HERKULES DER KÜNSTE
Das Gartenpalais Liechtenstein öffnet von 16. Februar bis 1. April wieder bei freiem Eintritt seine Tore. Im Mittelpunkt der diesjährigen Sonderausstellung steht die Sammlung von Fürst Johann Adam Andreas I. – ambitionierter Bauherr und leidenschaftlicher Kunstsammler.
Die Sammlung, die unter anderem hochkarätige Gemälden von Peter Paul Rubens, Anthonis Van Dyck, Marcantonio Franceschini oder Giovanni Giuliani umfasst, wurde bereits zu Lebzeiten von Fürst Johann Adam Andreas I. von seinen Zeitgenossen bewundert. Eine Auswahl ist nun in der Ausstellung in der Sala Terrena zu sehen. Sie gibt auch einen Einblick in das barocke Wien um 1700. Werke wie etwa das großformatiges klassisches Gemälde eines unbekannten Meisters, auf dem der Fürst im Ornat des Ordens vom Goldenen Vlies abgebildet ist oder die originale Ratifizierungsurkunde durch den Kaiser, dazu Bronzen von Massimiliano Soldani-Benzi, dem Hofbildhauer der Medicis, das Bildnis eines gewaltigen Hengstes aus der Pferdezucht der fürstlichen Familie und nicht zuletzt der Abguss der lebensgroßen Herkules Statue aus dem Stadtpalais, stehen prototypisch für die Kenntnis und Sammelleidenschaft des Fürsten. Johann Adam Andreas (1657–1712) folgte 1684 seinem Vater Karl Eusebius I. nach, der mit seiner Kunstsammlung bereits Leitlinien vorgab.
Johann Adam Andreas I. muss eine herausragende Persönlichkeit gewesen sein. Politisch engagiert und wirtschaftlich geschickt, ein einflussreicher Mann, ein aktiver Bauherr und bedeutender Kunstsammler. Mit diesen Eigenschaften ging er in die Geschichte ein. Er war es beispielsweise auch, der das Stadtpalais der fürstlichen Familie nahe der Hofburg erbauen ließ und das Gartenpalais samt Belvedere in der Rossau, mit dem die Entwicklung des neuen Stadtteils Lichtental seinen Vorstellungen entsprechend einherging.
„Im Rückblick erweist sich Fürst Johann Adam Andreas als eine der zentralen Gestalten des Hauses Liechtenstein. Was an ihm fasziniert ist sein hoher Anspruch, sein unbedingter Wille zur Exzellenz – so lässt er zwei der grandiosesten Barockpalais in Wien errichten und holt sich die Architekten und Künstler dazu eigens aus Italien“ so Stephan Koja, der Direktor der Fürstlichen Sammlungen und Kurator dieser Schau. Zudem öffnet er die Liechtenstein’sche Galerie erstmals für Kunstinteressierte.
Die dichte Hängung der italienischen und flämischen Meisterwerke in den Ausstellungsräumen, einige exquisite Möbelstücke, die vielen Stiche, die teils wieder verworfenen, teils tatsächlich umgesetzten Pläne für Prachtbauten in Böhmen, Mähren und auch Wien, dazu Landkarten sowie kostbare Bronzen und frühe Porzellane der Wiener Manufaktur Du Paquier, in der kleinen- und der großen Bibliothek, lassen die Fülle und die Ausrichtung der Sammlung erkennen, die Fürst Johann Adam Andreas zusammengetragen hat. Grundlage all dessen bildete sein wirtschaftliches Geschick.
Peter Paul Rubens weltberühmtes Porträt der Clara Serena, der Tochter des Künstlers, jenes seiner Söhne Albert und Nikolaus, aber auch die insgesamt acht großformatigen Gemälde, die als Tapisserievorlagen entstanden sind und von Träumen und Tod des römischen Feldherrn Decius Mus erzählen, beweisen das Kunstverständnis des Sammlers. Absoluter Glanzpunkt ist das Deckenfresko im Festsaal, ein Auftragswerk, in dem der italienische Maler Andrea Pozzo die allegorische Selbstinszenierung des Fürsten als neuen Herkules in seine gewaltigen und inhaltsreichen Bilder überträgt.
Gartenpalais Liechtenstein
Fürstengasse 1, 1090 Wien
Österreich