Hochkarätige Gegenwartskunst findet man nicht nur im urbanen Raum

HOCHsommer 2019 – eine Landpartie

Hochsommer 2019, Ausstellungsansicht, KS Room, Dörfl | Foto: PARNASS

Unter dem Namen „HOCHsommer“ haben sich 2017 erstmals acht Kunstinstitutionen aus dem Raum Südoststeiermark und dem südlichen Burgenland zusammengeschlossen. Sie alle vereint das Interesse und die Leidenschaft für zeitgenössische Kunst, ganz abseits der Bundeshauptstadt und der Landeshauptstädte. Die regionalen Standorte reichen von Feldbach, Fehring über Jennersdorf bis nach Bad Radkersburg. 2019 ging der HOCHSommer vom 09. bis 15. August 2019 in die dritte Runde.


Im Rahmen einer siebentägigen Veranstaltungsreihe wurde dem Publikum ein ambitioniertes Kunstprogramm mit Fokus auf Malerei, Fotografie, Skulptur und Performance Art geboten. Doch sind viele der Ausstellungen noch bis September zu sehen. Ein Besuch in dieser – auch landschaftlich schönen Region lohnt daher.


Kienzer & Erjautz im KS Raum

Eines der Highlights ist die Ausstellung von Michael Kienzer und Manfred Erjautz im KS Room, der vom Künstlerduo Karl Karner und Linda Samaraweerová in Kornberg bei Feldbach betrieben wird, und wo auch außerhalb des HOCHsommers Ausstellungen stattfinden. Die Dialogausstellung von Kienzer und Erjautz besticht durch die Klarheit der Raumbespielung, in der die formal doch unterschiedlichen Arbeiten auf einander Bezug nehmen und in einen nahezu poetischen Dialog treten.


Kunsthalle Feldbach, Kieslingerhaus und Kugelmühle

In der Kunsthalle Feldbach zeigt das Künstlerduo hoelb/hoeb. „RIEEZ" (Regionale Initiative zur Entwicklung empathischen Zubehörs) – Projekt dass mit Beteiligung von Institutionen und „Experten des Alltags" Themen im Umfeld von Verlust, Empathie oder Solidarität untersucht. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist als multimediale Ausstellung zu sehen.

Im Kieslingerhaus im Schauraum von Schlichtbarock (Andreas Stern, Rainer Böhm und Martin Plaschg), selbst ein Garant für ungewöhnliche Raumgestaltung, sind Werke von James English Leary zu sehen, leider nur bis 15. September, eine Besichtigung ist jedoch auf Anfrage möglich. Schlichtbarock etablierte die Reihe „Fine Arts“ und zeigt sowohl im Kieslingerhaus als auch in der Kugelmühle mehrmals im Jahr neue außergewöhnliche Arbeiten nationaler und internationaler Künstler.

So ist auch die aktuelle Ausstellung von Robert Schaberl in der Kugelmühle ein absolutes MUST-SEE sowie die Schau „Transforming Walls“ von Hannes Mlenek in der Grenzkunst-Halle in Jennersdorf. Schaberl stellte in der Kugelmühle, in Mühlendorf, eine große Auswahl seiner Werke zusammen und spielt förmlich mit dem Industriebau, der selbst bereits beeindruckend ist. Der Kontrast zwischen der rauen Ästhetik der Architektur und den präzise gestalteten, kostbar erscheinenden Zentralformen, die je nach Standpunkt im Zusammenspiel mit dem Licht ihre Farb- und Raumwirkung entfalten, ist ein sehenswertes Schauerlebnis.

Die Dialogausstellung von Kienzer und Erjautz besticht durch die Klarheit der Raumbespielung

Silvie Aigner

 

Hochsommer 2019, Robert Schaberl. „Mühldorf“, Ausstellungsansicht, Kugelmühle, Feldbach | Foto: PARNASS


Hannes Mlenek in Jennersdorf

In faszinierender Weise eröffnet Hannes Mlenek neue Aspekte in der Diskussion um das Verhältnis und die Bezugsmöglichkeiten zwischen Bild und Skulptur in seiner außergewöhnlichen und raumgreifenden Ausstellung in der Grenzkunst-Halle in Jennersdorf. Mit traditionellen Mitteln, ohne notwendige Referenz auf das „Crossover“ der Kunst des letzten Jahrzehnts, ohne digitale Medienimplikation, spürt der Künstler der uralten und immer wieder absolut neuen Frage und Problemstellung nach dem Verhältnis von Bilderwelt und Weltbild nach, von dem Heidegger bereits schrieb, dass Weltbild nicht bedeutet, ein Bild von der Welt zu haben, sondern die Welt überhaupt als Bild zu begreifen.

Mlenek der sich in seinem Werk bereits oft den Herausforderung großer Räume stellte, sah die Architektur der ehemaligen A&O Lagerhalle sofort als Inspirationsquelle und Motor um einmal mehr zu beweisen, dass er mit großen Formaten und Installationen umzugehen weiß. Die beiden Kunstförderer Claudio G. Cocca und Csaba Valentik stellen die ehemalige A&O Lagerhalle am Bahnhofring in Jennersdorf seit 2011 als Kunst- und Ausstellungsraum zur Verfügung.

Hochsommer 2019, Hannes Mlenek, Ausstellungsansicht, Kunst an der Grenze | Foto: PARNASS

Hochsommer 2019, Hannes Mlenek, Ausstellungsansicht, Kunst an der Grenze | Foto: PARNASS


Exposition und Skulpturenpark Eisenberg

In unmittelbarer Nähe betreibt Peter Pilz und der Verein Land Eisenberg die Galerie und Ausstellungsraum Exposition, wo während des HOCHsommers unter dem Titel „Experimentator“ Arbeiten, darunter auch einige Videos von Rudolf Polanszky gezeigt werden. Wer Zeit hat soll den Abstecher zum Skulpturenpark nach Eisenberg machen.

Hier realisierte Land Art Eisenberg, eine Initiative für Bildhauerkunst in der Gemeinde St. Martin a.d. Raab im südlichen Burgenland unweit der Grenzen zu Ungarn und Slowenien ein Areal für Skulpturen oder Projekte, die direkt am Gelände enstehen. Mittlerweile sind an die dreißig Werke auf dem Gelände zu besichtigen, die sich auf unterschiedliche Weise und im Gedanken der Land Art mit der Topografie des Ortes auseinandersetzen.

HochSommer

Verschiedene Orte, 8330 Feldbach
Österreich

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