Emanuel Layr

Gigantisch: Franz West trifft Stano Filko

Emanuel Layr zeigt im Dialog zweier Kunstgiganten West-Filko was eine Galerieausstellung leisten kann. Sowohl die Werke von Stano Filko als auch von Franz West bekommen ausreichend Raum, und werden jeweils einzeln dargestellt. Doch werden auch Gemeinsamkeiten sichtbar. So entfalten die Werke im Miteinander neue Qualitäten. Ein Seherlebnis für Kenner und solche die es werden wollen.


Franz West und Stanislav „Stano“ Filko, zwei eigensinnige Vorreiter, die sich in keiner Kunstströmung fassen lassen und beiderseits ihre eigenen Systeme erschufen. Jeweils Methoden, die stets auch mit dem Prinzip „Hidden Agenda“ kokettieren. Dies ist der Titel der museal anmutenden Dialogausstellung in der Galerie Layr.

Filko und West formulieren subjektive Realitäten mit universellen Qualitäten.

Emanuel Layr

Es ist seit längerem eine Ausstellung, die wieder von Emanuel Layr selbst kuratiert wurde, ist er doch speziell um den ihm anvertrauten Nachlass Filkos bemüht. Dieser gelte oft als „Franz West Osteuropas“, erklärt Layr, wie aus einem beiläufigen Vergleich ein in der Umsetzung mehr als schlüssiges Ausstellungskonzept geboren wurde. Ungefähr zwei Dekaden der beiden Künstlerbiografien wurden für die Galerieausstellung ausgewählt – die spannenden 80er- und 90er-Jahre bis in die frühen 2000er Jahre, in denen der zehn Jahre jüngere West Höhepunkte mit Beteiligungen an Venediger Biennale und documenta IX und X erlebte und der 1937 geborene Filko sein Kunstsystem perfektionierte. Letzteres wird Besuchenden der Ausstellung mit der ambitionierten Installation „Cosmosouterspaceunivers“ ansehnlich und klar präsentiert: In einem Raum im Raum verdeutlicht Filko seine Ideen zu numerischen Farbsystemen bis hin zur kosmischen Transzendierung aller seiner Farb Chakren in der Auflösung im Weiß. In der Mitte der – erst zum zweiten Mal überhaupt öffentlich aufgebauten Arbeit (nach 2008 im Kröller-Müller Museum), steht die DNA, als biologischer Footprint des Künstlers.

Stano Filko and Franz West, Hidden Agenda, 2024, Installation view, Layr Singerstraße, Artwork Franz West © Archiv Franz West/Estate Franz West, Vienna, Photo: Kunst-Dokumentation.com

Nicht der einzige Moment in dem man Filko hier quasi persönlich begegnet. Seine biografische Auseinandersetzung ist omnipräsent – die Arbeiten genauso intim wie kühn von seinem Ich entkoppelt. Beide, Filko und West, arbeiten in Kooperationen und ließen immer wieder auch „machen“: Sie delegierten, managten und ließen letztlich oft einfach geschehen. Das verdeutlicht die gezeigte West Arbeit „Pièce pour 6 Ètudiantes“. Dafür schickte Franz West Studierenden seine Anleitung für sechs Skulpturen, inklusive Maße und Skizzen. Für die Umsetzung wurde den Studierenden freie Hand gelassen. Allerdings hielt West fest, dass ein Sockel ein Katzenklo beherbergen sollte, dessen Platzierung im Raum – zumeist in einer ruhigeren Ecke – auch die Aufstellung der anderen Objekte (es wurden letztlich sieben) festlegte. Klassischer West Humor, der auch zwölf Jahre nach seinem Tod sitzt. Genauso wie Filko nichts an Aktualität eingebüßt hat, im Gegenteil. Sein transdisziplinäres, medial offenes und ganzheitliches Denken sowie die kompromisslose Praxis sind maximal zeitgenössisch und werden auch so rezipiert.

Stano Filko, Cosmosouterspaceunivers, 2005, Acrylic, wood, mirrors,tailor's rubber, 370 × 370× 240 cm, Courtesy Layr, Vienna, Photo: Kunst-Dokumentation.com

2026 kommt Filko ins mumok

Während West sich der Aufmerksamkeit im internationalen Kunstdiskurs sicher sein kann – gerade zeigt etwa auch Gagosian wieder Werke des Künstlers – erlebt auch Stano Filko nun posthume Würdigung mit steigendem musealen und internationalen Interesse. Nach einer eindrucksvollen Ausstellung in der Halle für Kunst Steiermark 2022 ist für 2026 eine große Retrospektive im mumok geplant. Kuratiert von Marianne Dobner und Boris Ondreička sollen alle vier Stockwerke des Museums bespielt und das Gesamtwerk Filkos so einzigartig erlebbar werden.

Stano Filko, Cosmosouterspaceunivers, 2005, Acrylic, wood, mirrors,tailor's rubber, 370 × 370× 240 cm, Courtesy Layr, Vienna, Photo: Kunst-Dokumentation.com

Stano Filko and Franz West, Hidden Agenda, 2024, Installation view, Layr Singerstraße, Artwork Franz West © Archiv Franz West/Estate Franz West, Vienna, Photo: Kunst-Dokumentation.com

Stano Filko and Franz West, Hidden Agenda, 2024, Installation view, Layr Singerstraße, Vienna, Photo: Kunst-Dokumentation.com

Franz West, Pièce pour 6 étudiants, 1995, Wood, papiermaché, various objects, Various dimensions, Courtesy Layr, Vienna, Photo: Kunst-Dokumentation.com

Stano Filko and Franz West, Hidden Agenda, 2024, Installation view, Layr Singerstraße, Vienna, Photo: Kunst-Dokumentation.com

Layr

Singerstraße 27, 1010 Wien
Österreich

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