Online-Galerien

Wie steht es um den Online-Galerienmarkt in den Monaten mit Covid-19 und Distanzvorgaben? Wohin entwickeln sich digitale Marktplätze für Kunst?


2020 brachte am Kunstmarkt einiges durcheinander. Fast alle Galerien weltweit, über 90 Prozent, mussten in der ersten Hälfte dieses Jahres ihre Türen für durchschnittlich 10 Wochen schließen. Doch es gibt sie, die Gewinner der Krise. Jene, die online mit Kunst handeln – von 10 auf 37 Prozent stieg der Online-Anteil unter den Kunstverkäufen in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2020. Aber Gewinner sind wohl auch jene, die online Kunst erwerben – 26 Prozent aller Online-Käufer der ersten Jahreshälfte waren nämlich Erstkäufer, wie der Art Basel & UBS Report zur Jahresmitte vorlegt. Im Internet passiert aktuell also das, was der Kunstmarkt schon lange versucht – die Heranführung einer neuen Sammlergeneration über niederschwellige Kommunikation und Preistransparenz. Das gelingt auch in Österreich vorzeigbar. Um 300 Prozent konnte der österreichische Online-Anbieter „Return on Art“ im ersten Monat des Lockdowns seinen Umsatz steigern, seither wächst er stetig. Auch die Plattform „Artrium“ verzeichnet exponentielles Wachstum und zahlreiche Neuanmeldungen, die rasch zu Neukunden wurden – allerdings bereits seit Beginn des Jahres und nicht nur in direkter Beziehung zu Corona, wie Galerist Sebastian Suppan betont.

In den letzten Monaten hat sich bewiesen, dass es einen ernstzunehmenden Markt für Online-Käufer gibt.

Sebastian Suppan

Golsa Golchini, A Blue Thought, 2019, Mischtechnik auf Leinwand, verkauft um € 650 über returnonart.com © Return on Art

Außerdem boomen hybride Konzepte zwischen Galerieraum und Online-Marktplatz. Hierauf setzen etwa der Wiener Galerist Rudolf Leeb, die Salzburger Galerie Weihergut oder die Grazer Galerie Leonhard. Aber auch neue Räume entstehen vor diesem Doppelanker, wie „Kunst ab Hinterhof “, das, spezialisiert auf junge, leistbare Kunst, in diesem Jahr auch auf der PARALLEL VIENNA vertreten war, um sein Portfolio zu präsentieren, während man online und auf Distanz bei Kunst ab Hinterhof bereits Drucke ab 50 Euro erwerben kann. Auch die PARALLEL VIENNA selbst setzt auf einen Online-Galerieplatz, der das ganze Jahr über Kunst anbietet und so die Messe zusätzlich zu den Online-Popups zahlreicher Messeveranstalter als nachhaltigen Kunstmarktort über das ganze Jahr zugänglich macht. Ein Konzept, das „Return on Art“ umdrehen möchte – die Online-Plattform denkt darüber nach, ab 2021 Pop-ups zu veranstalten, um so den Online-Käufern auch reale Kunsterlebnisse zu bieten und die Sammlerbeziehungen auch im physischen Dialog fortzusetzen. Auch Artrium teilt diese Vision hybrider Darstellungsformen. Erprobt werden neue Apps und räumliche Darstellungen von Kunst, wie man sie schon aus dem Einrichtungssektor kennt. Etwa wenn man sich das Kunstwerk im richtigen Maß an die Wohnzimmerwand projizieren kann und dabei die Dimensionen von Kunst auch über eine Website-Darstellung besser einzuschätzen weiß.

Der Markt muss transparenter sein, das ist unser großer Anspruch.

Amir Akta

Wichtig für die Internet-Käufer ist neben der möglichst perfekten Darstellung der Kunstwerke auch eine gewisse Qualitätssicherung. So stehen die Kuratoren der Kunstmesse PARALLEL VIENNA hinter der angebotenen Auswahl, hinter Artrium steht Galerist Sebastian Suppan, der entscheidet, welche Werke online angeboten werden, und bei Return on Art kommt ein Kuratorenteam zum Einsatz, welches gezielt Künstler akquiriert und Einreichungen auswertet. Aufgebrochen werden dabei die globalen Grenzen – sowohl im Angebot als auch in der Nachfrage. So kaufen vor allem US-Amerikaner Kunst gerne online. Doch mit ihrem vielfältigen Angebot und benutzerfreundlichen Oberflächen bieten sich die österreichischen Online-Galerien durchaus auch für den in Corona-Krisenzeiten so oft beschworenen Buy-Local-Trend an.

Neben den internationalen Vorreitern des Online- Handels wie Artnet und Artsy, die seit Jahren ihre Rollen behaupten, probiert sich der hiesige Handel gerade sehr aktiv aus und versucht neue Präsentationsformen und Künstlerportfolios zu erproben – ein spannender Moment, um zu beobachten, was sich im regionalen Netz tut. Denn das Potenzial ist groß: „Durchschnittlich 59 Prozent der Sammler sagen, dass die Pandemie ihr Interesse am Sammeln erhöht hat“, berichtet Clare McAndrew im Art Basel & UBS Report. Bei aller Unsicherheit, die Reisebeschränkungen und Hygienemaßnahmen aktuell bedeuten, scheint eines sicher – der Onlinemarkt wird so schnell nicht an Aufwind verlieren und Österreich ist mittendrin.

Robert Hammerstiel, Der helle Eingang, 2004, Öl auf Leinwand, 40 × 40 cm, € 2.500, Bildrecht Wien, 2020, Courtesy ARTRIUM


Erfahren Sie mehr über RETURN ON ART und ARTRIUM in unserem Auctions & Fine Arts! 

Mehr über den Wiener Kunsthandel erfahren Sie in unserer Sonderausgabe Auctions & Fine Arts!

Das könnte Sie auch interessieren