Ines Agostinelli

Ines Agostinelli

Schnittbilder von Körperwahrnehmungen

Neben ihrem fotografischen Œuvre kann Ines Agostinelli auf ein bemerkenswertes grafisches Werk verweisen. Mit Grafitstift auf großformatigen Papieren und Leinwänden schafft sie in einem sehr zeitintensiven Arbeitsprozess monumentale und dennoch zarte, abstrakte Gebilde aus feinsten, gleichmäßigen Schraffuren. Sie erinnern an wachsende Strukturen, an Äste und Baumstämme, aber auch an medizinische Bildgebungsverfahren wie die Computertomografie, an Schnittbilder von menschlichen Thoraxen oder mikroskopische Vergrößerungen von Organen und Blutbahnen.


Humanistisches Interesse

Doch ist es kein naturwissenschaftliches Analysieren, sondern viel mehr ein humanistisches Interesse am Menschen, seinem Körper und dessen Wahrnehmung. Raffiniert agiert Agostinelli mit den Möglichkeiten des Mediums, den Grautönen des Grafitstifts und dem Weiß des Untergrundes, manchmal durch Acrylfarbe akzentuiert und spielt gelegentlich mit der Umkehrung von Positiv und Negativ. 2012 ruft die Fotografin, Medienkünstlerin und Zeichnerin die Vorarl­berger Bevölkerung auf, ihr für das Projekt „Song of myself“ Erinnerungen in Form von privaten Fotografien zur Verfügung zu stellen. Diese persönlichen Aufnahmen verfremdet Agostinelli, indem sie Ausschnitte wählt, Details vergrößert und beim Abfotografieren mit unterschiedlichen Linsen Brechungen und Unschärfe erzeugt. Die von der Künstlerin angeeigneten Lebensgeschichten anderer werden zu einer medienübergreifenden Installation, mit Fotografie, Collagen, Video und Sound, arrangiert.

Ines Agostinelli, Ausstellungsansicht Museum Essl | Foto: Parnass

Ines Agostinelli, Ausstellungsansicht Museum Essl | Foto: Parnass

Anders als bei meinen fotografischen Arbeiten, die stets auch über sich selbst hinaus auf das kollektive Bildgedächtnis weisen, gilt mein Interesse bei der Zeichnung schlicht der unmittelbaren Bilderfahrung.

Ines Agostinelli

Agostinelli, 1978 in Bregenz geboren, studierte von 1997 bis 2000 Fotografie, visuelle Medien und Grafik an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und anschließend Medien- und Raumkunst an der Universität für angewandte Kunst, Wien, wo sie 2006 ihr Diplom machte. „Anders als bei meinen fotografischen Arbeiten, die stets auch über sich selbst hinaus auf das kollektive Bildgedächtnis weisen, gilt mein Interesse bei der Zeichnung schlicht der unmittelbaren Bilderfahrung.“

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