Atelierbesuch bei Hubert Schmalix

Hubert Schmalix in L.A.: »Mittlerweile kann man Brot und Kaffee schon genießen«

Hubert Schmalix | © the artist

Zum Auftakt des Jahres hat Paula Marschalek den österreichischen Maler Hubert Schmalix in seinem Atelier in Los Angeles besucht. In ungezwungener Atmosphäre gewährte der 1952 in Graz geborene Künstler private Einblicke in seine Werkstatt und sprach mit PARNASS über sein Schaffen, seine Sammelleidenschaft und das Leben in der „City of Angels“.


Seit über 30 Jahren lebt der international renommierte Künstler Hubert Schmalix schon an der Westküste. In den späten 1980ern entschied er sich, die grünen Hügel des „Mount Washington“ in „East Side“ zu seinem zweiten Zuhause zu machen und sich hier sein Atelier einzurichten, da er die meiste Zeit in Kalifornien verbringt und nur für bestimmte Projekte in seine erste Heimat nach Österreich reist.

Bewusst nach Norden ausgerichtet, um zu jeder Tageszeit konstante Lichtverhältnisse zum Malen zu haben, strahlt das großzügige Atelier charmantes Flair aus. Ein einladendes, authentisches Ambiente inmitten von Leinwänden, Farbtöpfen, Pinseln, Teppichen, Keramiken und Büchern lädt zum Verweilen und Wohlfühlen ein. Auf mehreren Staffeleien befinden sich groß dimensionierte „landscapes-in-progress“. „Ich male immer an mehreren Bildern gleichzeitig“, kommentiert Schmalix. Die Flächengestaltung sowie der klare Auftrag der Binnenzeichnungen mit dem Pinsel deuten auf Vorgänge vor dem Malakt hin, die wenig dem Zufall überlassen.

An der gegenüberliegenden Seite des Ateliers schlummern bereits fertige Bilder. Vom Keilrahmen abgezogen, aufgerollt und gekennzeichnet warten diese auf ihren eigenen Augenblick. Auf die Frage, wann er das Bild als fertig erachte, antwortet er ganz pragmatisch: „Meistens ist es fertig, wenn es voll ist. Es kommt aber auf den entscheidenden Moment an.“

Die große Idee ist schon vorher da

Hubert Schmalix

Schon lange widmet sich Schmalix dem Genre der Landschaftsmalerei. Spektakuläre Wasserfälle, naturbelassene Flussläufe, einsame Gebirgshöhen, uralte Bäume sowie verwilderte Brücken und Mühlen spiegelten schon im 19. Jahrhundert mehr innere Sehnsüchte der Menschen als die Realität wider. In seinen klar strukturierten Gemälden lässt Schmalix diese Faszination aufleben, macht selbst erdachte idyllische Orte zum zentralen Motiv und zeigt dabei ein besonderes Farbgefühl.

 

Hubert Schmalix | © the artist

Hubert Schmalix | © the artist

Als wesentliche Elemente bleiben das Spiel zwischen Fläche und Linie sowie das Aufeinandertreffen von stark kontrastierenden und sanft harmonierenden Farben bestehen. Bewusst kombiniert der Kolorist bestimmte Farben bis sich eine spannende und ungewohnte Zusammenstellung ergibt. „Es muss bewegen und etwas in mir auslösen.“, so Schmalix. Die Reduktion der Motive auf Farbflächen und die ornamentale Gestaltung von Wasser erinnern an chinesische Shan shui-Landschaften, an Alpenmalerei des 19. Jahrhunderts und an Warhols Serie „Do it yourself“.

Neben dem malerischen Schaffen, das offensichtliche Einflüsse aus China zeigt, spezialisierte er sich außerdem im Gebiet der chinesischen Keramik und Architektur. Schmalix gilt dort als anerkannter Sammler solcher Artefakte und ist in diversen Publikationen mit seiner anschaulichen Sammlung vertreten. Darüber hinaus umfasst seine Sammelleidenschaft Teppiche und Bücher. „Ich habe ungefähr 40 Teppiche zu Hause herumliegen und Angst, dass sie von Motten gefressen werden.“, erzählt er und lacht.

Die intensive Auseinandersetzung mit diesen Gegenständen findet sich in seinen großformatigen Kunstwerken. Er setzt Figürliches in seine von Teppichen inspirierten Hintergründe, interessiert sich für einfache Landschaften und verarbeitet den Kontakt mit der in Los Angeles präsenten chinesischen Kultur in seinen Bildern.

Seitdem ich hierhergezogen bin, hat sich sehr viel verändert. Mittlerweile kann man Brot und Kaffee schon genießen.

Hubert Schmalix
Atelier Hubert Schmalix | © Paula Marschalek

Atelier Hubert Schmalix | © Paula Marschalek

Während seinem ersten Jahrzehnt in Kalifornien zeigte sich wieder seine Affinität zum Reich der Mitte. Denn seine sehr erfolgreiche Galerie „Black Dragon Society“ eröffnete und führte er gemeinsam mit dem Künstler Roger Herman von 1998 bis 2008 in Chinatown. Mit dieser bemühte er sich zehn Jahre lang die Präsentation junger Maler zu verstärken und ihnen eine Plattform zu bieten, bevor die beiden Gründer den Fokus erneut auf die eigene Arbeit legten.

Seither hat sich sowohl die Kunstszene als auch das Stadtbild stetig weiterentwickelt, Los Angeles ist als pluralistischer, dynamischer und weltoffener Kosmos „the place to be“. Die lebendige Künstlerschaft zeigt eine Vielfalt an kreativen Arbeitsweisen und Möglichkeiten. Für sie gilt die Devise: „Everything’s possible!“ Los Angeles repräsentiert mit seiner omnipräsenten Coolness einen Sehnsuchtsort, genauso wie Schmalix einen solchen mit seinen Werken erzeugt und den Betrachter in eine außergewöhnliche Bilderwelt mitnimmt.

Im Februar reist der vielbeschäftigte Hubert Schmalix übrigens in seine anfängliche Heimat nach Wien, denn er entwarf das Plakat für den Opernball 2020. Dabei ließ sich der Künstler durch die mächtige Opernfigur der Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“ inspirieren.

Das könnte Sie auch interessieren