Zeller van Almsick

Guckkästen mit Geschmack: Julia S. Goodman

Malerei etwas anders verpackt: In ihrer Soloschau bei Zeller van Almsick feiert Julia S. Goodman (*1987) die Ambiguität. Sie holt surreale Straßenszenen in den Galerieraum und verführt zum voyeuristischen Schaufensterbummel.


Ein Blumenladen, eine Änderungsschneiderei, ein Fleischer, ein Juwelier – die Szenen mit denen Julia S. Goodman die beiden Ausstellungsräume von Zeller van Almsick am Wiener Franz Josef Kai auskleidet sind vielgestaltig. Postkarten einer beliebigen Stadt, deren Geschäftslokale ein bisschen vor sich hin stauben, während am Stadtrand die Einkaufszentren die Generalästhetik der großen Ketten und Marken zelebrieren. Goodmans Läden sind etwas schmuddeliger, spezieller, vergessener. Man muss sich schon ein bisschen bewegen und verrenken, um hinter die Objektrahmen zu blicken und den malerischen Kern der Arbeiten freizulegen. „Ich finde es interessant, die Perspektiven der Betrachterinnen und Betrachter zu manipulieren“, erzählt die New Yorker Künstlerin, die bis 2020 an der Akademie der bildenden Künste Wien studierte und heute in Wien lebt, und die wohl auch den einen oder anderen humoristischen Kommentar zum Konsumverhalten in den Staaten versus Mitteleuropa in ihrer Ausstellung verpackt.

Es geht um Wünsche, Begierden aber auch um den Exzess und ums Starren.

Julia S. Goodman

Die Wände suggerieren Ladenzeilen, in der Raummitte steht eine surreale „Lieferung“ (eine Box deren Ursprung und Endziel man nicht kennt) und – wechselhaft betrachtet – leere oder volle Einkaufstüten mit zweischneidigen Grimassen gesellen sich auch noch dazu. Ein wilder Materialmix trifft auf Neuinterpretationen klassischer Malereistillleben und der alltägliche Straßen-Kapitalismus auf den Galeriebetrieb. Die Protagonisten fehlen, diesen Part der Inszenierung müssen die Besucherinnen und Besucher schon selbst ausfüllen. „Es geht um Wünsche, Begierden aber auch um den Exzess und ums Starren“, so die Künstlerin. Mit dieser Ausstellung wagt sie sich abermals auf neues Terrain und hat einen großen Schritt Richtung skulpturaler Praxis genommen. Während sie die geschlossenen Gitter vor einem Juwelierschaufenster mit Wiener Geflecht imitiert, kommt bei den meisten Schaufenstern tatsächliches Glas zum Einsatz. Auf dem einen oder anderen findet sich ein Graffiti oder ein Sticker, als hätte man die Werke sich selbst und dem öffentlichen Raum überlassen.

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Allerdings ist dies nur eine Andeutung, Julia S. Goodman arbeitet zu präzise, um etwas dem Zufall zu überlassen. So hat sie auch die Galeriewände streichen lassen und den Boden mit einem Mosaik aus billigem Büroteppich auskleidet – eine weitere Ambiguität zwischen Innen und Außen, zwischen high gloss und low class. Hier ist nichts eindeutig, Goodman baut mehrere Narrative auf, um sie gleichzeitig wieder aufzuheben. Doch in der gemeinsamen Szenerie geht hier alles auf und das Ausstellungserleben inklusive Nachhall überzeugt. Ob die Objekte auch lose – als einzelne skulpturale Werke funktionieren, muss sich in anderem Kontext noch weisen.

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Ausstellungsansicht, Foto: Simon Veres, Courtesy of Julia S. Goodman and Zeller van Almsick

Zeller van Almsick

Franz-Josefs-Kai 3/16, 1010 Wien
Österreich

Julia S. Goodman, Five Finger Discount
bis 30. Juli 2022  

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