Kunsthistorisches Museum Wien

IDOLE & RIVALEN. KÜNSTLER IM WETTSTREIT

In der Antike galt der Wettstreit, „Agon“, als Grundprinzip der griechischen Kultur – sei es im Sport (Olympische Spiele) oder in den Künsten (bildende Kunst und Dichtkunst). Stets ging es um ein Vergleichen, ein Messen der Leistungen, eine Optimierung der Ausdrucksmöglichkeit und Technik, verbunden mit der anspornenden Herausforderung zu Bestleistungen. Auch in der frühen Neuzeit gab es einen Wettstreit unter Künstlern. Das Kunsthistorische Museum widmet dem Thema nun eine große Ausstellung.


So berichtet Plinius der Ältere (1. Jahrhundert vor Christus) von einem Wettkampf zwischen den großen griechischen Malern Zeuxis und Parrhasius. Während Zeuxis' naturalistisch gemalte Trauben Vögel anlocken, täuscht Parrhasius das Auge des Konkurrenten mit einem illusionistisch gemalten Vorhang.

Ein anderer berühmter Wettstreit der Antike endet mit unsäglichen Qualen für den Satyr Marsyas, der Gott Apoll zu einem musikalischen Wettbewerb herausfordert. Als er zu gewinnen scheint, ändert Apoll die Spielregeln, siegt und häutet Marsyas zur Strafe bei lebendigem Leib.

Das Kunsthistorische Museum Wien nimmt diese Künstler-Kompetitionen zum Anlass, eine umfassende Schau zum Thema zu kuratieren, von der Antike bis ins 18. Jahrhundert. In einzelnen Kapiteln werden über vier Säle der Gemäldegalerie und der Kabinette Geschichten von Wettstreiten, künstlerischen Duellen, inszenierter Konkurrenz, Neid und Intrigen, aber auch Kollaborationen erzählt.

Seit der Frührenaissance fördern Auftraggeber, Städte, Zünfte und Herrscherhöfe das Konkurrenzdenken unter Künstlern, wollen dadurch neue kreative Ideen entzünden. In Florenz entscheidet ein Wettbewerb über den Auftrag für die großen Bronzetüren des Baptisteriums. Zwei junge Bildhauer fertigen je ein Probestück, Ghibertis Entwurf ist dynamischer und dennoch harmonischer in der Komposition als der des Mitbewerbers Brunelleschi. Den entscheidenden Ausschlag, wer den Auftrag erhält, gibt aber die modernere Gusstechnik Ghibertis, durch die er sieben Kilo weniger von der kostspieligen Bronze braucht.

Einige Jahrzehnte später treffen die Erzrivalen Leonardo da Vinci und Michelangelo aufeinander. Die riesigen Wände des Ratssaals im Palazzo Vecchio in Florenz sollen mit Schlachtenbildern geschmückt werden, die Aufträge gehen an die beiden größten Künstler ihrer Zeit, jeder will den anderen übertrumpfen. Das Duell der Florentiner Meister verliert sich schließlich in einem offenen Ende, im Kunsthistorischen Museum sind Kopien nach den verlorenen Vorlagen einander gegenübergestellt.

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© KHM-Museumsverband © Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut

Tiziano Vecellio, gen. Tizian (1488/90–1576), DANAE, nach 1554, Leinwand; 152 × 134 cm, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie © KHM-Museumsverband

Jean de Boulogne, gen. Giambologna (1524/29–1608), nach Michelangelo Buonarroti, gen. Michelangelo (1475–1564), NOTTE (NACHT), vor 1574, Alabaster; H. 44,5 cm, B. 46,5 cm, T. 18,8 cm, Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden © Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut

Mädchen im Pelz, Tizian (um 1488–1576), Um 1534/36, Leinwand, 95,5 × 63,7 cm, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie © KHM-Museumsverband

Peter Paul Rubens (1577–1640), DAS PELZCHEN (»HET PELSKEN«), 1636/38, Eiche, 178,7 × 86,2 cm, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie © KHM-Museumsverband

Kunsthistorisches Museum

Maria-Theresienplatz, 1010 Wien
Österreich

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