Pop Art
Scheinbar trivial, bunt und massentauglich – an der Pop Art scheiden sich bis heute die Geister und das, obwohl sie ihren Namen immer wieder bestätigt. Pop Art ist und bleibt populär. Am Kunstmarkt ziehen in den letzten Jahren auch die Künstlerinnen endlich stark nach. Höchste Zeit sich die Geschichte der Pop Art noch einmal im Schnelldurchlauf anzusehen.
“Just What Is It That Makes Today’s Homes So Different, So Appealing?”, fragt eine Collage des Künstlers Richard Hamilton. Dieses Stück Kunstgeschichte aus dem Jahr 1956 gilt als eines der ersten, oder sogar als das erste Werk der Pop Art. Doch während Hamilton in London arbeitete, taten sich auch in den Vereinigten Staaten von Amerika neue Tendenzen in der bildenden Kunst auf – „poppten“ auf und waren plötzlich nicht mehr weg zu denken. Während Eduardo Paolozzi bereits um 1950 Collagen aus amerikanischen Comics, Postkarten, Werbung und Zeitschriften anfertigte, beginnt Anfang der 1960er-Jahre der Werbegrafiker Andy Warhol den Siebdruck künstlerisch einzusetzen und Mixed-Media Arbeiten in manischer Quantität zu produzieren. 1961 gelingt Roy Lichtenstein mit der Arbeit „Look Mickey“ der Durchbruch mit einer Malerei im Comic-Stil. Die neue Zeit ist bunt, lustig und unbeschwert – massentauglich und im wahrsten Sinne des Wortes „populär“.
Das Ende vom Abstrakten Expressionismus?
Die Pop Art war die bewusste Antithese zum Abstrakten Expressionismus, dem in den 1950er-Jahren vorherrschenden Stil. Dem intellektuellen Kunstbetrieb setzten die Pop Künstler eine neue bunte Leichtigkeit gegenüber, die den Kapitalismus feierte, Appropriation nicht so genau nahm und Konsum guthieß. Ikonen wie Andy Warhol machten vor wie man sich als Künstlerfigur, als Marke inszenierte und die Welt des Konsums als neue Ästhetik von der Alltagskultur in die Museumskultur übersetzte. Warhol war ein Pop Star, wie ihn die Musikindustrie bereits kannte – viele ihrer Stars gehörten zu seiner Entourage wie Lou Reed oder Mick Jagger. Kunst hatte keine Limits, weder technisch noch ideologisch.
Kunst aus dem Supermarkt
Legendär war die Inszenierung “The American Supermarket” im Jahr 1964: Die Bianchini Gallery öffnete maskiert als Supermarkt in dem Konservendosen, Putzmittel, Hot Dogs, und Gemüse verkauft wurde. Es waren keine herkömmlichen Produkte, sondern Fleisch und Tomaten aus Wachs oder Gemüse aus Gips – alle Gegenstände des Alltags waren zur Kunst erklärt worden. Denn, so fragten die teilnehmenden Künstler, unter ihnen Andy Warhol und Tom Wesselmann, – wer entscheidet eigentlich was „Kunst“ ist?
Auch Claes Oldenburg war Teil der Schau, bereits 1961 verwandelte er unter dem Titel "The Store" sein Atelier in Manhattan in eine Mischung aus Kunsthandlung und Warenhaus: Es gab Kleidung, Schuhe, Lebensmittel – allesamt gefertigt aus bemaltem, mit Gips überzogenem Musselin.
Populär vs. Mainstream
Dass Andy Warhol sein berühmtes Studio, der Dreh- und Angelpunktes für Musiker, Drag Queens, Models und Filmstars im damaligen New York, „Factory“ nannte, schien in Anbetracht des Fokus auf Massenproduktion und Konsum ein logischer Schluss. Warhol und Co erfüllten ihre Visionen der Kunst für die Massen allerdings so konsequent, dass die Bildsprache der Pop Art Ende der 1960er-Jahre vollkommen von der Kunstwelt in den Mainstream übernommen worden war und sich der Hype langsam verflüchtigte – populär und vielzitiert bleiben die Pop Art und ihre berühmten Protagonisten der ersten Stunde dennoch bis heute.