedenen Ausgaben oder Kommentare zu „The Limits to Growth“ verdeutlichen die Thematik.

Roland Kollnitz dehnt seine Ausstellung in den Außenbereich aus und hebt damit ihren Wirkungsraum in eine umfassendere Sphäre, die auch über den Garten der Galerie hinaus subtil Anspruch auf eine allgemeinere Gültigkeit erhebt: Vor dem Eingang in den Ausstellungsraum streckt sich die Arbeit „Weißer Stab mit Keilen“ senkrecht in die Höhe und weist gen Himmel. Roland Kollnitz‘ einzelne Werke zeichnen sich durch eine scheinbar zeitweilige, aber präzise Balance aus, die in einer physikalischen Fragilität gründet, aber genau darin das prekäre Dasein unserer selbst wie unserer Welt widerspiegelt. Genauso ist auch seine Ausstellung keine Ansammlung und auch kein Arrangement von einzelnen

Roland Kollnitz Smiles & Tongues © the artist, Courtesy Galerie Petra Seiser Bildrecht Wien, 2023 (4)

Roland Kollnitz Smiles & Tongues © the artist, Courtesy Galerie Petra Seiser Bildrecht Wien, 2023

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