Internationale Ausstellungshighlights im Frühjahr 2023

Wenn die Tage wieder länger werden, steigt auch die Unternehmungslust: Reisefreudigen mangelt es auch in diesem Jahr nicht an sehenswerten Ausstellungen rund um den Globus, die definitiv einen Besuch wert sind. PARNASS hat eine Auswahl zusammengestellt.


Matisse. Cahiers d’art, der Wendepunkt der 1930er

Musée de l’Orangerie, Paris

Bis 29. Mai 2023

Zu Henri Matisses Werk gibt es kaum eine Forschungslücke, seine Arbeiten sind weltbekannt, seine Kunst international gefeiert. Doch sucht man eine Lücke in der Ausstellungshistorie, so findet man sie wohl in den 1930er Jahren: Auffallend wenige widmeten in der Vergangenheit dieser Periode ihre Aufmerksamkeit, in der das Schaffen des Franzosen einen Wendepunkt durchlebt. Grundlage der Schau ist die Berichterstattung des legendären Kunstmagazins Cahiers d’Art, dessen Berichterstattung in den Dreißigern den Diskurs um Matisse wieder anheizte und auch den Wettbewerb mit Picasso aufs Neue befeuerte. Bilder, die bisher kaum in Frankreich gezeigt wurden, werden im Rahmen der Ausstellung zu sehen sein, so etwa „Le Chant“ aus Houston und die vollständige Serie der „Blouses roumaines“, die bisher in verschiedenen amerikanischen Museen zerstreut war.

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Henri Matisse (1869–1954), Nature morte à la dormeuse, 1939-1940, Huile sur toile, 82,5 × 100,7 cm Washington, National Gallery of Art © Succession H. Matisse Photo National Gallery of Art, Washington


Ragnar Axelsson: Where The World Is Melting

Deichtorhallen Hamburg

bis 4. Juni 2023

Der Isländer Ragnar Axelsson, einer der gefragtesten Fotografen des Nordens, beobachtet den Klimawandel schon lange. Seit mehr als 40 Jahren dokumentiert er die dramatischen Veränderungen von Landschaften und Lebensräumen am Rand der bewohnbaren Welt und reist in die abgelegensten und isoliertesten Regionen der Arktis. In eindringlichen Schwarz-Weiß Fotografien erforscht er die Beziehungen zwischen Menschen, Tieren und Orten der Arktis und ihren extremen Umweltbedingungen. Beziehungen, die aufgrund der Klimakrise beispiellosen, tiefgreifenden Veränderungen unterlegen sind. Bilder, deren Wirkkraft durch Mark und Bein geht.

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Mikide Kristiansen, Thule, Greenland, 1999 © Ragnar Axelsson 


Picasso Celebration: The Collection in a New Light

Musée Picasso Paris

bis 27. August 2023

Im großen Picasso-Jubiläumsjahr – am 8. April jährt sich der 50. Todestag des Ausnahmekünstlers – ist auch der Besuch einer Jubiläumsschau fixer Bestandteil im Ausstellungskalender. Das Musée National Picasso in Paris stellt seinen Bestand aus und rückt den gebürtigen Spanier in ein neues Licht: Der britische Designer Paul Smith wurde eingeladen, die künstlerische Leitung der Präsentation zu übernehmen. Im Vordergrund steht der zeitgenössische Zugang zu Picassos Werk, als Gegenüberstellungen eröffnen Neuinterpretationen von Künstler:innen wie Guillermo Kuitca, Obi Okigbo, Mickalene Thomas und Chéri Samba einen visuell fruchtbaren Dialog. Ein Highlight, das Picassos vermeintlich viel gesehenem Oeuvre neue Dimensionen verleiht!

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Pablo Picasso Portrait de Dora Maar 1937 Huile sur toile 92x65cm Musée national Picasso-Paris, Dation Pablo Picasso, 1979. MP158


Shirley Jaffe: Form als Experiment

Kunstmuseum Basel

25. März bis 30. Juli 2023

Eine herausragende Künstlerin der Moderne, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist: Die in Amerika geborene Shirley Jaffe lebte und arbeitete in Paris, malte zunächst abstrakt-expressionistisch, ließ sich schließlich von Wassily Kandinsky und Sophie Tauber-Arp inspirieren und fertigte monochrome, geometrische Farbfelder, die oftmals voll Dynamik über die Bildfläche zu tanzen scheinen. Die Sammlung des Kunstmuseums Basel beherbergt seit Kurzem eine bedeutende Gruppe von Werken aus dem Schaffen der 2026 verstorbenen Künstlerin, und konzipierte zusammen mit dem Centre Pompidou eine breitgefächerte, sehenswerte Sonderausstellung.

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Atelier de Shirley Jaffe, Paris, 13 octobre 2008, Kunstwerk im Hintergrund : Shirley Jaffe, "Bande Dessinée en Noir et Blanc", 2009 © 2023, ProLitteris, Zurich © Bibliothèque Kandinsky, Centre Pompidou, MNAM-CCI / Jean-Christophe Mazur


After Impressionism: Inventing Modern Art

National Gallery, London

25. März bis 13. August

Zwischen 1880 und dem Ausbruch des ersten Weltkriegs 1914 sah sich die Kunstwelt mit so tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert, wie sie es zuvor kaum gegeben hatte. Kubismus, Expressionismus und Abstraktion hielten Einzug, und stürzten den Realismus endgültig in eine tiefe Krise. Die Moderne Kunst, wie wir sie heute kennen, etablierte sich in jener Periode. Cézanne, Van Gogh und Gaugin glätteten die Wogen für jüngere Künstler:innengenerationen, unter ihnen Klimt, Kokoschka, Matisse, Mondrian oder auch Rodin und Camille Claudel. In der National Gallery London folgt die Megaausstellung im Plakatformat dem Pfad vom späten Impressionismus bis hin zu der
Modernen Kunst, wie wir sie heute kennen.

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Paul Gauguin, Vision of the Sermon (Jacob Wrestling with the Angel), 1888, Oil on canvas, 72.20 x 91.00 cm © National Galleries of Scotland, Edinburgh 


Georgia O’Keeffe: To See Takes Time

MoMA New York

9. April bis 12. August

Die Amerikanerin Georgia O’Keeffe mag vor allem für ihre lebhaften Abbildungen von Blumen, Flammen oder Landschaften bekannt sein, doch ihre Arbeiten aus Kohle, Bleistift, Wasser- und Pastellfarbe auf Papier verdienen ein analoges Maß an Aufmerksamkeit. Das Museum of Modern Art in New York macht es sich zur Aufgabe, einen raren Einblick in die Methoden einer der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zu geben. Wiederkehrend in ihrer langen Karriere als Malerin spielt das Medium Papier eine zentrale Rolle: Sie erforscht so nicht nur die Formen der Natur, sondern auch ihren Rhythmus – den spiralförmigen Abstieg des Sonnenlichts genauso wie das samtige Schwarz der Dunkelheit aus dem Flugzeugfenster.

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Georgia O’Keeffe. Evening Star No.II, 1917. Watercolor on paper. 8 3/4 × 12″ (22.2 × 30.5 cm). Courtesy Crystal Bridges Museum of American Art, Bentonville, Arkansas.. Photography by Dwight Primiano. © 2022 Georgia O’Keeffe Museum / Artists Rights Society (ARS), New York

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