Neue Räume: Galerie Michael Bella eröffnet in 1010
Bereits seit über 10 Jahren ist Michael Bella mit der Bellart Galerie und der Galerie Michael Bella in Wien aktiv. Nun erweitert er sein Portfolio um einen neuen Raum im ersten Bezirk. Acht Duo-Ausstellungen kuratiert von Anne Avramut weihen die eleganten Galerieräume ein. Den Auftakt macht eine sehenswerte Schau von Emma Hartvig und Bára Prášilová, die am 26. März eröffnet.
Frausein ist hochpolitisch. Der weibliche Körper ist immer noch ein politischer Schlachtplatz.
Die politische Dimension des Frauseins hat Anne Avramut also zum Kernthema ihrer ersten kuratierten Ausstellung im neuen Space der Galerie Michael Bella gemacht. Zu sehen sind surrealistisch-humoristische Foto- und Videoarbeiten der in Prag lebenden konzeptionellen Fotografin Bára Prášilová sowie sensibel-tiefschürfende Foto- und Videowerke der aus Schweden stammenden Emma Hartvig, die nach Stationen in London, Berlin, Paris und Kopenhagen inzwischen in Wien lebt.
Beide Künstlerinnen befragen nicht nur die Rollen der Frau, sondern auch den Female Gaze, den weiblichen Blick im starken Kontrast zum medial dominanten Male Gaze. Vor allem die Auseinandersetzung mit der Mutterschaft und der Wahrnehmung dieser ist ein Kernthema der sorgfältig kuratierten und im ausgewogenen Dialog gehängten Ausstellung. So zeigt Emma Hartvig etwa nackte Mütter mit ihren ebenfalls nackten Kindern – ein ungewohnter, wenngleich absolut natürlicher Anblick, der bei vielen Widerstand auslöst und so wiederrum einen politischen Diskurs eröffnet.
Emma Hartvig, Portrait with Mask, aus der Serie "Masks and Myths" , 2023, © Emma Hartvig
Zwischen Mutterschaft und FrauSein
Bára Prášilová beleiht derweil die Farbkraft der Werbeästhetik und spielt mit Ironie und Schlagkraft, wenn sie etwa eine Babyschaukel samt Baby am ausgestreckten Bein einer stoischen Frau balancieren lässt – als Gegengewicht ein Einkaufssack in der anderen Körperhälfte, so hält sich Frau „ausgeglichen“, wird die Mutter zur scheinbar austauschbaren Statistin. Im Theater und seiner spezifischen Ästhetik liegt wiederrum auch ein Interesse von Hartvig, wenn sie Darstellerinnen über die Schulter schaut, während Prášilová selbst szenisch inszeniert und choreografiert.
„Beide Künstlerinnen sind auch Regisseurinnen in der Konstruktion der Bilder, allerdingst mit komplett unterschiedlichen Strategien“, erklärt Avramut beim Ausstellungsrundgang mit PARNASS. Während Bára Prášilová minutiös plant ist Emma Hartvig mehr der Momentaufnahme verpflichtet, entschleunigt dann allerdings den Weg der Technik – sie fotografiert analog und scannt die Bilder sodann für die digitale Montage, was eine körnige und eigenwillige Detailästhetik ergibt.
Bára Prášilová, The Three of Us, 2020, from the series "Circles", © Bára Prášilová
„Verkörperte Politik: Frauen, Macht und öffentliches Leben“, die aktuelle Schau, ist der Auftakt für eine längerfristige inhaltliche Zusammenarbeit der Galerie Michael Bella mit Anne Avramut. Insgesamt ist ein Reigen von acht Ausstellungen geplant unter anderem werden heuer noch Arbeiten von Linda Berger, Anouk Lamm Anouk, Julia Belova zu sehen sein. Insgesamt präsentieren sich 16 Künstler:innen jeweils im Duo.
Bára Prášilová, Tanec Praha I., 2019, © Bára Prášilová
Emma Hartvig, Legs, 125 x 186 cm, © Emma Hartvig
Ausstellungsansicht „Verkörperte Politik: Frauen, Macht und öffentliches Leben“ Galerie Michael Bella, © Xenia Snapiro @snapiro (2024)
Bára Prášilová, CLOCK, 2019, © Bára Prášilová
Emma Hartvig, Studio Sessions, aus der Serie Masks and Myths, © Emma Hartvig
Bára Prášilová, Seesaw, from the Series Circle, 2021, © Bára Prášilová
Emma Hartvig, Studio Sessions, aus der Serie Masks and Myths, © Emma Hartvig
Emma Hartvig, Portrait with Mask, aus der Serie "Masks and Myths" , 2023, © Emma Hartvig
Bára Prášilová, The Three of Us, 2020, from the series "Circles", © Bára Prášilová
Ausstellungsansicht „Verkörperte Politik: Frauen, Macht und öffentliches Leben“ Galerie Michael Bella, © Xenia Snapiro @snapiro (2024)
Galerie Michael Bella
Maria-Theresien-Straße 30 / 3. EG / 14, 1010 Wien
Österreich
Eröffnung: Dienstag, 26. März 2024, 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 27. März - 2. Mai 2024
