In anderen Räumen. Environments von Künstlerinnen 1956 – 1976 im Haus der Kunst

Jenseits der Grenzen

05.03.24

Die Gruppenausstellung „In anderen Räumen. Environments von Künstlerinnen 1956—1976“ beleuchtet die grundlegenden Beiträge von Frauen zur Geschichte der Environments.

Kuratiert vom Direktor des Museums, Andrea Lissoni und von Marina Pugliese und Anne Pfautsch, stellt „In anderen Räumen“ elf Künstlerinnen aus drei Generationen in den Fokus. Sie kommen aus Asien, Europa und Nord- und Südamerikas: Judy Chicago, Lygia Clark, Laura Grisi, Aleksandra Kasuba, Lea Lublin, Marta Minujín, Tania Mouraud, Maria Nordman, Nanda Vigo, Faith Wilding und Tsuruko Yamazaki.

Environments neu interpretiert

Environments befinden sich an der Schwelle zwischen Kunst, Architektur und Design. Sie entwickeln und verändern Räume und ihr immersiver und spielerischer Charakter lädt das Publikum dazu ein, sie zu betreten, sich auf sie einzulassen und mit ihnen zu interagieren. Der Begriff „Environment“ geht auf das Jahr 1949 zurück und wurde erstmals vom italienisch-argentinischen Künstler Lucio Fontana verwendet, um seine experimentellen neuen Kunstwerke zu beschreiben, die das Publikum aktiv miteinbezogen. In der Folge wurden Environments rasch zu einem wichtigen Bestandteil der internationalen Kunstwelt, wobei sich das historische Narrativ bislang fast ausschließlich auf die Werke männlicher Künstler konzentrierte und auf Beispiele aus den USA und vereinzelt aus Europa. Umso wichtiger und bemerkenswerter ist daher die aktuelle Ausstellung im Haus der Kunst.

Inside Other Spaces. Environments by Women Artists 1956–1976 Marta Minujín: ¡Revuélques y viva!, 1964 Installationsansicht | Installation view Haus der Kunst, 2023, © Agostino Osio

Environments sind eine ephemere Kunstgattung und wurden oft nach ihrer Präsentation dekonstruiert. „Angesichts des experimentellen Charakters von Environments, ist ihre Kunstgeschichtsschreibung von einem Gefühl des Verlusts geprägt. Somit ist die Auslöschung des maßgeblichen Beitrags von Frauen ein doppelter Verlust. Die möglichst originalgetreue Rekonstruktion der historischen und noch zu historisierenden Environments soll die Kluft zwischen damals und heute überbrücken und die Werke von Künstlerinnen in den Vordergrund rücken.”, so Andrea Lissoni. Die Ausstellung basiert auf einer dreijährigen Forschungsarbeit, die einerseits die delokalisierte Geschichtsschreibung durch die Präsentation von Künstlerinnen aufzeigt, also auch mit Hilfe eines Netzwerks von Wissenschaftlern und Restauratoren und Archivmaterial wie Fotos, Architekturplänen, Artikeln, Rezensionen und Materiallisten die wesentliche Environments der Künstlerinnen rekonstruiert.

Inside Other Spaces. Environments by Women Artists 1956–1976 Aleksandra Kasuba: Spectral Passage, 1975 Installationsansicht | Installation view Haus der Kunst, 2023, © Agostino Osio

Die Ausstellung umfasst Werke von 1956 bis 1976, dem Jahr der ersten historischen Aufarbeitung dieser experimentellen Arbeiten in der von Germano Celant kuratierten Ausstellung „Ambiente/Arte dal Futurismo alla Body Art“ im Rahmen der 37. Biennale von Venedig. Sie ist Teil einer Reihe, in der das Museums eine Neubewertung bislang übersehener Felder der Kunstgeschichte ins Zentrum stellt. „In anderen Räumen“ versucht Geschichten und Erzählungen neu zu untersuchen und diejenigen hervorzuheben, die in historischen Schilderungen fehlen und dokumentiert die grundlegende Rolle der Frauen bei der Entwicklung immersiver Kunst und ihren nachhaltigen Einfluss auf die bildende Kunst.