Klimts Lehrer
Sieben Jahre Ausbildung an der Kunstgewerbeschule prägten Gustav Klimt, so die These des Kurators Otmar Rychlik „für sein gesamtes späteres Werk“.
Es ist eine zweifellos kunsthistorisch relevante, in ihrem Auftritt aber etwas zu akademische Ausstellung geworden, die das MAK über den Winter zeigt. Man könnte fast meinen, eine Ausstellung über das Studieren, gemacht für Studierende der Kunst und Kunstgeschichte. Denn der Individualbesucher des MAK lässt sich vielleicht nicht gleich auf das Thema „Klimts Lehrer“ ein und noch weniger auf das Suchspiel zwischen Saalnummer und Booklet – welche Arbeiten sind denn nun von Klimt und welche aus der Hand seiner Lehrer?
18 originale Frühwerke Gustav Klimts sind es, die die Schau, kuratiert von Kathrin Pokorny-Nagel seitens des MAK und Otmar Rychlik als Gastkurator, zusammenträgt und in den Kontext von rund 160 Gemälden, Grafiken und Skizzen seiner Professoren an der Kunstgewerbeschule stellt. Eine dichtgehängte Ausstellungserfahrung, die für den Kenner interessante Gegenüberstellungen und Einblicke liefert. So stellt Rychlik die Behauptung auf, dass das Großprojekt der Wiener Ringstraße die Hervorbringung großer Künstler voraussetzte und damit quasi logisch die Gründung der Kunstgewerbeschule in den 1860er Jahren des 19. Jahrhunderts bedingte.
Alle drei Klimt-Brüder, obwohl aus ärmlichen Verhältnissen, durften sich an der Kunstgewerbeschule einschreiben. Für Gustav Klimts Ausbildung waren mehrere Künstler und Pädagogen von nachhaltiger Bedeutung. Vor allem Ferdinand Laufberger, dessen umfassenden Nachlass das MAK im Zuge der Ausstellungsvorbereitung aufgearbeitet hat, war zentral für Klimts Lehrjahre. „Ich habe von ihm alles gelernt“, soll Gustav Klimt einst über Laufberger gesagt haben.
Doch nicht nur dessen Werk und Anregung für Klimt wird in der Schau deutlich. Zahlreiche Einflüsse werden veranschaulicht – der Einsatz des Goldes, das Klimts Werk begleiten sollte, kann eine Anregung in den religiösen Bildern von Michael Rieser gefunden haben. Ornament und Dekor mag auch auf den Einfluss des Blumenmalers Friedrich Sturm zurückzuführen sein. Kapitelweise vollzieht das MAK Verwandtschaften anhand von Themenstudien nach. So wird etwa dem Porträt, der Naturdarstellung und den Sujets des „Kinderspiel“ Rechnung getragen.
Die Ausstellung macht deutlich, worüber, so Rychlik, in der Fachwelt Einigkeit herrscht, nämlich dass die Studienzeit für Klimt eine weit größere Bedeutung hatte, als dies üblicherweise der Fall ist. Eine interessante Schau, der es ob ihrer nüchternen Ausstellungsgestaltung leider kaum gelingen wird, neue Enthusiasten für die durchwegs sehenswerten Werke der Lehrer Klimts zu finden.
MAK
Stubenring 5, 1010 Wien
Österreich