MARIETTA BUDINER
Ihre Sammelleidenschaft entdeckte die Pharmazeutin Marietta Budiner bereits während ihrem Studium in Wien. Nach längerer Forschung für die WHO in der Schweiz, wo sie sich auf Rauschgifte spezialisiert hatte, wechselte die aufgeschlossene Deutsche mit österreichischen Wurzeln die Branche und scoutete als Pressechefin im Ullstein/Langen-Müller Verlag Autoren von München bis New York. Inzwischen lebt die erfolgreiche Kommunikationsexpertin wieder in Genf. Nachdem sie 25 Jahre die Unternehmenskommunikation des Shiseidokonzerns in der Schweiz führte, leitet sie nun die Unternehmenskommunikation im Kosmetikkonzern ihres Mannes Henri-Jack Dutertre.
PARNASS: Wieso sammeln Sie eigentlich Kunst? Marietta Budiner: Das begann sehr früh in Wien. Als Studentin war ich die einzige Nicht-Künstlerin in einem Haus voller Künstler – Josef Bramer, Gottfried Helnwein, Haralampi Oroschakoff. Von Anfang an ging es auch um Freundschaften. Ich muss immer einen Bezug zum Künstler haben – oder mit ihm befreundet sein –und mit den Galeristen am besten auch. Mein erstes Werk kaufte ich von Rudolf Goessl, der ein enger Freund meines ersten Mannes war, und dann ging es immer weiter. Manche geben ihr Geld für Pelzmäntel aus, ich gebe mein Geld für Kunst aus. Die ersten Werke musste ich noch in monatlichen Raten an Thaddaeus Ropac abstottern, aber ich musste sie haben.
P: Haben Sie weitere österreichische Künstler in ihrer Sammlung? MB: Ja, viele! Am Anfang habe ich hauptsächlich von österreichischen Galeristen gekauft. Erwin Wurm, Jakob Gasteiger und Mathias Kloser habe ich dann auf der viennacontemporary erworben. Daneben sammle ich Schweizer Künstler wie Olaf Breuning, David Renggli oder Zilla Leutenegger. Außerdem hat mich eine Freundin auf südamerikanische Kunst aufmerksam gemacht. Ich habe kein Programm, das geschieht alles aus dem Bauch heraus. Aber ein Touch Humor oder Ironie gefallen mir. Außerdem sammle ich sehr zeitgenössisch, bis auf Martin Kippenberger und James Lee Byars leben noch alle in meiner Sammlung vertretenen Künstler.
P: Sie kommen bereits seit Jahren zur Messe nach Wien. Was hat Sie beim letzten Besuch der viennacontemporary besonders beeindruckt? MB: Der junge österreichische Künstler Nikolaus Gansterer. Ich kaufe Dinge zu denen ich mich hingezogen fühle, aus dem Bauch heraus. Eine große dunkle Arbeit von Gansterer hat mich sofort begeistert. So sehr, dass ich die Maße völlig unterschätzt habe und sie es dann nicht über die Wendeltreppe in meine Genfer Wohnung geschafft hat. Nun arbeitet der Künstler aber an einem neuen Werk für mich, das es dann hoffentlich bis zu mir in die Schweiz schafft.
P: Besuchen Sie viele internationale Messen? Worin liegen für Sie die Vorteile beim Kauf von Kunst auf Messen im Gegensatz zum Kauf in Galerien?MB: Es geht für mich vor allem um eine Zeitfrage. Regelmäßig besuche ich die Messen in Zürich, Basel, Köln und Wien. Auf den Messen habe ich dann bewusst Zeit mich mit der Kunst auseinanderzusetzten und sie bieten auch mehr Auswahl.
P: Womit sticht die viennacontemporary für Sie hervor? MB: In Wien sieht man völlig andere Kunst. Hier sieht man den Einfluss des Ostens; den Einfluss durch Kriegserlebnisse. Die letzte Ausgabe der Messe 2017 war dunkler und weniger fröhlich als die Konkurrenzmessen. In Wien herrscht ein ganz anderer Anspruch. Außerdem hatte ich den Eindruck es gab mehr Zeichnung und auch Design als anderswo.