Künstlerstadt Gmünd – ein Kleinod, der Kunst verschrieben

Sommerzeit ist Ausflugszeit. Unterwegs im Süden Österreichs lohnt eine Stippvisite in der Künstlerstadt Gmünd, wo diesen Sommer die Naturforschern Maria Sibylla Merian in Zusammenschau mit zeitgenössischer Kunst gezeigt wird.


Der 375. Geburtstag und ihre Beteiligung auf der diesjährigen Venedig Biennale – als älteste gezeigte Position – sind wohl nur zwei von zahlreichen Gründen für die umfassende Aufarbeitung von Maria Sibylla Merians künstlerischen Erbe in der Stadtturmgalerie Gmünd im Sommer 2022. Seit 1991 arbeitet die Kulturinitiative Gmünd daran die Kärntner Stadt, idyllisch gelegen zwischen dem Katschberg und dem Millstätter See, als Künstlerstadt bekannt zu machen.

So ziehen von Mai bis Oktober Ausstellungen und Ateliers in die historischen Gebäude der Ortschaft. Die fünf Artist-in-Residence Programme sind ein wesentlicher Motor im Kunstreiben der Stadt. 2022 sind etwa Brigitte Kranz, Rhea Standke, Leo May oder Jan Langer für mehrmonatige Aufenthalte in Gmünd zu Gast. Hinzu kommen Ausstellungen, verteilt auf ungewöhnliche Architekturen, wie etwa die Schau von Birgit Bachmann und Gerd Oblak hoch oben über dem Stadtkern in den Räumen der alten Burg. In der Galerie Gmünd präsentiert sich im Frühsommer die in Wien ansässige Malerin Käthe Schönle mit einer umfassenden Werkauswahl ab 2018. Ende Juli wird sie von der Atelier-Gastkünstlerin Rhea Standke und Maja Ott abgelöst, die in Folge die Galerie bis zum Herbst bespielen werden.

Neben der Malerei werden in Gmünd auch Schwerpunkte auf andere Medien gesetzt – Fotografie wird etwa in der Lodronschen Reitschule aufgeboten, wo der Deutsche Friedenspreis für Fotografie gastiert und seine Preisträger präsentiert.

Alte Burg © Künstlerstadt Gmünd

Doch zurück zur Hauptausstellung 2022, die sich einreiht in Präsentationen von Dürer, Picasso, Matisse und Turner, die in den letzten Jahren in Gmünd stattfanden. Maria Sibylla Merian kombinierte die Naturforschung mit Kunstfertigkeit und das schon im 17. und 18. Jahrhundert, als die Tochter eines berühmten Kupferstechers als selbstbestimmte Künstlerin in der Männergilde der Kupferstecher begann mit eigenen Farben aus Naturmaterial Pflanzen- und Tierstudien anzufertigen. Merian entwickelte das sogenannte Metamorphosen Bild – Blätter, die die Entwicklung vom Ei über die Raupe und den Kokon zum Schmetterling auf einer einzigen Darstellung in Kombination mit einer Pflanze oder Frucht veranschaulichen. In Zusammenarbeit mit dem Kunstkabinett Strehler, Sindelfingen sind zahlreiche Hauptwerke Maria Sibylla Merians in Gmünd zu sehen. In der Ausstellung werden sie in Dialog gebracht mit historischen Objekten einerseits, wie einem Pluviale-Schild von 1712/40 mit Blumenornamenten aus dem Kunsthistorischen Museum Wien, aber auch mit sieben Positionen zeitgenössischer Kunst. Sehenswert sind nicht nur die fotografische Inszenierung von Irene Andessner als Maria Sibylla Merian, sondern auch Objekte von Alfredo Barsuglia, die täuschend echte Kopien der Natur zur Debatte stellen.

Ausstellungsansicht, Maria Sibylla Merian, Foto: PARNASS

Ausstellungsansicht, Maria Sibylla Merian, Foto: PARNASS

Maria Sibylla Merian, Surinam Banane, www.kunstkabinett-strehler.de

Maria Sibylla Merian, Surinam Vanille, www.kunstkabinett-strehler.de

Maria Sibylla Merian, Surinam Pampelmuse, www.kunstkabinett-strehler.de

Maria Sibylla Merian, Surinam Mispel, www.kunstkabinett-strehler.de

Bildnis der Maria Sibylla Merian, 1679, Ölbild von Jacob Marrel

Stadtturmgalerie Gmünd

Hauptplatz 13, 9853 Gmünd in Kärnten
Österreich

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