Künstlerhaus

On The Road Again

Die Ausstellung im Künstlerhaus markiert den Abschluss des Projektes „On The Road Again“. Zeitgenössische Kunst aus Österreich, die für die Kulturforen von insgesamt 23 Zielländern konzipiert wurde, findet nun in Wien wieder zusammen.


Eine Assemblage auf Rädern wird in Istanbul durch die Straßen gezogen. Mithilfe von künstlicher Intelligenz wird in San Francisco die Beziehung von Gesellschaft und Technologie hinterfragt. Und in Rom wird ein riesiger Holzkoffer aufgebaut, der vorher in 18 Gepäckstücken zusammengeschnallt mit dem Zug transportiert wurde. Die Zusammenhänge zwischen diesen Arbeiten? Sie lassen sich zunächst nur schwer feststellen. Doch es ist vor allem eine Frage, die sich daraus ergeben soll: Wie sehen Kunstschaffende die Welt? Eine einzige, treffsichere Antwort lässt sich darauf wohl nie formulieren. Um eine Annäherung bemüht man sich im Künstlerhaus dennoch und wagt mit der Ausstellung „On The Road Again“ einen Versuch. Die Resultate? Erwartbar unerwartet, divers und heterogen.

Doch handelt es sich hier nicht um eine herkömmliche Ausstellung: Zugrunde liegt ein Projekt, das sich bereits über die vergangenen zwei Jahre erstreckt hat. Eine Open-Call-Ausschreibung der österreichischen Kulturforen richtete sich an Künstler aus dem Bereich Medien- und bildende Kunst, die ihren Lebens- sowie Arbeitsmittelpunkt in Österreich haben. Städte wie Berlin oder Bukarest, aber auch New York, Mexico City und Tokio sollten bereist und zum thematischen Mittelpunkt künstlerischer Projekte werden. Ausgestellt wurden die Arbeiten anschließend im österreichischen Kulturforum des jeweiligen Zielortes. Es ging hier aber nicht etwa nur darum, zeitgenössische österreichische Kunst im Ausland zu zeigen – gefordert war eine intensive Auseinandersetzung mit dem Gastgeberland, für das neue künstlerische Arbeiten beziehungsweise ortsspezifische Installationen entstehen sollten. Das übergeordnete Thema: „Umbruch in Gesellschaft und Ökologie“. 

Rosmarie Lukasser, Ausstellungsansicht Approaching … I’m online and 4.0, Academy of Arts, Novi Sad, 2022 Curtesy of the artist and Galerie Krinzinger Foto: Igor Grandic

Initiator des neuartigen Projekts ist Simon Mraz, Kurator des Außenministeriums und zuvor Leiter des österreichischen Kulturforums in Moskau. Im Gespräch mit PARNASS erzählt er, dass die Idee zu „On The Road Again“ durch die Verwerfungen infolge der Covid-Krise entstanden war. Lockdowns, Grenzschließungen und andere Einschränkungen machten die reguläre Arbeit des Ministeriums kaum mehr möglich, eine neue Herangehensweise an die Auslandsarbeit im Kulturbereich musste her. „Es gab eine besondere Offenheit etwas Neues auszuprobieren, weil die klassischen Methoden plötzlich durch die unvorhersehbaren Ereignisse während der Pandemie nicht mehr funktioniert haben“, beschreibt Mraz.

Rainer Prohaska, Ausstellungsansicht ALLE WEGE FÜHREN NACH ROM oder A „SUITABLE“ SUITCASE, Österreichisches Kulturforum Rom, 2022

Von Diversität geprägt

Vielfältigkeit prägte das Projekt von Anfang an: Es gab kein Alterslimit, auch die österreichische Staatsbürgerschaft war keine Vorgabe, um ein möglichst breites Spektrum gegenwärtigen österreichischen Kunstschaffens anzusprechen. Die Liste der teilnehmenden Künstler, die aus über 500 Einreichungen ausgewählt wurden, liest sich wie das Paradebeispiel einer divers angelegten zeitgenössischen Ausstellung. Ramesch Daha, Matthias Klos, Olaf Osten, Martina Tscherni oder Reinhold Zisser etwa sind mit ihren Projekten Teil der breit angelegten Abschlussschau im Künstlerhaus. Dass die Aufgabe, 24 völlig unterschiedliche Projekte auf einer Ausstellungsfläche zusammenzubringen, nicht ganz leicht werden könnte, dessen war man sich im Vorhinein bewusst. Um die performativ angelegte Interventionen ins Künstlerhaus zu bringen und dennoch möglichst wenig ihrer ursprünglichen künstlerischen Qualität einzubüßen, arbeitet man hier mit QR-Codes. Eine Art virtueller Ausstellungskatalog zeigt Originalaufnahmen, Bilder und Videos der Arbeiten an ihrem Ausgangspunkt.

Darja Shatalove, Ausstellungsansicht 1030 Days, Vasconcelos-Bibliothek, Mexiko, 2022 © Bildrecht

Für jene Künstlerinnen, die ihre Projekte nicht vor Ort realisieren konnten – in Kiew und Teheran war eine Umsetzung aufgrund der politischen Situation, in Peking und Tokio wegen der Einreisebeschränkungen nicht möglich – ist die Schau wiederum die einzige Möglichkeit, ihre Werke zu zeigen.

„On The Road Again“ bietet also eine beinah unglaubliche Bandbreite an künstlerischen Arbeiten, die jeweils völlig unterschiedliche Zugänge verfolgen. Das mag in der Ausstellung im Künstlerhaus zeitweise zwar etwas überfordernd wirken, mit Blick auf die zugrunde liegende Projektidee gilt es aber, Nachsicht walten zu lassen. Ob geplant ist, das Konzept weiterzuverfolgen und gegebenenfalls zu wiederholen? „Ich bin selbst neugierig“, schmunzelt Mraz. Er wolle sich nur auf das derzeit noch laufende Projekt konzentrieren, mit der Ausstellung sei schließlich noch genug zu tun. Was danach kommt, werde sich zeigen – es bleibt also spannend.

Dieser Text wurde gekürzt. Den ganzen Artikel lesen Sie in unserer PARNASS Frühjahrsausgabe.

Jelena Micić, Ohne Titel (Detail), 2019, Ohrstäbchen, Nylonfaden, ca. 80 x 80 cm

Künstlerhaus K/Haus

Karlsplatz 5, 1010 Wien
Österreich

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