Francisco Carolinum Linz

Jana Želibská | Discovery of Possibility

Die Ausstellung Jana Želibská – Discovery of Possibility ist die erste Einzelausstellung der slowakischen Künstlerin außerhalb der Slowakei neben ihrem Länderbeitrag im gemeinsamen Pavillon der Tschechischen Republik und der Slowakischen Republik auf der 57. Biennale von Venedig im Jahr 2017.


Mit gerade einmal 26 Jahren realisierte Jana Želibská 1967 in Bratislava (geboren 1941 in Olomouc, damalige Tschechoslowakei) ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Cypriána Majerníka. Das gesamte Arrangement aus Bildern, Objekten und Vorhängen enthüllte und verhüllte den weiblichen Körper. Die Künstlerin spielte selbstbewusst mit dem voyeuristischen Blick auf den nackten oder nur leicht bekleideten weiblichen Körper, das hinter durchsichtigen Stoffen Verborgene, das Sinnliche und Erotische. Sie präsentiert weibliche Körper als Projektionsfläche für das Begehren und als Körper, die selbst begehrt werden möchten, als lustvolle und verführerische Versprechen. Spiegel, die im Schoß der Akte platziert waren, reflektierten den Blick. Kleine Gucklöcher in einem Kasten erlaubten einen Blick in das Verbotene. In ihren frühen Installationen zu Ende der 1960er Jahre agiert Jana Želibská als emanzipierte, lebensfrohe Frau, thematisiert selbstbewusst erotisches Begehren und fegt patriarchalische Strukturen beiseite.

Ausstellungsansicht © OÖ Landes-Kultur GmbH, Michael Maritsch

Ausstellungsansicht © OÖ Landes-Kultur GmbH, Michael Maritsch

Ausstellungsansicht © OÖ Landes-Kultur GmbH, Michael Maritsch

Jana Želibská, Silkworm Hängende Objekte, Thermoplast, Seidentrikot Schwarz-Weiß Fotografie, 1970 Photo: Miloš Vančo Linea Collection, Bratislava, Neudruck/reprint 2023

Das Ende des Prager Frühlings mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts im August 1968 führte zur sogenannten Periode der „Normalisierung“. Wie für viele andere Künstler:innen wird es Jana Želibská unmöglich in den 1970er und 1980er Jahren ihre Werke im offiziellen Kunstbetrieb in der Tschechoslowakei zu präsentieren. Sie verlagert ihre künstlerischen Aktivitäten in die Natur und den privaten Raum und entwickelt ihre charakteristische Bildsprache weiter. Die frühen Formen von Oval und Trapez tauchen als Steine oder Rasenflächen und in Zeichnungen wieder auf.

Mit Betrothal of Spring feiert die Künstlerin am 13. Juni 1970 den Frühling und Sommer als eine Art Vermählung mit der Natur, mit einem Happening im Freien in der Nähe von Dolné Orešany mit Musik, Girlanden, die von einem Flugzeug abgeworfen werden, und jungen Frauen aus dem Ort, die Blumengirlanden in ihre Haare wickelten und tanzten. Auch psychedelische Substanzen tauchen in einer Inszenierung auf. Nicht von ungefähr, denn der Gebrauch der in der Tschechoslowakei produzierten LSD Variante Lysergamid war in den 1960 Jahren im Land weit verbreitet und gleichzeitig ein Verkaufsschlager im Westen, der dem Staat wichtige Devisen einbrachte.

Neben einem Überblick ihrer zwei ersten Ausstellungen Ende der 1960er Jahre dokumentiert die Ausstellung performative Events in der Wohnung, Happenings und Inszenierungen in der freien Natur, Zeichnungen und Objekte der 1980er und der beiden letzten Jahrzehnte, sowie mit Sisters II eine Videoinstallation von 1999. Großzügige Leihgaben der Linea Collection, der PSIS Collection – First Slovak Investment Group, der Nitra Galerie und der Slowakischen Nationalgalerie in Bratislava und der Künstlerin selbst haben es möglich gemacht, gerade die frühen Werke intensiv zu präsentieren.

Jana Želibská, Betrothal of Spring Happening, Dolné Orešany Schwarz-Weiß Fotografie, Papier, 1970 Photo: Miloš Vančo Collection of the Slovak National Gallery, Neudruck/reprint 2023

Die Ausstellung Jana Želibská – Discovery of Possibility steht in einer Reihe mit Natalia LL, The Mysterious World – Natalia LL, 2021, und Geta Brătescu – The Woman and the Bird, 2022, die im Francisco Carolinum Linz historisch wichtigen Künstlerinnen Osteuropas gewidmet ist, und mit Aneta Grzeszykowska und Maria Kulikovska auch jüngere Künstlerinnen präsentierte, deren Werk von großer Authentizität und Originalität geprägt ist.

Francisco Carolinum Linz

Museumstraße 14, 4010 Linz
Österreich

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