Lassnig – Rainer. Das Frühwerk
Maria Lassnig und Arnulf Rainer zählen zu den erfolgreichsten Künstlern Österreichs. Lassnig würde heuer ihr 100. Lebensjahr begehen, Rainer feiert seinen 90. Geburtstag. Beide lernten sich 1948 in Klagenfurt kennen. Ihre gemeinsam verbrachten Jahre prägten ihr künstlerisches Werk grundlegend. Die Ausstellung im LENTOS stellt nun erstmals die vielschichtige und wechselvolle Entwicklung der beiden Künstler ins Zentrum. Ein sowohl von der Auswahl als auch von der Ausstellungsarchitektur her gelungenes Ausstellungsprojekt.
Parnass Artlife Führung am 28. Mai in der Maria Lassnig Stiftung
Das Frühwerk von Maria Lassnig und Arnulf Rainer zeigt neben parallelen Entwicklungssträngen gleichzeitig eine Fülle von sehr unterschiedlichen Ansätzen, die in der Folge auch die doch sehr heterogenen Werkverläufe der beiden Künstler geprägt haben. Im Mittelpunkt der von Brigitte Reutner kuratierten Schau steht nicht die Liebesbeziehung der beiden Künstlerpersönlichkeiten, sondern ihr Ringen um die Entwicklung ihres künstlerischen Werks als Ausdruck ihres Kunstwollens.
Beide haben sich von 1945 bis 1960 intensiv mit aktuellen Tendenzen der Gegenwartskunst auseinandergesetzt. So wechselte ihr Stil häufig, von naturalistisch-figurativen, surrealen, informellen bis zu konstruktivistischen, kubistischen und tachistischen Ausdrucksformen. Ein Phänomen, das die österreichische Kunst der damaligen Zeit grundsätzlich charakterisierte. So zeigt die Ausstellung auch die Vielfalt der unterschiedlichen Ansätze und Werkgruppen, die bei Lassnig und Rainer in sehr kurzer Zeit durchgespielt wurden.
Für die Ausstellungsarchitektur konnten Nicole Six und Paul Petritsch gewonnen werden. Ihnen ist es gelungen, ein leichtes, transparentes Hängekonzept zu entwickeln, das einerseits den großen Raum im LENTOS bewältigt, ein vergleichendes Schauen der beiden Œuvres ermöglicht und zudem die Werke dieser Zeit in eine „Seh–Ästhetik“ der Gegenwart holt. Nach 1945 saugten die jungen Künstlerinnen und Künstler begierig alles durch die NS-Jahre Versäumte auf und rezipierten die Strömungen der Klassischen Moderne ebenso wie jene des Kubismus. Vor allem das französische Kulturinstitut, geleitet von Maurice Besset, leistete hier wichtige Arbeit in Innsbruck und organisierte zahlreiche Ausstellungen, die auch Lassnig besuchte, um französische Moderne im Original sehen zu können.
Beispiele, wie diese Anregungen in ihr Werk einflossen, sind in der Ausstellung zu sehen. Auf der anderen Seite notierte sie bereits in den späten 1940er-Jahren auch ihre ersten Gedanken zum Thema Körpergefühl, das in der Folge zum zentralen Sujet ihrer Werke werden sollte. Mit der „Introspektive Erlebnisse“ schuf Lassnig 1947 bereits ihre ersten Körpergefühlszeichnungen. 1949 erhielt sie ihre erste Einzelausstellung in Klagenfurt und galt regional als erfolgreiche Künstlerin.
Im Herbst 1952 bezog sie ihr erstes Wiener Atelier in der Bräuhausgasse im 5. Bezirk. Lassnig stand wieder am Anfang, nicht das letzte Mal in ihrem Leben, und musste sich ihre Stellung als Künstlerin erkämpfen, während Rainer bald zum Star der Wiener Szene aufstieg und in Verbindung zur Galerie nächst St. Stephan bald auch international an Terrain gewann. So erzählt die Ausstellung auch noch eine zweite Geschichte: jene der zunehmenden Konkurrenz zwischen Lassnig und Rainer, die sicher auch ein Grund war, der zum Scheitern der Beziehung führte.
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