Gallery Diary - Galerie Rudolf Leeb | Gruppenausstellung Raumblenden

Die aktuelle Situation bedeutet eine enorme Belastung für die Kultur- und Kreativwirtschaft und auch für uns als Kunstmagazin. In dieser Zeit wollen wir unseren Beitrag leisten und geben Ihnen täglich Einblicke in die Ausstellungen der derzeit geschlossenen Galerien.


Die Gruppenausstellung “Raumblenden“ mit Arbeiten von Jari Genser, Magdalena Kreinecker und Hessam Samavatian, setzt sich mit dem Dispositiv von Raum und seiner Konstituiertheit auseinander. Kuratiert von Walter Seidl befragt die Schau: Welche Möglichkeiten gibt es, um Räume darzustellen und wie greifen künstlerische Verfahrensweisen gleichzeitig in die Verdeckung oder Verblendung von Räumen ein beziehungsweise lassen gewisse Sichtachsen zu und andere wiederum nicht?


Jari Genser schafft Räume in Räumen. Seine Malereien reproduzieren Raumansichten, die als Vorlage beziehungsweise Vorstufe eines Raumes dienen, um diesen malerisch in den nächsten zu übertragen. Eine mögliche Infinitätskette zieht sich durch den Raum als Bild, die multiple Perspektivitätsszenarien zulässt und weitere Blickachsen eröffnet. Diese werden durch andere Bilder und Wandfarben installativ akzentuiert, um mit unterschiedlichen Raumblenden eine Perspektivitätsverschiebung zu generieren, die das Zentrum des jeweiligen Raumes in einen anderen transferiert und Fragen bezüglich einer Dreidimensionalität und ihrer Übertragung in die nächste (virtuelle) Dimension aufwirft.

Seine Installationen bestehen nicht nur aus Bild- und Wandformationen, sondern inkludieren auch reale Gegenstände wie Fahnen oder Würfel, die als Elemente in den Malereien wiederzufinden sind. Versatzstücke verteilen sich im Raum und bilden den Link zu den einzelnen Bildkompositionen, in denen diese in weiterer Folge wieder auftauchen.

Jari Genser vor seinen Arbeiten in der Ausstellung Raumblenden - Shutters
© Anna Niederleitner

Seine Installationen bestehen nicht nur aus Bild- und Wandformationen, sondern inkludieren auch reale Gegenstände wie Fahnen oder Würfel

 


Hessam Samavatians Arbeit bezieht sich auf das fotografische Dispositiv und in diesem Fall direkt auf die Blende der Kamera. Die Ränder seiner kreisförmigen Arbeit verweisen auf die technische Ausführung jenes Teils des fotografischen Apparates: Zehn zur Seite geschobene Blendenlamellen beziehungsweise der Metallrahmen, in dem sie verankert sind, weisen die Scheibe als vergrößertes Bild eines Kameraobjektivs aus.

Bei geöffneter Blende ist jener Augenblick repräsentiert, in dem das Licht in den Apparat eintritt und auf der Rückwand jener Camera obscura ein seitenverkehrtes, auf den Kopf gestelltes, negatives Bild projiziert, das mit einem Film aufgenommen oder von einem Sensor gespeichert wird. Das Objektivglas und die Linse wurden vom Künstler entfernt, um ein ungebrochenes Schwarz zu erreichen, das nicht erkennen lässt, ob BetrachterInnen sich vor oder hinter dem Objektiv befinden, wenn sie sich in ihm spiegeln und die Funktionsweise dieses Mediums kontemplativ vor Augen haben.

HESSAM SAMAVATIAN Ohne titel 2016 Pigmentdruck © Galerie Rudolf Leeb


Magdalena Kreineckers Installation bildet eine Assemblage aus Linolschnitt, Siebdruck und Radierung, die auf farbigem Hintergrund an Piero della Francescas Fresko „Madonna del Parto“ aus dem 15. Jahrhundert angelehnt ist. Das Fresko wurde mehrere Male abgetragen und versetzt, um es erhalten zu können. Wie bei einem Altarbild handelt es sich in der Anordnung der Bilder um Modelle von Macht und Hierarchie, die bei der Analyse von visuellen Systemen, Gesten und Verhaltensmustern zu tragen kommen. Kreinecker verhandelt Momente der Sichtbarkeit durch Farbe und Form und entscheidet, was bildlich definiert und was ausgeblendet wird.

Der Einsatz verschiedener druckgrafischer Techniken lässt jene Transformationsschritte sichtbar werden, die zur Entstehung der einzelnen Bildinhalte führen. Es lassen sich verknappte Symbole erkennen, die sich auf die EU Flagge beziehen und einen unabgeschlossenen Prozess markieren, der auch die übrigen Bildinhalte definiert. Dadurch werden private und öffentliche Räume miteinander verquickt und visuell verankert.

Magdalena Kreinecker vor ihrer Installation in der Ausstellung Raumblenden - Shutters © Anna Niederleitner

Es lassen sich verknappte Symbole erkennen, die sich auf die EU Flagge beziehen und einen unabgeschlossenen Prozess markieren

Zum Online-Shop

Das könnte Sie auch interessieren