Paper Positions Berlin – die Messe wächst und zeigt immer mehr Papierkunst
Klein, an einem exklusiven Ort, auf ein Material konzentriert. Wenn das eine Messe auszeichnet, klingt es nach einer Nischenmesse. Und genau das ist die Paper Positions Berlin am Gendarmenmarkt. Und genau das ist auch das Besondere: die Konzentration und Beschränkung auf Papierarbeiten.
Das Interesse an diesem Konzept wächst: Mit 52 ausstellenden Galerien hat die Messe bei ihrer sechsten Ausgabe noch einmal dazugewonnen – zuvor kamen jeweils unter 50 Galerien. Auch wenn man sich wünscht, dass die Messe so exklusiv bleibt, würde ihr ein wenig mehr Internationalität nicht schaden, denn bisher kommt etwa die Hälfte der Galerien aus Berlin, viele aus Deutschland, einige aus der ganzen Welt. Sie alle zeigen, dass Papier durchaus ein Medium für junge Künstler ist. Viele der vorgestellten Künstlerinnen und Künstler sind um die 40 Jahre und sie haben auffallend große Lust, nicht nur auf sondern auch mit Papier zu arbeiten, es zu bearbeiten, seine Grenzen und Möglichkeiten zu testen. Darüber freuen sich Annette Berr und Ul Vohrer besonders. Denn die beiden Unternehmerinnen sind auch die Gründerinnen des Museums „Haus des Papiers“ in Berlin, das sich der Kunst aus dem Werkstoff Papier widmet und damit einmalig auf der Welt ist.
PAPER ART AWARD
Um den „Werkstoff Papier in der Bildenden Kunst publik zu machen“, wie sie sagen, vergeben sie zusammen mit Canon und Hahnemühle auch in diesem Jahr wieder den Paper Art Award. Es ist ein mit insgesamt 36.000 Euro hoch dotierter Preis, der mit Ankäufen für das Museum verbunden ist. Der Preis habe eine direkte Wirkung auf das, was die Galerien in Berlin zeigen, sagt Ausloberin Annette Berr. Als die Messe vor sechs Jahren erstmals eröffnete, waren nur wenige Papierobjekte zu sehen. Im zweiten Jahr waren es schon 15 Positionen. In diesem Jahr konnte die Jury, zu der auch PARNASS gehörte, zwischen mehr als 20 objekthaften Papierarbeiten wählen. Es gab äußerst filigrane Arbeiten aus Kartonstäbchen (Caroline Hofman), zarte Restpapiere nach intensiver Bearbeitung (Fiene Scharp), kleinteilige Papierarchitekturen von Katsumi Hayakawa, voluminöse Skulpturen aus schwarzem Durchschlagpapier (Constanze Vogt), massiv wirkende, exakt gefaltete Papierskulpturen von Francisco Rozas, um nur einige zu nennen.
DIE PREISTRÄGER:innen
Die Jury vergab den ersten Preis an Afshan Daneshvar und ihre Arbeit „Boote“. Die 1972 geborene iranische Künstlerin lebt in Dubai und wird von der Teheraner O Gallery vertreten. Afshan Daneshvar beschäftigt sich seit 2015 mit Papier. Ihre in Berlin gezeigte vierteilige Arbeit erklärt selbst, wie sie entstanden ist. Der erste Teil besteht aus unzähligen, klitzekleinen, gefalteten, schwarzen Papierbooten, die zusammen eine geheimnisvoll-bewegte, aber sehr geordnete Oberfläche bilden. Auf den drei folgenden Tafeln sind die glatten Papiere, aus denen die Boote entstehen, zu sehen und das Papier, nachdem es zu einem Boot gefaltet war und wieder entfaltet wurde. Das Interessante dieser Arbeit sind die unterschiedlichen Strukturen, die mit den immer gleichen Papieren erzeugt werden können und die die Künstlerin in einer sehr meditativen Art zu einem Gesamtwerk zusammenfügt.
Der zweite Preis ging an Goekhan Erdogan, einen 1978 geborenen Künstler aus Frankfurt am Main, vertreten von der Galerie Heike Strehlow aus Frankfurt/M.. Erdogan nutzt Papierblätter, um sie zu dreidimensionalen Objekten aufzuschichten, miteinander zu verleimen und die Blöcke zu bearbeiten, wie das mit Holz möglich ist. Auf den Oberflächen ist immer sein Selbstporträt zu sehen, verfremdet durch Oberflächenstrukturen, die ebenfalls an die Herkunft des Papiers aus Holz erinnern.
Den dritten Preis teilen sich Lisa Tiemann, in Berlin lebend und vertreten von der Berliner Galerie Schwarz Contemporary und Aja von Loeper aus Nürnberg, vorgestellt von der Galerie Wichtendahl aus Berlin. Thiemann, 1981 geboren, kombiniert immer zwei ähnliche Formen aus Papier und Keramik. Aja von Loeper beschäftigt sich mit der Beschaffenheit von Papier und mit seinen Grenzen. Indem sie es mit verschiedenen Werkzeugen bearbeitet, entstehen plastische Strukturen, die wirken, als würde das Papier etwas gefangenhalten, das versucht durch die Papieroberfläche auszubrechen. Die verschieden großen Blätter sind optisch überaus reizvoll und spielen mit der Stärke des Werkstoffs Papier und seiner Fähigkeit, unterschiedliche Oberflächen ausbilden zu können.